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Gutenberg


In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts befand sich das Burgareal im Besitz der hochfreien Herren von Feistritz. Der erste steinerne Wehrbau dürfte noch vor 1144 durch Juta von Feistritz und ihrem Gatten Leutold II von St. Dionysen (bei Bruck/Mur) errichtet worden sein. Von der damaligen Burgherrin hat er auch seinen Namen. Ihr Sohn Leutold III nahm um 1185 den ersten Ausbau vor. 1174 wurden dessen Töchter Kunigunde und Gertraud mit deren Einverständnis von den Grafen Wilhelm von Heunburg und Herrand von Wildon entführt, da Leutold beide als zukünftige Schwiegersöhne ablehnte. Er ließ sie von seinen Dienstmannen verfolgen, wobei es zu einer blutigen Schlacht kam, an der angeblich etwa 1500 Mann teilnahmen und die zahlreiche Opfer fand. Leutold zog jedoch den Kürzeren und musste sich mit der Heirat seiner Töchter abfinden. Die Vermittlung des Salzburger Erzbischofs führte schließlich zu einer Versöhnung. An einer Tagung unter dem Vorsitz des steirischen Herzogs Ottokar I im Oktober 1187 auf Gutenberg nahmen bereits auch die Schwiegersöhne teil. Leutold III starb zwei Jahre später am dritten Kreuzzug, der auch Kaiser Friedrich Barbarossa zum Verhängnis wurde. Nach dem Tod seiner Witwe erbte 1210 sein Schwiegersohn Herrand von Wildon den Besitz. Die Wildoner bewohnten die Burg nur selten und setzten meist Burggrafen ein, die sich nach ihr nannten. Kurz nach 1261 kam Gutenberg wieder als Mitgift an Adalbero von Kuenring-Dürnstein. Dessen Sohn Leutold verkaufte es 1286 an die Brüder Friedrich, Ulrich und Heinrich von Stubenberg. Mit nur kurzen Unterbrechungen blieb die gut erhaltene Burg bis heute der Hauptsitz der Familie Stubenberg.

Als Friedrich von Stubenberg nach einem missglückten Adelsaufstand 1292 die meisten seiner Burgen an Herzog Albrecht ausliefern musste, durfte er Gutenberg behalten. Das seit dem 14. Jahrhundert bestehende Landgericht reichte ursprünglich von der Teichalm bis Kirchberg an der Raab. Aufgrund eines Vertrages fielen 1329 drei Viertel der Herrschaft an Wulfing von Goldeck, Reinprecht von Ebersdorf und Gertraud von Portschilly. Ein Viertel blieb bei den Stubenbergern. 1340 war Gutenberg aber wieder vollständig im Familienbesitz. Durch Erbteilungen bedingt wechselten im 14. und 15. Jahrhundert sich verschiedene Familienzweige im Besitz der Herrschaft ab. Hans von Stubenberg hatte sich am Aufstand des mit ihm verschwägerten Andreas Baumkircher beteiligt. Er entging zwar dessen Schicksal, musste aber hohe Strafgelder und Wiedergutmachungszahlungen leisten, was zu finanziellen Problemen führte. Gutenberg musste verpfändet werden. 1546 bemächtigte sich Wolfgang von Stubenberg gewaltsam der Burg. Es konnte aber erst 1562 ein Vergleich geschlossen werden, der die Familie Stubenberg wieder in den Besitz der Herrschaft setzte. Wolfgang und Friedrich von Stubenberg bauten ab 1565 die mittelalterliche Burg zu einem wohnlichen Renaissanceschloss aus. Die Franzosenkriege führten die Familie Stubenberg in neuerliche finanzielle Schwierigkeiten. Von 1819 bis 1824 wurde Gutenberg zwangsverwaltet. 1840 musste Graf Adolf Stubenberg Konkurs anmelden. Das Schloss blieb aber bei der Familie, da es von der Gräfin Franziska von Stubenberg erworben wurde. 1858 schenkte sie es dem Grafen Josef von Stubenberg.

Die von Wald umgebene Burg Gutenberg liegt abseits des Durchgangsverkehrs auf einem in die Raabklamm weit vorspringenden Felsen. Seine Wände fallen an drei Seiten fast senkrecht 100 m zum Fluss ab und bildeten hier einen hervorragenden natürlichen Schutz. Nach Osten stellte ein schmaler Felsgrat die Verbindung zur anschließenden Hügellandschaft her. Gegen die Raab zu ist der Burg eine kleine längliche Bastei vorgelagert. Vor dem mächtigen Torbau liegt im Westen ein tiefer, in den Fels gehauener Graben. Da der Raum auf dem Felsen für die Wirtschaftsgebäude zu beengt war, mussten diese vor dem Graben angelegt werden. Sie sind mit 1659 und 1710 bezeichnet. Die zweigeschossige Vorburg wurde aber bereits 1490 angelegt. Sie lag zwischen zwei Halsgräben, von denen der innere später zugeschüttet wurde. An Stelle der alten Zugbrücke wird der äußere Graben heute von einer Holzbrücke überspannt. Die drei- bis viergeschossigen Bauten der Hauptburg, die zum Großteil beim Umbau ab 1567 errichtet wurden, umschließen einen unregelmäßig fünfeckigen Innenhof. Seiner Nordseite sind zweigeschossige Säulenarkaden vorgesetzt. Die Westseite ist mit Pfeilerarkaden versehen. An der Südfront haben sich Reste einer gemalten Sonnenuhr erhalten. Sie ist mit 1779 datiert. Der einst mächtige Bergfried wurde bei der Neugestaltung des Schlosses zum Teil abgetragen und in die übrigen Bauten integriert.

Das Schlossinnere ist sehr gepflegt. Die Räume weisen etliche prächtige Stuckdecken sowie Tür- und Fensterstöcke aus Haustein auf. Die Stuckarbeiten wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jh. von steirischen Künstlern geschaffen. Bemerkenswert ist eine bemalte Spätrenaissance-Decke, die aus dem Schloss Obermureck hierher übertragen worden war. Einige Öfen des 17., 18. und 19. Jahrhunderts stammen aus dem Schloss Wieden bei Kapfenberg, ebenso auch die beiden Steinfiguren der Hl. Anna und des Hl. Nepomuk an der Schlosszufahrt. Diese wurden um 1770 von Veit Königer geschaffen. Die Burgkapelle im Südtrakt wurde 1365 dem Hl. Pankrazius geweiht, ersetzte aber bereits einen älteren Vorgängerbau. Sie ist der älteste Teil der Anlage. Ihre drei Emporen stammen aber aus einer wesentlich späteren Zeit. Die turmartige Kapelle reicht über drei Geschosse. Der unterste Raum ist von einem romanischen Tonnengewölbe überspannt. Die Freskenreste stammen im zweiten Geschoß aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und im Erdgeschoß aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. Der spätbarocke Altar ist ein Werk des 18. Jahrhunderts. Die dahinter liegenden romanischen Fenster sind mit neuzeitlichen Verglasungen versehen. Die alte Orgel sowie eine gotische Glocke befinden sich heute in der Pfarrkirche des Ortes Gutenberg. Der Durchgang vom Hof her zur ersten Empore weist Reste gotischer Fresken aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf. Unter anderem zeigen sie die Marter der Zehntausend sowie verschiedene Heilige.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 10 km westlich von Weiz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.11.2006