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Neuhaus (Salzburg)


Schloss Neuhaus wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut. Mit „Chunradus de nova domo“, der in einer Urkunde als Zeuge genannt wird, wird es 1219 erstmals erwähnt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gelangte die Burg in den Besitz des Salzburger Erzbistums. 1424 wurde sie unter Erzbischof Eberhard III von Neuhaus erweitert und ausgebaut. Die nunmehr gotische Anlage diente ihm als Sommerresidenz, doch starb er bereits drei Jahre später. 1508 wurde Neuhaus Sitz des Pfleggerichts, doch war es 1599 bereits so baufällig, dass der Richter nach Gnigl übersiedelte. Nach 1650 wurde die Burg wieder für das Pfleggericht bewohnbar gemacht. Ein Blitzschlag setzte das Gebäude 1695 in Brand und richtete großen Schaden an. Danach übersiedelte das Gericht endgültig nach Gnigl. Das Schloss wurde renoviert und meist vermietet. 1793 hatte es Graf Lehrbach in Pacht, der einige Veränderungen vornehmen ließ. 1795 wurde es an den kaiserlichen Gesandten am schwedischen Königshof, Franz Graf Lodron, verpachtet. Nach der Säkularisierung Salzburgs, versuchte Kurfürst Ferdinand 1803 Neuhaus an den Meistbietenden zu versteigern. Es fand sich jedoch kein Käufer. Bei einer neuerlichen Versteigerung im Jahr 1811 erwarb es der bisherige Pächter, Franz Graf Lodron. Ab 1820 setzte ein rascher Besitzwechsel ein. Oswald Graf Thun, dem das Schloss seit 1851 gehörte, gab ihm sein heutiges neugotisches Aussehen. Anna Gräfin Thun war mit Wolfgang Freiherr von Thienen-Adlerflycht vermählt. Neuhaus war ihr Hochzeitsgeschenk. Wolfgang verkaufte es nach einigen Jahren an seinen Verwandten Adolf Graf Dubsky, dessen Nachkommen es bis 1963 besaßen. Viktor Graf Dubsky hatte Rosine Gräfin Thun-Hohenstein geheiratet. Er war ein Halbbruder von Maria Ebner-Eschenbach, die ihn häufig auf Schloss Neuhaus besuchte. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude durch Fliegerbomben beschädigt. Nikolaus und Elisabeth Topic-Mimara waren ab 1963 die neuen Besitzer. Sie ließen die Gebäude 1988 umfassend renovieren und führten Neuhaus als kleines, aber luxuriöses Schlosshotel. In den Kellerräumen wurde eine Galerie für zeitgenössische Kunst eingerichtet. Mittlerweile ist das Hotel geschlossen und die Galerie übersiedelt. Das Schloss wird nur mehr privat bewohnt.

Das gepflegte Schloss liegt am Rande des Salzburger Stadtteiles Gnigl am Abhang des Gersberges. Die Anlage besteht aus dem mächtigen Wohnturm, einem langestreckten Wohngebäude und dem ehemaligen Gesindetrakt. Der Zugang erfolgt von Süden her durch eine im 19. Jahrhundert mit Zinnen geschmückte Wehrmauer. 1976 wurde dem Spitzbogentor des 19. Jh. wieder seine ursprüngliche segmentbogige Form gegeben. Beidseits der steilen Toreinfahrt begrenzen zweigeschossige zinnenbekrönte Nebengebäude den äußeren Schlosshof. Ein im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer vernichteter Bau wurde danach durch einen Neubau ersetzt. Das Rundbogentor, das in den inneren Hof führt, zeigt noch Reste der Vorrichtung für ein Fallgatter. Im Osten des Tores steht der fünfgeschossige mittelalterliche Wohnturm. Er geht in seinen unteren Geschossen noch auf das 13. Jahrhundert zurück, wurde aber in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgestockt. Sein Zinnenkranz sowie das Dach wurden im 19. Jh. hinzugefügt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde der Turm von seinen historistischen „Behübschungen“ wieder befreit. Die Innenräume der beiden unteren Geschosse zeigen Kreuz- sowie Tonnengewölbe mit Stichkappen. In den oberen Stockwerken findet man durchwegs Flachdecken, die zum Teil neugotische Kassettierungen aufweisen. Der zweigeschossige Bau, der den Hof nach Westen hin abschließt, beherbergte einst Stallungen und Wirtschaftsräume. Sie wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Wohnzwecke adaptiert. Diesem Trakt sind westseitig eine große Terrasse und eine Loggia vorgelegt. Im Süden springt neben dem inneren Burgtor ein halbrunder Treppenturm in den äußeren Hof vor. Er ist an der Innenhofseite mit dem nördlichen Stiegenhaus durch einen Gang verbunden. Sämtliche Objekte sind an der Schlossaußenseite zinnengekrönt (2. Hälfte 19. Jh.). Über der Stiegenhaustüre ist im Hof ein Marmorrelief angebracht. Es zeigt einen Engel der das Wappen des Domherrn und Grafen Johann Ernst von Thun hält und ist mit 1589 bezeichnet. Diese Marmorplatte stammt vom ehemaligen Einödhof in Morzg und wurde dann über dem äußeren Burgtor angebracht, bis sie hierher übertragen wurde. Im Norden schließt an das Schloss ein Garten an.

Ort/Adresse: 5023 Salzburg-Gnigl, Kühbergstraße 1

Besichtigung: kaum möglich


Weitere Literatur:


15.09.2006