ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Biedermannsdorf


Die seit 1170 mehrfach genannte Siedlung führte ursprünglich den Namen “Zohensunsdorf“. 1275 scheint erstmals die Bezeichnung „Pidermansdorff“ auf. Hier hatten sowohl Ministeriale der Herren von Liechtenstein als auch der Herren von Perchtoldsdorf Besitz. In Biedermannsdorf sind drei Freihöfe nachweisbar, von denen der Rohrhof und der Wasenhof noch existieren, während der Perlashof verschwunden ist. Das heutige Schloss ist aus dem Wasenhof hervorgegangen. Dieser dürfte um 1393 im Besitz des Hans von Liechtenstein gewesen sein. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde das Gut durch den Ankauf nicht bewirtschafteter Flächen vergrößert und gelangte an wohlhabende Bürger und kleinadelige Familien. Den Namen Wasenhof erhielt es vermutlich nach einem Besitzer aus dem Geschlecht der Waser. 1454 kam der Wasenhof an das Stift Heiligenkreuz, war jedoch bald wieder in Adelsbesitz. So gehörte es 1604 Sebastian von Bloenstein (Plauenstein), der dem „Blauen Hof“ in Laxenburg seinen Namen gab. Zu den häufig wechselnden Besitzern gehörten u. a. der Statthalter von Niederösterreich, Seyfried Christoph Breuner und Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch. Letzterer hatte 1731 die Herrschaft übernommen und 1740 das heutige Schloss auf den Resten des alten Gebäudes errichten lassen. Biedermannsdorf profitierte damals von der Nähe zur kaiserlichen Sommerresidenz Laxenburg, da sich verschiedene Adelshäuser hier ansiedelten. Letzter privater Eigentümer war 1876 Heinrich Ritter von Drasche, dem die Ziegeleien im benachbarten Vösendorf gehörten. Sein Nachfolger Richard Ritter von Drasche schenkte 1883 das Schloss der Stefaniestiftung für schwachsinnige Kinder. Um Platz zu gewinnen, erfolgten an der Rückseite des Gebäudes einige Zubauten sowie der Zukauf von benachbarten Grundstücken. 1939 wurde Schloss Biedermannsdorf von der Gemeinde Wien übernommen. Die 1945 erlittenen Kriegsschäden wurden in den folgenden Jahrzehnten restauriert. Zuletzt war im Gebäude ein Heim für sozial geschädigte Kinder untergebracht. Dieses wurde jedoch in den letzten Jahren aufgelassen, so dass der Bau derzeit leer steht. Verhandlungen um eine Übernahme durch die Gemeinde Biedermannsdorf sind im Gange.

Der auf hufeisenförmigen Grundriss errichtete zweigeschossige barocke Baukomplex besitzt über dem Obergeschoß ein mächtiges Walmdach. Die lange Straßenfront weist zehn Fensterachsen auf, wobei die zwei Mittelachsen durch seichte Risalite optisch hervorgehoben sind. Hier befanden sich auch die beiden breitgelagerten Einfahrtstore. Erhalten ist jedoch nur das rechte, hinter dem sich eine gewölbte Einfahrt befindet. Das linke wurde verbaut. Es zeigt unter dem analog gestalteten Korbbogen ein rechteckiges Fenster in der Mauerfüllung. Der zwischen den beiden Mittelachsen aufgesetzt gewesene, kleine quadratische Turm ist heute ebenso verschwunden wie die Schlosskapelle. Die vor einigen Jahren restaurierte Hauptfassade wird durch einfache Fensterumrahmungen, Lisenen und eine Nische zwischen den Fenstern der zwei mittleren Obergeschoßfenster gegliedert. An der Hofseite ist der ursprüngliche Charakter durch verschiedene Anbauten des späten 19. und 20. Jahrhunderts verändert. Der in der Nordwestecke der Anlage liegende ehemalige Pferdestall stammt im Kern möglicherweise noch aus dem 16. Jahrhundert. Im Obergeschoß des Straßentraktes finden sich noch einige Räume mit Flachdecken, die mit Bandlwerkstukkaturen geschmückt sind. In der Nordostecke des einstigen Parks steht ein ehemaliges Gartenhaus aus der Zeit um 1730/40. Es wurde im 20. Jahrhundert umgebaut.

Lage: Niederösterreich/Bezirk Mödling – ca. 3 km östlich von Mödling

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


17.08.2006