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Palais Trautson


Das Grundstück, auf dem das heutige Justizministerium steht, wurde 1657 von David Reichl an Maria Margarete Trautson verkauft. Die Trautson stammten aus Tirol. Sie wurden 1541 in den Freiherrenstand und 1711 in den Reichsfürstenstand erhoben. Ihr Wiener Palais, das heute mitten im Stadtverkehr liegt, wurde 1710 bis 1712 als Gartenpalast errichtet. Es ist einer der elegantesteten Barockpaläste Wiens. Bauherr war Johann Leopold Donat Fürst Trautson, der Obersthofmeister zweier Kaiser war, nämlich von Josef I und Karl VI. Die Pläne stammten von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Mit der Bauführung war Christian Alexander Oedtl beauftragt. Jean Trehet legte den Garten an. Aus Platzgründen entstand dieser nicht hinter dem Palais, sondern seitlich davon. Bereits der Sohn des Bauherrn, Johann Wilhelm, mit dem das Geschlecht der Trautsons ausstarb, verkaufte 1760 das Palais der kurz zuvor von Kaiserin Maria-Theresia gegründeten königlich-ungarischen Leibgarde. Für die neue Bestimmung mussten eine Reitschule und größere Stallungen errichtet werden, denen der Garten und die Orangerie geopfert wurden. Das Gebäude wurde auch Palais der ungarischen Garde genannt. Diese blieb bis zu ihrer Auflösung 1848 hier untergebracht. Von 1848 bis 1867 war hier der Sitz des niederösterreichischen Landesarmeekommandos. Anläßlich der Krönung Franz Josefs I zum König von Ungarn wurde 1867 die Ungarische Garde reaktiviert und erhielt ihren alten Palast zurück. 1902 wurde der größte Teil des verbliebenen Gartens verkauft und verbaut. 1919 ging das Palais in den Besitz des ungarischen Staates über. In den Jahren von 1924 bis 1963 beherbergte es das Collegium Hungaricum. Außerdem war es Heimstätte für ungarische Studenten, Wissenschaftler und Künstler. 1961 wurde das bereits stark vernachlässigte Palais von der Republik Österreich erworben und renoviert. Im hinteren Teil wurde ein moderner Verwaltungstrakt angebaut. Seit 1966 ist es Sitz des österreichischen Justizministeriums.

Der langgestreckte Palast gruppiert sich um zwei hintereinander angeordnete Höfe. Aus der elfachsigen Hauptfront in der Museumstrasse tritt ein dreiachsiger, reich gegliederter Mittelrisalit deutlich vor. Mit seinem mächtigen Giebel und den drei mit qualitätvollen Schmiedeeisenarbeiten verzierten Portalen wirkt er wie ein selbständiger Baukörper. Das Hauptportal mit seinen toskanischen Doppelsäulen und den darüber stehenden Figurenpaaren ist besonders dekorativ. Das große Stuckrelief im Giebel zeigt die im Olymp versammelten Götter. Die Attikafiguren stellen ebenfalls antike Götter dar. Die beiden vierachsigen Seitenfronten, sowie die im rechten Winkel anschließende Gartenfront, sind einfacher gehalten. Vertikal gliedert sich der Bau in das genutete Sockelgeschoß, das Haupt- und das Mezzaningeschoß, das nach oben von einer figurengeschmückten Attika abgeschlossen wird. Das nahezu quadratische, säulengeschmückte Vestibül nimmt das ganze Erdgeschoß des Mittelbaues ein, während die ersten beiden Geschoße des linken Palaisflügels das große Treppenhaus beherbergen. Die Prunktreppe ist von Sphingen und Atlanten flankiert. Der im Laufe der Zeit mehrfach veränderte Festsaal füllt den ersten bzw. zweiten Stock des Mittelrisalits. Seine Stuckdekorationen stammen von Santino Bussi (um 1712). Die von Marcantonio Chiarini illusionistisch freskierte Sala terrena ist einer der wenigen im Original erhaltenen Räume dieser Art. Die Seitentrakte des Palastes umschließen mit zwei Quertrakten zwei Höfe. Im ersten und größeren der beiden befinden sich zwei Muschelbrunnen.

Lage: 1070 Wien, Museumstraße 7

Besichtigung: Da die Prunkräume als Amtsräume bzw. als Konferenz- und Sitzungszimmer dienen, ist eine Besichtigung nicht möglich.


Weitere Literatur:


24.08.2002