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Gainfarn


Der Ort Gainfarn wird als Goinuarin 1136 im Salbuch des Stiftes Klosterneuburg erstmals erwähnt. Wo aber das „Feste Haus“ des 1206 genannten Rudwinus von Gainfarn lag, ist nicht bekannt. Das heutige Schloss ist jedenfalls wesentlich jüngeren Datums. Der Herrschaftssitz war bereits um 1448 von den Hohenbergern in die unweit von Gainfarn gelegene Burg Merkenstein verlegt worden. Erst als diese 1683 von den Türken zerstört worden war, wurde das Verwaltungszentrum der Herrschaft wieder nach Gainfarn verlegt. Von 1675 bis 1829 befanden sich Ort und Schloss im Besitz der Familie Dietrichstein. 1816 ließ Joseph Karl Graf Dietrichstein dem Haupttrakt seine heutige klassizistische Form geben. Joachim Eduard Graf Münch-Bellinghausen erwarb 1829 die Herrschaft, die 1866 durch Erbschaft an Adolf Freiherr von Brenner-Felsach gelangte. 1897 und 1901 weilte der Dichter Hugo von Hofmannsthal als gern gesehener Gast im Schloss. Joachim Freiherr von Brenner-Felsach war Forscher und stellte im Schloss seine Sammlungen aus Afrika und Asien aus. Sie befinden sich heute im Wiener Völkerkundemuseum. Er verkaufte das Gut 1911 an die Firma Leopold Klein. 1917 erwarb der Industrielle Arthur Krupp aus Berndorf Schloss Gainfarn. Im ersten Weltkrieg stellte er es als Lazarett zur Verfügung. 1945 beschlagnahmte die russische Besatzungsmacht das Gebäude als Deutsches Eigentum, was für die nächsten zehn Jahre Vernachlässigung und Verfall bedeutete. 1955 wurde die Republik Österreich neuer Eigentümer und brachte hier eine Forstschule unter. Der Waldbesitz von 5000 ha war schon zuvor bis auf einen Rest abverkauft worden. Auch ein Institut für Bienenkunde war vorübergehend eingemietet. Seit 2001 gehört das Schloss der Stadtgemeinde Bad Vöslau und dient der örtlichen Musikschule als Domizil.

Das Schloss liegt am Ostrand von Gainfarn, etwas erhöht über der nach Bad Vöslau führenden Straße. Hinter der Böschungsmauer verbirgt sich ein großer Weinkeller. Das Gebäude ist von einem großen Park umgeben. Es stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1777 wurde es erneuert. Die Jahreszahl 1816, die man an den Traufpfannen erkennen kann, weist darauf hin, dass das Schloss damals umgebaut und durch die Errichtung eines neuen Flügels vergrößert wurde. Es ist ein lang gestreckter zweigeschossiger klassizistischer Bau. In seiner Mitte springt eine Altane vor, die sich auf sechs toskanische Säulen stützt. Sie wurde 1816 dem Hauptbau vorgesetzt. Zwei segmentbogenartig vorspringende Seitenrisalite sind nur angedeutet. Sie wurden 1929 von Alois Bohn erbaut und mit gedrückten Halbkuppelhauben versehen. Auch das im Westen anschließende, ehemals barocke zweigeschossige Nebengebäude wurde im 20. Jahrhundert stark umgebaut, wobei die heute bereits etwas sanierungsbedürftigen Fassaden vereinfacht wurden. Auch das Innere wurde nach 1955 stark verändert. Seine Einrichtung ging spätestens in der Besatzungszeit verloren. Im Schlosspark befinden sich eine ehemalige Pestkapelle sowie die Statue des Hl. Nepomuk.

Lage: Niederösterreich/Wienerwald – ca. 6 km südwestlich von Baden

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.08.2006