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Traun


Der Überlieferung nach soll Wolf, ein Sohn des bayrischen Grafen Babo von Abensperg, um die Mitte des 11. Jahrhunderts die erste Wasserburg an der Traun erbaut haben. Angeblich hatte Marchelm von Wels, der um 738 in den Traungau gekommen war, hier bereits eine hölzerne Befestigung errichtet. Immerhin reicht die erste gesicherte urkundliche Erwähnung von Traun in das Jahr 1111 zurück. Schon damals befand es sich im Besitz der Herren von Traun. Diese Familie behielt ihr Stammschloss mit einer kurzen Unterbrechung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Sie gehört zu den ältesten, heute noch existierenden Adelsfamilien Österreichs und wird auch zu den Apostelgeschlechtern gezählt. Ihr erster geschichtlich fassbarer Vertreter war Pernhart de Trune, der zwischen 1114 und 1120 mehrfach genannt wird. Die Trauner waren ursprünglich eine hochfreie Familie, wurden aber bald Ministeriale, zuerst der Traungauer Grafen, dann der Babenberger und 1246 des Bistums Passau. Im späteren Mittelalter brachten es die Trauner zu hohem Ansehen und beträchtlichem Vermögen. Johann von Traun war 1362/63 Landeshauptmann von Österreich ob der Enns. Er stiftete 1376 die der hl. Margaretha geweihte Schlosskapelle. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts teilte sich die Familie in zwei Hauptlinien, von denen die Eschelberger Linie um 1900 ausstarb, während die Maissauer Linie, der Schloss Traun seit dem 16. Jahrhundert gehörte, heute noch mehrere Schlösser besitzt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde das Schloss im Renaissancestil umgebaut. Bauherren dürften Otto und Otto Bernhard von Traun gewesen sein. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts waren die zum Protestantismus übergetretenen Trauner Teil der Adelsopposition gegen den Kaiser und fielen daher in Ungnade. Erst als sie um 1620 wieder katholisch geworden waren, ging es mit ihnen gesellschaftlich und wirtschaftlich wieder aufwärts.

Während des Bauernkrieges von 1626 wurde das Schloss niedergebrannt, aber bald danach wieder aufgebaut. 1630 verkaufte Sigmund Adam von Traun seinen bereits schwer verschuldeten Stammsitz an den Grafen Werner t’Serklaes von Tilly, dem es gelang, das bisherige Lehenverhältnis aufzulösen und die Herrschaft als freies Eigen zu behalten. Doch bereits 1664 kaufte der von Kaiser Ferdinand III 1653 zum Reichsgrafen erhobene Ernst von Abensberg und Traun die Herrschaft wieder zurück. Er war Mitglied des Hofkriegsrates, Landmarschall von Niederösterreich und Generalkommissar für das militärische Verpflegswesen. Bedeutendstes Familienmitglied war aber Feldmarschall Otto Ferdinand Graf von Abensberg und Traun, der am Maria-Theresiendenkmal in Wien mit einem eigenen Reiterstandbild als einer der größten Feldherren der Kaiserin geehrt wurde. Unter ihm erfolgte 1725 die Barockisierung des Schlosses. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude vernachlässigt, da die Familie Abensberg-Traun nicht mehr in ihm wohnte. Nach 1884 wurden sowohl in der Vorburg als auch im Herrenhaus Substandard-Wohnungen für Fabriksarbeiter eingerichtet. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Schloss durch einen abgeschossenen amerikanischen Flieger schwer beschädigt, wobei der nordwestliche Turm völlig zerstört wurde. 1956/57 erfolgte die Wiederherstellung. Nach der Absiedlung der restlichen Mietparteien pachtete 1982 die Stadtgemeinde Traun das Herrenhaus auf 99 Jahre und restaurierte es anschließend. 1997 kaufte die Stadt die vorgelagerte Ringmaueranlage. Nachdem diese vorbildlich wiederhergestellt worden war, wird sie seit 2000 als Kulturzentrum betrieben, das auch für Kongresse, Seminare, Hochzeitsfeiern und ähnliche Anlässe gemietet werden kann.

