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Reinsberg


Möglicherweise bestand an der Stelle der heutigen Burgruine bereits um die erste Jahrtausendwende ein hölzerner Wehrbau als Grenzsicherung gegen Karantanien. Das Gebiet um Reinsberg gehörte im 13. Jahrhundert dem Bistum Regensburg. Ein Versuch von Herzog Leopold V, es in seinen Besitz zu bringen und dem Bischof von Freising als Lehen zu übergeben, hatte keinen Erfolg, da es Regensburg bereits an Konrad von Peilstein verliehen hatte und dieser die Herrschaft nicht herausgeben wollte. Als erster Burgherr scheint 1256 Engelschalk von Reinsperg auf. Er gehörte zur Familie der Herren von Randegg und hatte auch die Burg Randegg vom Freisinger Bischof als Lehen bekommen. Außerdem gehörte Wang zu seinem Besitz. Nach seinem Tod wurde seine Witwe Alhaid (Adelheid) vom Regensburger Bischof mit Reinsberg und Wang belehnt. Lediglich mit Randegg gab es Schwierigkeiten. Alhaid wollte das heimgefallene Lehen nicht dem Bischof von Freising zurückgeben. In einem Vergleich wurde ihr schließlich 1274 Randegg als Leibgedinge zugesprochen. Sie verzichtete aber 1294 auf ihren Anspruch. Zwei Jahre später gründete sie ein Nonnenkloster in Randegg. Nach dem Tode Adelheids wurde 1315 ihr Neffe Christian von Lengenbach und anschließend dessen Schwiegersohn Reinprecht I von Wallsee mit Reinsberg belehnt. Um 1375 gehörte es Otto von Zelking. Dieser, wie auch seine Vorgänger, wohnten nicht hier, sondern ließen die Burg von Pflegern verwalten, die sich meist nach Reinsberg nannten. 1534 erwarb Wolfgang von Oedt vom Regensburger Bischof bzw. von Stefan von Zinzendorf, der mittlerweile im Besitz des Lehens war, die Herrschaft. Er war Mundschenk und Heerführer von Kaiser Ferdinand I. 1530 wurde ihm vor Budapest das Auge durch einen türkischen Pfeil ausgeschossen, was er aber zwölf Jahre überlebte. Unter seinem Sohn Heinrich wurde die Burg Reinsberg 1597 von aufständischen Bauern unter ihrem Anführer Markgraber gestürmt und geplündert.

Es begann ein langsamer Verfall, der sich durch die Dachsteuer Kaiser Josefs II verstärkt fortsetzte und bis in das vierte Viertel des 20. Jahrhunderts andauerte. Zu den auf die Familie Oedt folgenden Burgherren zählten Wolf Niklas von Grienthal und Wolf Engelbert Graf Auersperg (nach 1692). Dessen Nachkommen besaßen Reinsberg bis 1834. Dann wurde die Ruine von Kaiser Franz I erworben. Nach dem Ende der Monarchie ging sie in den Besitz der Republik Österreich über. 1990 waren die Österreichischen Bundesforste als Eigentümer froh, dass sich die Mitglieder der Reinsberger Heimatbühne für die Ruine als Spielstätte interessierten. Es kam zu einem Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Reinsberg und den ÖBF, dem 1997 der Kauf durch die Gemeinde folgte. Die bereits völlig verwachsene und verschüttete Ruine wurde freigelegt und für die Zwecke des geplanten Theaterbetriebes ausgebaut. Dieser sowie die erforderliche professionelle Bewirtschaftung der Burgruine wurden jedoch bald zum Selbstzweck, dem Denkmalschutz und fachgerechte Sanierung untergeordnet wurden. Die mobile Überdachung des unteren Burghofes mit Hilfe eines Autokranes sowie der Einbau des Zuschauerraumes gaben dem historischen Ambiente den Rest. Heute ist Reinsberg ein Beispiel dafür, dass nicht nur Verfall und Desinteresse des Eigentümers immense Gefahren für ein Bauwerk darstellen, sondern dass auch mit gutem Willen und großem finanziellen Aufwand sogar eine Ruine noch ruiniert werden kann. Immerhin haben die künstlerisch hochstehenden Opernaufführungen der letzten Jahre für einen wesentlich verbesserten Bekanntheitsgrad und eine touristische Erschließung von Reinsberg gesorgt.

Die Burg Reinsberg bestand aus der trapezförmigen Hauptburg, die den obersten Teil des Burghügels einnahm und der ihr im Südosten vorgelagerten länglichen Vorburg. Dazwischen lag im Westen der Torzwinger mit dem über 3 m hohen Rundtor und im Osten der ausgedehnte äußere Burghof. In der ehemaligen Vorburg stehen heute neu errichtete Gebäude, die der Infrastruktur des Theaterbetriebes dienen. Sie sind teilweise der Hochburg angepasst, teilweise aber unter Verwendung moderner Materialien, wie Aluminium errichtet. Die 24 m lange Südmauer der Vorburg war sieben Meter hoch. Sie ist 1910 abgestürzt. Zahlreiche unentgeltliche Arbeitsstunden des örtlichen Dorferneuerungsvereines waren erforderlich, um sie wieder aufzubauen. Der hier stehende ehemalige Getreidespeicher ist ebenfalls ein Neubau. Den östlichen Abschluss des heute als Theaterarena verwendeten äußeren Burghofes bildete ein zweigeschossiges Vorwerk, von dem nur mehr Mauerreste vorhanden sind. Ältester Teil der Anlage ist der rechteckige zweigeschossige Palas am Ostende der Hauptburg. In ihm ist das Feste Haus (15 x 11 m) des 14. Jahrhunderts noch erkennbar. Dessen Außenmauern sind bis zu 4 m stark. Der quer stehende Palas wurde im Zuge der Einrichtung des Freilufttheaters weitgehend erneuert und durch balkonartige Aufbauten mit roten Überdachungen ergänzt. Die Wand seiner Angriffsseite im Osten war ohne Öffnungen, so dass eine Verteidigung nur von der mit Zinnen versehenen Wehrplattform aus möglich war. Von der im Westen anschließenden restlichen Hochburg sind nur mehr die mächtigen, aber stark restaurierten Außenmauern erhalten. Der Rest eines Kamins an der Westmauer deutet aber darauf hin, dass sich hier einst Wohnräume befunden haben. Einzelne Fensteröffnungen zeigen spätgotische Abfasungen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von der Burg führte ein unterirdischer Fluchtweg zu einem benachbarten Bauernhof.

Lage: Niederösterreich/Mostviertel – ca. 5 km östlich von Gresten

Besichtigung: meist jederzeit möglich

Homepage: www.reinsberg.at


Weitere Literatur:


22.11.2006