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Dobersberg


Im Mittelalter gehörte Dobersdorf zur Grafschaft Raabs. Hier befand sich ein befestigter Wirtschaftshof, der als Lehen der Burggrafen von Nürnberg, die auch Herren von Raabs waren, vergeben wurde. Während der Ort bereits 1112 erstmals erwähnt wird, scheint der Wehrbau erst 1305 mit Friedrich von Tobransperg urkundlich auf. 1425 wurde er von den Hussiten zerstört, aber bald wieder aufgebaut. 1522 gelangte Dobersberg in den Besitz der Puchheimer. Siegmund von Puchheim ließ 1520 das Schloss neu erbauen. Es wurde 1588 an den Hofkammerrat Johann Ambros Barassiconi verkauft. Seine Tochter Anna Sabia brachte die Herrschaft in ihre Ehe mit Christoph Adam Fernberger ein. In die Zeit der Fernberger fällt der Bauernaufstand von 1597, in dem der aus Dobersberg stammende 75-jährige Bauer Andreas Schrembser einer der Anführer war. Er wollte damit gegen die Ausbeutung der abhängigen Bauern durch die Herrschaftspfleger protestieren. Sein Widerstand brachte ihm aber nach Anfangserfolgen nur die Vierteilung ein. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloss 1619 von böhmischen Truppen geplündert. 1645 kaufte der kaiserliche Obrist Johann Ernst Freiherr von Montrichier die Herrschaft den mit ihm verwandten Fernbergern ab. 28 Jahre später verkaufte er sie an Peter Freiherr von Ugate.

1676 erwarb Ernst Graf Herberstein Schloss und Herrschaft. Seine Familie behielt beides fast 120 Jahre lang. Sie wohnte aber nicht hier und versuchte die Erträge durch die Gründung einer Gerberei und einer Baumwoll-Weberei zu steigern. Aus finanziellen Gründen mussten die Herberstein gegen Ende des 18. Jahrhunderts ihre Besitzungen im Waldviertel verkaufen. 1794 war es auch für Dobersberg soweit. Neuer Besitzer wurde Sebastian Edler von Güldenstein, der das Gut aber verpachtete. Erst unter dem Obersthofmeister des Erzherzogs Karl, Philipp I Graf Grünne, der Dobersberg 1802 erworben hatte, nahm dieses wieder einen Aufschwung. Er ließ das Schloss 1805 innen und außen renovieren und machte es zum Zentrum seines Waldviertler Besitzes, zu dem auch Taxen und Peygarten gehörte. Da Philipp III Graf Grünne als letzter seiner Familie im Ersten Weltkrieg gefallen war, erbte nach dem Tod seiner Mutter 1923 sein Neffe Friedrich Graf Szapary seine Güter. Er war zuvor der letzte österreichische Gesandter am russischen Kaiserhof. Das Schloss wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges schwer beschädigt. 1948 kaufte die Marktgemeinde Dobersberg den von den russischen Besatzern verwüsteten Bau. Ab 1972 erfolgten Restaurierungsarbeiten, die dem Schloss zumindest äußerlich sein einstiges Aussehen wiedergaben. Das Gebäude dient heute als Gemeindeamt und ist teilweise vermietet.

Das Renaissanceschloss liegt auf einer nach Nord und Ost abfallenden Geländestufe im Norden des Ortes. Sein Äußeres stimmt noch weitgehend mit dem Vischer-Stich von 1672 überein. Es ist ein nüchterner, dreigeschossiger Vierflügelbau, der um einen viereckigen Innenhof gelagert ist. An der Westfront springen drei Rundtürme mit geschwungenen Kegeldächern vor. Die Nordostecke ist als Viereckturm mit gleichem Dach ausgebildet. An der Südostecke steht ein wesentlich stärkerer, viergeschossiger, Viereckturm mit einem doppelten Zwiebelhelm. Er war bis zu den Umbauten des Grafen Grünne im Jahr 1805 mit einem niedrigen Giebeldach und einer umlaufenden Galerie versehen. Im leicht geböschten Erdgeschoß der Eingangsseite sind Reste von steingerahmten Trichterscharten zu erkennen. Am Südwestturm erinnert noch eine zum Tor gerichtete Schlüsselscharte an die einstige Wehrhaftigkeit des Baues. Das Erdgeschoß des Nordtraktes ist im Innenhof in Pfeilerarkaden aus dem 17. Jahrhundert aufgelöst. Im Westtrakt verbindet eine spätgotische Spindeltreppe die einzelnen Geschosse. An seiner Außenseite ist ihm ein offener Stiegenaufgang vorgebaut. Die Innenräume weisen keine architektonischen oder künstlerischen Besonderheiten auf, waren aber bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nie besonders repräsentativ ausgestattet, da sie meist nicht von den Eigentümern sondern von angestellten Verwaltern bewohnt waren. Die qualitätvolle klassizistische Einrichtung der Grafen Grünne ging 1945 restlos verloren. Die eingeschossigen Gebäude des Vorhofes im Süden des Schlosses wurden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet. An der Südseite liegt das rundbogige Einfahrtstor. Der darüber befindliche barocke Dreiecksgiebel ist mit dem modernen Marktwappen geschmückt. Vor diesem Vorhof sind noch Reste des einstigen Grabens zu sehen. Die prächtigen Gärten, die damals im Westen des Hauptgebäudes angelegt wurden, sind heute völlig verschwunden.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 11 km nördlich von Waidhofen/Thaya

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.08.2006