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Waldstein - Schloss


Das Schloss steht an der Stelle eines Meierhofes, der zur Burg Waldstein gehörte. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begann Christoph von Windischgraetz diesen Hof auszubauen. Pankratz von Windischgraetz setzte 1555 die Arbeiten fort. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren die Herren von Windischgraetz natürlich protestantisch. Chistof d. J. und Friedrich wurden in der protestantischen Stiftsschule in Graz erzogen. Als diese aufgelassen wurde, nahmen sie ihren Lehrer Paulus Odontius 1598 nach Waldstein mit, wo sie ihm Asyl gaben. Staatliche Aufforderungen ihn zu entlassen, ignorierten sie. 1602 griffen landesfürstliche Truppen das Schloss an und nahmen die beiden Windischgraetz sowie Odontius gefangen. Letzterer wurde zum Tode verurteilt und dann zu lebenslanger Galeerenarbeit begnadigt. Es gelang ihm aber am Transport nach Triest zu fliehen und sich ins protestantische Sachsen abzusetzen. Die Windischgraetz hatten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert ihre Burg endgültig aufgegeben und waren in ihr wohnlicheres Talschloss gezogen. Bevor Friedrich von Windischgraetz als Protestant das Land verlassen musste, verkaufte er Waldstein 1630 an Johann Ulrich Fürst von Eggenberg, der es zwei Jahre später mit seiner Herrschaft Stübing vereinigte. 1667 erweiterte Johann Seifried Fürst von Eggenberg das Schloss nach Osten hin. Er ließ die beiden zweistöckigen regelmäßigen Bauteile, die von einem Eckturm überragt wurden, durch einen rechteckigen geräumigen Bogenhof verbinden. Als Baumeister war Antonio Pozzo tätig. Weiters wird der Steinmetzmeister Carolo Cianolo genannt. Die Innenräume wurden luxuriös ausgestattet. Mit dem Schloss war auch ein ausgedehntes Landgericht verbunden. Als 1717 die Eggenberger ausstarben, kam Waldstein durch Heirat der Maria Josefine Amalie an die Grafen Zinzendorf. 1730 erwarb Franz Gottfried Graf Dietrichstein die Herrschaft, die 1747 gemeinsam mit Stübing und Rabenstein in einen Fideikommiß eingebracht wurde. Über Julie Gräfin Dietrichstein, die großzügige Renovierungsarbeiten vornehmen ließ, kam Waldstein 1864 an ihren Gatten Prinz Karl von Öttingen-Wallerstein. 1883 wurde als Sohn des damaligen Forstmeisters, Viktor Franz Hess geboren, der 1936 den Nobelpreis für Physik erhielt. Moritz Prinz von Öttingen-Wallerstein trat das Gut 1912 an die Prinzen von Liechtenstein ab. Das Schloss wurde 1956 umfassend restauriert. Zita, die letzte österreichische Kaiserin, verbrachte die Sommer der letzten zehn Jahre ihres Lebens vorwiegend auf Schloss Waldstein. Ihre Tochter war mit dem Schlossherrn Dr. Heinrich Prinz von und zu Liechtenstein verheiratet. Dessen Sohn Vincenz ist der gegenwärtige Besitzer des Schlosses.

Das Schloss ist ein großer regelmäßiger Bau im Tal des Übelbaches. Der zwei- bis dreigeschossige Vierflügelbau ist um einen großen rechteckigen Hof gelagert. Der älteste Baubestand ist im nördlichen Teil des Westtraktes zu finden. Er geht auf den Anfang des 16. Jahrhunderts zurück. Der restliche West- sowie der Nordtrakt, aber auch der nördliche Bereich des Osttraktes wurden bis 1565 fertiggestellt. 1667 wurden diesen Trakten hofseitig zweigeschossige barocke Säulenarkaden vorgestellt. Bemerkenswert sind die großen Wandmalereifelder, auf denen ungewöhnlich große Hirsche dargestellt sind, die zwischen 1660 und 1678 auf den eggenbergischen Gütern in Krain geschossen wurden. Außerdem sind ganzfigurige Darstellungen der Forstmeister Lorenz Gärber (1682) und Martin Dorner (1696) von Georg Abraham Peichl hier zu sehen. Diese Wandbilder wurden erst bei Restaurierungsarbeiten von 1956/57 aufgedeckt. Auch die Dekorationsmalereien aus dem 16. Jahrhundert in der Wagenhalle wurden 1957 freigelegt. Am Podest einer Stiege, die vom Hof zur Forstdirektion führt, ist ein hebräischer Grabstein aus dem Jahr 1365 eingemauert, der sich zuvor in der Kapelle der alten Burg Waldstein befand. An der Hofmauer steht eine Marienstatue, die aus dem Schloss Rabenstein hierher übertragen wurde. An den Fenstern kann man teilweise noch spätgotische Verstäbungen erkennen. Das Gebäude wird von einem sechsgeschossigen Turm überragt, auf dem ein hoher Dachreiter sitzt. Er gehört zum ältesten Baubestand und ist in allen Stockwerken gewölbt. Hier befand sich einst die Rüstkammer, in der noch Ende des 17. Jahrhunderts 300 Musketen und 67 Doppelhakenbüchsen verwahrt wurden. Im Erdgeschoß des Turmes sind verschiedene Grabplatten eingemauert.

Die zweigeschossige saalartige Kapelle im Südflügel des Schlosses dürfte um 1667 entstanden sein. Sie ist der Unbefleckten Empfängnis Mariens geweiht. Unter Franz Gottfried Graf Dietrichstein wurden ihre Wände sowie die Spiegeldecke um 1730 mit prächtigen Rokoko-Stukkaturen verziert. Auch die drei schönen spätbarocken Altäre wurden damals angeschafft. Die Immaculata-Darstellung des Hochaltarbildes malte 1681 Hans Adam Weissenkirchner, der für die Fürsten Eggenberg als Hofmaler tätig war. Auf der Empore steht eine kleine Orgel vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Seit dem Vorjahr wird in der Schlosskapelle eine Reliquie des seelig gesprochenen österreichischen Kaisers Karl verwahrt. Die getäfelten Repräsentationsräume des Schlosses sind großteils noch mit alten Möbeln und Öfen versehen. Bemerkenswert ist ein großer, mit Intarsien verzierter Schrank aus dem Jahr 1663. Er zeigt das Brandenburg-Wappen, da ihn Anna Maria Fürstin von Eggenberg, geb. Markgräfin von Brandenburg aus ihrer Heimat mitbrachte. Waldstein wurde ihr Witwensitz. An manchen Zimmertüren sind noch die Buchstaben J.S.F.v.E. sowie drei Raben zu sehen, die auf Johann Seifried Fürst von Eggenberg hinweisen, der im 17. Jahrhundert für den Ausbau des Schlosses verantwortlich war. Zu den ausgedehnten Wirtschaftsgebäuden gehörte auch ein Schlosstheater, das 1713 in einem Inventar erwähnt wird. Angeblich war in den Kellerräumen die Münzstätte der Eggenberger untergebracht. Dem Schloss gegenüber liegt nördlich der Straße in einem Ziergarten ein Gartenpavillon, der mit Szenen aus der Schöpfungsgeschichte ausgemalt ist. Die Fresken sind mit 1713 datiert. Der Pavillon wurde aber bereits um 1663 errichtet. Östlich davon steht der Schüttkasten. Er stammt aus dem Jahr 1608.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 6 km nordwestlich von Deutschfeistritz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.11.2006