Schloss Traun besteht aus dem eigentlichen Hauptgebäude, auch Herrenhaus genannt und dem Torbau, der mit seinen Anbauten den großen Hof nach außen hin segmentbogig abschließt. Zu letzteren gehört auch die Schlosskapelle. Daneben gibt es an der Nordseite noch etliche kleiner ehemalige Wirtschaftsgebäude. Zur mittelalterlichen Bausubstanz gehören noch die Tonnengewölbe des Nordostflügels sowie die Schlosskapelle. Das Herrenhaus ist ein dreigeschossiger rechteckiger Bau mit einem 10 m hohen gebrochenen Mansardenwalmdach aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es ist im Stil des Manierismus errichtet. Die Ecken der Dachpartie werden durch vier Scharwachttürmchen mit aufgesetzten Blechhauben betont. Die zum Hof gerichtete Schauseite wurde um 1725 fassadiert. Damals erhielten die Fenster ihre reichen Stuckverzierungen. Am Vischer-Stich von 1674 ist ein hoher Torturm mit Zwiebeldach zu erkennen, der das Gebäude dominiert. Er ist nicht mehr vorhanden. Es konnten nicht einmal von seinen Fundamenten Spuren gefunden werden, so dass manche Fachleute daran zweifeln, dass es ihn überhaupt gegeben hat. Wie viele oberösterreichische und Salzburger Schlösser ist auch Traun eine Mittelfluranlage. In der breiten Eingangshalle befindet sich auch die einarmige Treppe, die in die Obergeschosse führt. Die Räume des Herrenhauses wurden im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut.

Die von zwei Rundtürmen flankierte niedrige Mauer, die an der Rückseite des Herrenhauses die bauliche Verbindung mit den beiden Seitenflügeln herstellte und es vom Teich trennte, ist längst abgerissen. Das Schlossareal war ja ursprünglich eine Insel, wobei die Mauern und die Gebäude bis hart an das Teichufer heranreichten. Der große Schlosshof wurde in Kriegszeiten der Zivilbevölkerung als Fluchtort zur Verfügung gestellt. An der Stelle des heute noch erkennbaren Brunnens dürfte sich zuvor eine Zisterne befunden haben. Der Teich bzw. die Wassergräben wurden vom am Schloss vorbei fließenden Mühlbach gespeist. Die Form der Insel ist noch gut am gekrümmten Torbau bzw. am anschließenden Langbau zu erkennen. Da der Teich an der Vorderseite 1884 zugeschüttet worden war, ist auch die Brücke, die zum Tor führte, längst nicht mehr vorhanden. In der Tordurchfahrt sind zwei vermauerte Schießscharten zu erkennen. Links vom Torbau steht ein kleines Häuschen, das baulich mit ihm verbunden ist. Es handelt sich dabei um die Sakristei der anschließenden Kapelle. Bemerkenswert ist vor allem ihr gotischer Chor. An ihrer Südfront erkennt man Fenster aus verschiedenen Bauperioden. Die Kapelle diente von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1624 als protestantischer Gebetsraum und nach der Auflassung der Kirche St. Dionysen 1788 als Pfarrkirche. Zu diesem Zweck musste sie vergrößert werden. 1890 wurde ihr barocker Turm abgebrochen, nachdem sie zuvor profaniert und in Wohnungen aufgeteilt worden war. Von den Sgraffitomalereien der Renaissancezeit am Vorschloss hatten sich nur noch Reste erhalten. Sie wurden bei der Restaurierung von 1961 teilweise rekonstruiert.

Lage: Oberösterreich/Linz-Umgebung

Ort/Adresse: 4050 Traun, Schlossstraße 8

Besichtigung: weitgehend möglich

Homepage: www.kulturschloss.at


Weitere Literatur:


23.10.2006