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Hof am Leithagebirge - Thurnhof


Das Dorf Hof ist seit 1208 bezeugt, als der Aribone Botho III, der als Gespan von Wieselburg, dem heutigen Mosonmagyarovar fungierte, Hof und bald danach auch das benachbarte Mannersdorf erhielt. Beide Orte gehörten damals zu Ungarn. 1409 waren sie im Besitz des Friedrich von Scharfeneck. Seit 1517 gehörte Hof mit Scharfeneck und Mannersdorf zu Österreich. Ab 1590 wird er als Spitzhof oder Thurnhof, immer wieder genannt. Als Besitzer scheint Christoph Aichinger auf. Möglicherweise war er es, der den Ausbau des Hofes zu einer wehrhaften Anlage vornahm. 1635 war der befestigte Ansitz landesfürstlich und unterstand dem Vicedom in Wien. Er wurde meist an verdiente Offiziere der Grenztruppen verliehen, so 1642 an Rittmeister Georg Radimilowitsch und 1650 an Oberst Johann Gussenitsch. Es folgten 1658 die Grafen Cavriani. 1748 befand sich der Thurnhof im Besitz der Gräfin Charlotte (Maria Karoline) Fuchs. Diese war Erzieherin der Kaiserin Maria Theresia und ihrer Kinder. Als einzige Nicht-Habsburgerin wurde sie in der Wiener Kaisergruft beigesetzt. Sie verkaufte den Ansitz an Kaiser Franz I von Lothringen, den Gatten Maria Theresias. Er ging in Staatsbesitz über, wurde aber bald nicht mehr gepflegt, so dass er bereits 1837 als Ruine bezeichnet wurde. Später gelangte der Bau wieder in Privatbesitz. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts wurde er soweit restauriert, dass er wieder teilweise bewohnt werden kann.

Die malerische Ruine liegt etwas erhöht am Ostrand des Ortes. Der annähernd quadratische Bau wird an drei Ecken im Südwesten, Nordwesten und Nordosten durch kräftige runde Flankierungstürme verstärkt. Ihr oberster Teil mit den Zinnen wurde erst bei der letzten Restaurierung aufgemauert. Hofseitig ist ihre Rundung abgeschrägt. Auch im Südosten bestand ein gleichgestalteter Turm, doch wurde dieser wegen Baufälligkeit abgerissen. Das Rundbogentor und die daneben befindliche Fußgängerpforte liegen an der Westfront, der Schauseite. In einer Nische über dem Portal steht eine hübsche Marienstatue aus dem Jahr 1665. Das Chronogramm am Sockel weist aber auf das Jahr 1714 hin. In den weitgehend bereits wieder steinsichtigen Bruchsteinmauern sind noch einige Schlitz- und Schlüsselscharten zu erkennen. Die Fenster sind zum Teil mit abgefasten Steinrahmen aus dem 16. Jahrhundert versehen. Nahe dem Nordwestturm kragt im Obergeschoß der Eingangsfront ein auf Konsolen sitzender Flacherker vor. Er weist darauf hin, dass dahinter einst die Wohnräume lagen. Dieser Bereich der ansonsten vorwiegend ruinösen Anlage wird auch heute noch bewohnt. Die Erdgeschoßräume der Türme sind meist mit Stichkappengewölben ausgestattet. Die ehemalige, später in einen Saal verwandelte Kapelle liegt in der Nordwestecke des Obergeschosses. In ihr haben sich Freskenreste aus der Zeit um 1500 erhalten. Sie zeigen die Krönung Marias. Der Ansitz ist an drei Seiten von einer Ringmauer umgeben. Die Pfeiler der einfachen Einfahrt sind mit Kugelaufsätzen geschmückt. Neben ihr wurden verschiedene Nebengebäude an der Mauer errichtet, die im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden. Am nördlichen Teil der Umfassungsmauer befand sich eine Mühle. In ihrem Wohntrakt ist noch die ehemalige Rauchküche mit ihrem Mantelkamin und einer Balkendecke zu erkennen.

Lage: Niederösterreich/Leithagebirge - ca. 15 km nördlich von Eisenstadt

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.11.2006