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Lannach


Die Lannacher waren ursprünglich ein freies Adelsgeschlecht. Sie errichteten auf eigenem Grund im 12. Jahrhundert einen befestigten Hof, dessen Aufgabe es war, die wichtige Straße von Graz zum Radelpaß zu kontrollieren. Als erster Burgherr wird 1245 Herbord von Lannach urkundlich erwähnt. Durch die Annahme verschiedener Lehen gerieten die Lannacher im 13. Jahrhundert in ein Ministerialenverhältnis zum Landesfürsten. Der Hof blieb jedoch freies Eigen. Als letzter seiner Familie fiel Andree Lannacher 1480 im Kampf gegen die Ungarn. Die Herrschaft war aber bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts an die mit ihm verwandte Familie Galler übergegangen. Christof Galler baute zwischen 1590 und 1610 den kleinen Wehrbau in das heutige Schloss um. 1714 verursachte ein Brand großen Schaden, der aber durch den Baumeister Bartlmä Ebner bald behoben werden konnte. Josef von Galler geriet in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Er musste 1749 seinen gesamten Besitz an seine Gläubiger übergeben. Erst Leopold Erhart Graf Galler gelang es 1780 die Herrschaft wieder zu übernehmen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörten zu ihr 250 zinspflichtige Häuser, die in 42 Gemeinden verstreut waren. 1816 verkaufte Galler den Besitz an den Freiherrn Karl von Mandell. 1875 kam es zu einer Zwangsversteigerung, bei der Michael Engelhart den Zuschlag erhielt. Bereits 1877 gab es mit Clemens August Freiherrn von Twickl und Habixberch den nächsten Schlossherrn. Der folgende Besitzer KR Franz Kandler richtete auf dem Gut eine Musterlandwirtschaft ein und betrieb in der Nachbarschaft eine große Ziegelei. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss enteignet. Die SS betrieb hier ein Institut für Pflanzengenetik. Nach Kriegsende erhielt die Familie Kandler Schloss Lannach wieder zurück. Es wurde an die neugegründete Lannacher Heilmittel Gmbh vermietet und schließlich von ihr gekauft. Diese Firma wurde mit dem Schloss 1966 von Leopold Bartenstein gekauft. Sein Sohn Martin Bartenstein ist derzeitiger Schlosseigentümer und österreichischer Wirtschaftsminister.

Das Schloss liegt auf dem letzten Ausläufer des Kaiserberges. Seine Hänge fallen hier an drei Seiten relativ steil ab. An der vierten wird die Anlage durch den Einschnitt der heutigen Straße vom anschließenden Hügelland getrennt. Das Schloss ist ein weitläufiger regelmäßiger Vierkanter um einen rechteckigen, von zweigeschossigen Säulenarkaden umgebenen Innenhof. Die Lauben des Erdgeschosses sind offen, die Bögen des Obergeschosses wurden später verglast. Die vier Trakte sind zweigeschossig. Ecktürme, wie sie ansonsten bei Schlossbauten dieser Art üblich sind, gibt es hier nicht. Auch die Fassaden sind sehr einfach gehalten. Das rundbogige Rustikaportal liegt asymmetrisch in der 14-achsigen Hauptfront. Die Gebäudemitte wird durch einen hübschen Dachreiter markiert, der als Uhrturm dient. Die 1644 errichtete Kapelle wurde später mehrfach umgebaut. Das Schloss ist von einem Park umgeben.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung - ca.15 km südwestlich von Graz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.10.2006