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Zell am See - Vogtturm


Bereits im Jahr 926 wird in Zell ein Turm genannt, der als Vogt- und Fluchtturm diente. Möglicherweise wurde er zum Schutz für ein 748 gegründetes kleines Kloster (Cella in Bisontino) errichtet. Der jetzige Turm ist wesentlich jünger, aber dennoch das älteste profane Gebäude der Stadt. Er wurde wohl im 13. Jahrhundert durch die Grafen von Falkenstein oder die Herren von Saalfelden erbaut. Auch deren Nachfolger die Walcher kommen noch als Bauherren in Frage. Im 14. Jahrhundert befand sich der Turm im Eigentum der Herren Hundt von Dorfheim, die mit ihm die Goldegger belehnten. Er gehörte damals als Urbargut zum freieigenen Ansitz Dorfheim bei Saalfelden und wurde als Zehentkasten oder Getreidespeicher, aber auch als Gefängnis verwendet. Ab dem 17. Jahrhundert wechselten die Besitzer recht häufig. 1644 befand er sich im Eigentum von Wolf Kheill, der als Bürger und Fischer von Zell bezeichnet wird. 1719 gelangte Friedrich Ignaz Lürzer von Zehendtal durch Heirat in den Besitz des Turmes. Seine Nachkommen besaßen ihn bis zur Grundentlastung von 1848. Der Bau wird auch als Kastnerturm bezeichnet. Dieser Name geht auf Johann Kastner zurück, der den Turm 1866 erwarb und dessen Familie er fast hundert Jahre lang gehörte. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde er vorwiegend als Wohnhaus verwendet. Ab 1951 waren Markus und Theresia Faistauer die Eigentümer. Später übernahm das Bankhaus Spängler das Gebäude. Sein Erdgeschoß ist schon lange in Geschäftslokalen aufgeteilt und vermietet. In vier Stockwerken ist seit 1984 das Heimatmuseum untergebracht, das zuvor seine Räumlichkeiten in Schloss Rosenberg hatte.

Der Turm liegt im Stadtzentrum von Zell am See. Der frühmittelalterliche Bau ist an drei Seiten freistehend. Beim Bau seiner dicken Mauern wurden zahlreiche dicke Findlinge aus dem Schmittenbach verwendet. Die Fenster seiner sechs Geschosse sind unregelmäßig angeordnet. Sie weisen abgefaste Steingewände auf und können zum Teil noch mit schweren, eisenbeschlagenen Läden verschlossen werden. Der Wohnturm ist mit einem nach Norden und Süden abgewalmten Satteldach gedeckt. Der Eingang liegt nicht wie man vermuten könnte, am Stadtplatz sondern an der Rückseite des Gebäudes in der Kreuzgasse. Das Innere wurde durch zahlreiche Umbauten stark verändert. Die Räume sind im Erdgeschoß gewölbt und meist als Geschäftslokale vermietet. Die oberen Stockwerke weisen Flachdecken auf. Hinter den Fensteröffnungen des Dachgeschosses verbergen sich Sitznischen mit beidseitigen Steinbänken. Der Vogtsaal im vierten Stock wird für Ausstellungen genutzt.

Lage: Salzburg/Pinzgau – 5700 Zell am See, Stadtplatz

Besichtigung: das Heimatmuseum ist von Mai bis Oktober und von Dezember bis Oktober geöffnet (Mo – Fr 13.00 – 17.00 und Sa 10.00 – 13.00)


Weitere Literatur:


19.10.2006