Der Edelhof wurde um 1200 erbaut. Er wurde damals Aigen genannt und befand sich im Besitz von steirischen Kleinadeligen, wie den Sallaberger, den Slatheimer und den Landscherer. Er war freies Eigen des jeweiligen Besitzers. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war der kleine Wehrbau an die Hauser gekommen. Im späteren 14. und noch im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts wechselten die Besitzer häufig. 1437 brachte Veronika von Drikopf den Ansitz ihrem Gatten Veit Putterer in die Ehe mit. Bei seiner Familie blieb das Schlössl mehrere Jahrhunderte hindurch und bekam auch ihren Namen. Ulrich Putterer war 1475 Pfleger von Donnersbach und Wolkenstein. Im Auftrag von Kaiser Friedrich III zerstörte er den Sitz Au von Jakob Braun. Im 16. Jahrhundert bauten die Putterer den Hof zum heutigen Schlössl aus. Sie lebten aber nicht hier und setzten Verwalter ein. 1729 wurden die Putterer in den Grafenstand erhoben. Während der Bauernunruhen von 1739 kam es auch in der Herrschaft Aigen zu Zusammenrottungen. Der geplante Sturm auf das Schloss und die Verjagung der Gräfin Maria Isabella Putterer unterblieb jedoch schließlich. 1756 war das Schlössl wegen starker Vernachlässigung bereits baufällig und durch einen Brand schwer beschädigt. Maria Josefa Gräfin Putterer, die Witwe von Graf Johann Karl Putterer, vererbte es 1789 ihrer Schwester Maria Isabella von Crollolanza. 1829 erwarb Franz Ritter von Friedau das Gut. Die nun wieder rasch wechselnden Besitzer kümmerten sich kaum mehr um das Gebäude, das bald zur Halbruine wurde. Erst Johann Keller, der es 1905 kaufte, baute Teile der Anlage wieder auf und richtete darin eine Fremdenpension ein. Heute gehört das bestens renovierte Puttererschlössl der Familie Dornbusch und wird als Jugendgästehaus betrieben.
Das Puttererschlössl ist ein typischer Edelhof des niederen steirischen Landadels, der zwar leicht befestigt war, aber eine ernsthafte Belagerung nicht überstehen hätte können. Für seine Besitzer stand vor allem die Wohnlichkeit im Vordergrund. Der hübsche Ansitz liegt auf einem Hügel oberhalb des Putterersees am Rande des Marktes Aigen. Das dreigeschossige Stöckl ist mit einem steilen Doppelwalmdach gedeckt. Es wurde einst von einem großen viereckigen Turm überragt, doch wurde dieser wegen Baufälligkeit bereits im 18. Jahrhundert abgetragen. Ein Vischer Stich von 1674 zeigt an den Ecken des umzäunten Gartens vier Wehrtürme. Diese, sowie der Graben und die Wehrmauern sind längst verschwunden. Der letzte Eckturm wurde bereits im 18. Jahrhundert abgetragen. Da das Schlössl im 19. und 20. Jahrhundert zu einem Pensionsbetrieb umgebaut worden war, hat sich sowohl das Äußere als auch das im Erdgeschoß tonnengewölbte Innere stark verändert. Die neben dem Schlössl freistehende Schlosskapelle Maria Hilf erhielt 1737 ihre Messlizenz. Sie zeigt im älteren Chorteil kleine gekuppelte Bogenfenster und einen Altar aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Lage: Steiermark/Ennstal – 8943 Aigen im Ennstal, Nr. 13
Besichtigung: nur von außen möglich, die Kapelle kann aber auch innen besichtigt werden (Schlüssel im Puttererschlössl)
Homepage: www.puttererschloessl.at
Weitere Literatur:
25.10.2006