Als im 14. Jahrhundert im Rahmen der Stadterweiterung eine neue halbkreisförmige Stadtmauer angelegt wurde, errichtete man auch an der Innenseite des Stadtgrabens die landesfürstliche Burg. Sie war in die Stadtbefestigung integriert und hatte das daneben befindliche Linzer Tor zu sichern. Dieses wurde 1868 bei einem Großbrand zerstört und anschließend abgetragen. Der Stadtgraben blieb aber bis heute erhalten. Die Burg war auch Sitz des jeweiligen Pflegers. Sie war aber keine bedeutende Anlage. 1494 gelangte sie vorübergehend in den Besitz der Stadt, wurde aber bald wieder landesfürstlich. Kaiser Ferdinand I übergab sie 1522 seinem Günstling Gabriel von Salamanca, der sich bald Graf von Ortenburg nennen durfte. Ihm gehörte auch die benachbarte Herrschaft Karlsbach. Aus einer Baubeschreibung geht hervor, dass das Gebäude damals bereits stark vernachlässigt war und kein Dach mehr hatte. 1535 verpfändete Ferdinand I die Burg an den Mauteinnehmer Nikasius Prunner. Von seiner Witwe kam der Bau 1539 an den Schulmeister Balthasar Maus. Christoph Viechter wurde 1546 der nächste Pfandherr. Ab 1622 war Hans Schröttel von Schrottenstein sein Nachfolger. Nach 1643 diente die Burg nur mehr als Magazin bzw. Speicher. Schließlich durfte sie der Stadtpfarrer Rudolf Richter ab 1652 als Schulgebäude verwenden. Um 1660 wurde das Gebäude abgerissen und als Schloss neu errichtet. 1741 diente es dem bayerischen Kurfürsten Karl Albert als Hauptquartier. Sowohl 1805 als auch 1809 richteten die Franzosen, die hier hausten, größere Schäden an. Anlässlich deren Behebung wurde auch das heutige Flachdach aufgesetzt. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage neuerlich verpachtet und in Mietwohnungen aufgeteilt. Eine vorbildliche Restaurierung wurde 1995 abgeschlossen. Seither dient die ehemalige landesfürstliche Burg als Krankenpflegeschule.
Am freistehenden, nahezu quadratischen Gebäude erinnert heute nichts mehr an eine wehrhafte Burg. Es stellt den Typus eines Stadtschlosses dar. Die glatten Wandflächen des würfelförmigen viergeschossigen Baues werden durch die leicht profilierten Steinrahmen der Fenster belebt. Über allen Fensteröffnungen der ersten drei Geschosse befinden sich gesprengte Dreiecksgiebel mit bekrönenden Kugeln. Auch die Eingangstür an der Nordseite ist so verziert. Durch die in Kartuschenform gehaltenen rotbraunen Parapetfelder über den Fenstern werden Farbakzente gesetzt, die die ansonsten eher eintönigen Fassaden beleben. Das letzte Stockwerk ist als Halbgeschoß ausgebildet. Sein Inneres wird von kleinen querrechteckigen Fenstern erhellt. Die Ostfront ist fensterlos. Die Hauskanten weisen grob aufgeputzte Ortsteinquaderungen auf. An der Front zum Stadtgraben springt durch alle Geschosse ein Breiterker mit gekuppelten dreiteiligen Fenstern vor. Er stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Innenräume sind meist gewölbt. Eine dreiläufige Podesttreppe führt in das Obergeschoß. Die hier befindlichen Räume zeigen sowohl Tonnen- als auch Kreuzgratgewölbe. Einige Decken sind mit Stuckdekor aus dem 19. Jahrhundert verziert. Aus dieser Zeit haben sich auch etliche große Kachelöfen erhalten. Die Decke eines Saales ist floral bemalt. Der heute als Parkplatz genutzte Schlosshof ist stadtseitig von einer Mauer umgeben.
Lage: Niederösterreich/Donau
Ort/Adresse: 3370 Ybbs an der Donau, Burgplatz 9 - 11
Besichtigung: meist nur von außen möglich (innen eventuell nach Voranmeldung)
Weitere Literatur:
01.11.2006