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Lichtenau (Pinzgau)


Bauherr des Schlosses dürfte Wilhelm von Rosenberg aus Augsburg gewesen sein. Die Herren von Rosenberg waren Gewerke, die im Pinzgau und in Tirol nach Silber, Kupfer und Schwefel schürften. Die Anlage wurde zwischen 1503 und 1506 errichtet. Spätere Besitzer waren die Törring und die Khuen-Belasy. Christoph Khuen von Belasy ließ das Schloss 1624 umbauen, wobei es seine heutige Gestalt erhielt. Johann Siegmund und Erasmus von Khuen-Belasy verkauften es 1663 an Georg Thomas Perger von Emslieb, der es 1676 an Johann Josef Graf Kuenburg weitergab. Gegen eine Zahlung von 3.000 Gulden trat es dieser aber bereits wenige Monate später an den Salzburger Erzbischof Max Gandolf ab. Der Ansitz diente nun als Wohnung für den Unterwaldmeister und einige Mietparteien. Nach der Säkularisation Salzburgs war hier 1808 eine staatliche Beschellstation und 1811 das königliche bayrische Rentamt untergebracht. Danach war Lichtenau Sitz einer k. k. Forstverwaltung. Spätestens damals ging die qualitätvolle Ausstattung verloren. 1902 kaufte Alfred Freiherr Plappart von Leenheer den Besitz. Nach ihm kam es zu einem raschen Wechsel der Eigentümer. 1913 erwarb ihn Olga von Zerboni di Sposetti, deren Erben das Schloss 1930 an die Christlichen Schulbrüder verkauften. Diese verwendeten es als Privat-Hauptschule und Internat. Ab 1960 diente es als Diözesanhaus für kirchliche Schulungen und Veranstaltungen. 1978 kaufte die Gemeinde Stuhlfelden den Ansitz, renovierte und adaptiere ihn als Sonderschule für den mittleren Pinzgau.

Das von einem bescheidenen Garten umgebene Schloss liegt im Ostteil des Dorfes Stuhlfelden. Es ist ein typischer Salzburger Ansitz aus dem 16. Jahrhundert. Der viergeschossige würfelförmige Bau weist einen rechteckigen Grundriss auf. An den vier Ecken sowie in der Mitte der nach Westen gerichteten Langseite wachsen aus den glatten Fronten schlanke quadratische Türmchen empor. Ursprünglich waren es sechs Türmchen, doch wurde jenes in der Mitte der Ostfront in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Sie überragen mit ihren Spitzdächern jedoch nicht das mächtige Walmdach des Gebäudes. Dieses wurde von den Schulbrüdern für Wohnzwecke ausgebaut. Unterhalb der Dachtraufe verläuft ein Kranz von breitovalen Fensteröffnungen. Das flache Kielbogenportal an der Westseite ist mit 1503 bezeichnet. Unter der Jahreszahl war ein Wappen der Herren von Törring angebracht. Es ist nicht mehr erhalten. Die Fenster über dem Portal weisen geschmiedete Schutzgitter auf. An der Südseite springen zwei, auf Kragsteinen ruhende Erker vor. Der östliche ist allerdings ein moderner Zubau. Keller und Erdgeschoß sind großteils gewölbt. Wie die meisten Salzburger Ansitze des 16. Jahrhunderts hat auch Lichtenau in jedem Geschoß einen durchgehenden Mittelflur. An einem Türstock im Erdgeschoß ist die Jahreszahl 1560 zu lesen. Im zweiten Obergeschoß hat sich eine Holztüre mit Beschlägen aus der Zeit um 1625 erhalten. Auch zwei Kassettendecken haben alle Renovierungen überstanden. Von der alten Einrichtung ist aber nichts mehr vorhanden. Drei Plafonds, vier Portale und ein Ofen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in das Salzburger Museum gebracht, wurden aber zum Teil im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört.

Lage: Salzburg/Pinzgau – ca. 3 km östlich von Mittersill

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


20.11.2006