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Palais Nimptsch


1374 verpfändete und 1386 verkaufte Konrad Vorlauf, der spätere Wiener Bürgermeister, sein hier befindliches Haus an das Zisterzienserstift Baumgartenberg. In den 90er Jahren des 14. Jahrhunderts gehörte dieses Haus Ulrich Petziech. Auch im 15. Jahrhundert folgen als Hausherren namhafte Wiener Bürgerfamilien. 1452 erwarb der Wiener Bürger Andre Kelheimer den Bau, der in der Literatur immer wieder mit dem merkwürdigen Hausnamen „Allwo die Kuh am Brett spielt“, in Verbindung gebracht wird. Allerdings wurde 1978 ein altes Fresko mit diesem Sujet am benachbarten Haus Bäckerstraße 12 freigelegt. Es dürfte sich um eine Satire auf den Protestantismus gehandelt haben. 1683 wird als Eigentümer des damals noch zweistöckigen Gebäudes Heinrich Freiherr von Pergen genannt. 1775 wurde es von der Gräfin Charlotte von Nimptsch angekauft, die es vermutlich 1789 durch Franz Duschinger ausbauen ließ. Die Grafen Nimptsch kamen aus Schlesien und besaßen dort große Güter. Die heutige spätklassizistische Fassade mit den Karyatiden stammt aus dem Jahr 1838. Die Neufassadierung erfolgte im Zuge des Umbaues durch Adolf Korompay, bei dem das Gebäude auch aufgestockt wurde. Auftraggeber war Karl Graf von Nimptsch. Die Grafen Nimptsch besaßen das Haus bis 1914, dann ging es in den Besitz der Gemeinde Wien über.

Das ehemalige Spätrenaissance-Palais ist ein Eckhaus mit durchgehend genuteter Fassade. Diese wird durch durchgehende Gesimse stockweise waagrecht gegliedert. Die Fenster der Beletage, die wegen der schlechten Lichtverhältnisse in der engen Bäckergasse im zweiten Stock liegt, weisen Dreiecksverdachungen auf. Die Fenster des ersten Obergeschosses haben gerade Verdachungen, jene des dritten Stocks gar keine. Bemerkenswert ist das Rustikaportal, dessen seitliche diamantierte Hermenpilaster noch aus der Erbauungszeit (vor 1639) stammen, während die Karyatiden, die den Balkon stützen, die Idee Korompays waren. Am schmiedeeisernen Balkongitter des ersten Stocks ist das Wappen der Grafen Nimptsch angebracht. Die breite Einfahrt führt in den trapezförmigen Innenhof mit seinen eisernen Pawlatschengängen. Die Fenster der Hoffronten weisen noch ihre steinernen Sohlbänke und Steinrahmen des 17. Jh. auf. Die großen Remisentüren gehen auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Auch die großzügige Zweipfeilerstiege mit den Kreuzgratgewölben über den Podesten wurde noch vor 1639 erbaut. Sie ist die älteste erhaltene Treppe ihrer Art in Wien. Das Geländer dürfte aber beim Umbau Duschingers neu angefertigt worden sein. Im tonnengewölbten Keller befindet sich ein genutetes Rundbogenportal aus der Erbauungszeit.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Bäckerstraße 10

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


03.09.2006