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Traismauer - Schloss


Traismauer ist wohl jenes österreichische Schloss, das am längsten durchgehend bewohnt war, wenn auch Nachrichten für einige Jahrhunderte im frühen Mittelalter fehlen. Ein richtiger Repräsentationsbau war es jedoch nie. Es diente in seiner Frühzeit als Wehrbau und später als Verwaltungsgebäude. An der Stelle des heutigen Stadtzentrums befand sich einst das römische Militärlager Augustiana. Es wurde als Holz/Erde-Befestigung in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts erbaut und um die Mitte des 2. Jahrhunderts in Stein neu errichtet. Im späten 4. Jahrhundert wurde als Vorläufer des heutigen Schlosses in der Nordwestecke des Lagers ein kleines Kastell erbaut. Seine Mauerreste sind im Baubestand der heutigen Anlage bis zum zweiten Geschoß nachweisbar. Als Königsschenkung kam Traismauer 860 an das Erzbistum Salzburg, bei dem es bis zur Säkularisierung von 1803 verblieb. Bereits im Nibelungenlied wird der Wehrbau zu Traismauer als Raststätte Krimhilds und ihres Gefolges auf der Reise zu König Etzel erwähnt. Nachdem das Kastell 1250 weitgehend zerstört worden war, erfolgte anfangs des 16. Jahrhunderts seine Wiederherstellung als Stadtburg durch den Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach. In den folgenden Jahrhunderten wurde diese mehrfach um- und ausgebaut. 1803 wurde Traismauer vom staatlichen Kameralfonds übernommen. Von 1816 bis 1825 war Franz Fournier Herrschaftsverwalter. 1825 gelangte das nunmehrige Schloss an die Freiherren von Geymüller, die auch in der Umgebung etliche Ansitze, wie Hollenburg, Rittersfeld und Nußdorf erwarben. Als 1964 die Stadtgemeinde Traismauer das Schloss kaufte und restaurierte, war zuerst geplant, es als Amtsgebäude zu verwenden. Dann diente es als Wohnhaus und Sitz von Gewerbebetrieben. Schließlich wurde hier 1989 ein Museum für Frühgeschichte als Außenstelle des Niederösterreichischen Landesmuseums eingerichtet. Aktuellen Zeitungsberichten zufolge soll das Schloss heuer an eine Investorengruppe verkauft werden, die es in ein Vier-Stern-Hotel umbauen will.

Wie aus dem Vischer-Stich von 1672 ersichtlich, lag unmittelbar neben dem Schloss das Kremser- oder Fleischer-Tor, das 1877 abgerissen wurde. Beide Bauten hatten die Nordwestecke der Stadtmauer zu sichern. Das Schloss ist eine mächtige dreiseitige Anlage, die an ihrer offenen Südseite durch eine zwei Meter starke Schildmauer geschützt ist. Sie reicht bis zur Dachtraufe der sie begrenzenden Trakte. Die dreieinhalbgeschossigen Flügel sind mit hohen Schopfwalmdächern versehen. Der Osttrakt ist dem Hauptplatz zugewandt. Er ist der jüngste der drei Flügel und stammt aus dem 14./15. Jahrhundert. Hier befindet sich auch das spätbarocke segmentbogige Hauptportal. Das Wappen im Keilstein wurde entfernt. Darüber ist eine viereckige Steintafel eingemauert, die von der römischen Kohorte ala I Augusta Thracum stammt, die hier stationiert war. Das oberste Halbgeschoß hatte einst einen Wehrgang vorgebaut. Ältester Teil des Schlosses ist der Nordflügel. Er steht auf römischen Fundamenten. An seiner Nordwestecke ist er durch einen starken Stützpfeiler verstärkt. Bemerkenswert ist der Innenhof. In der Barockzeit wurden hier am Nord- und am Westtrakt schmale Anbauten mit zwei- bzw. dreigeschossige Pfeilerarkaden und eigenen Pultdächern vorgesetzt. An der Westwand des Hofes sind zwei Wappenkartuschen des Salzburger Fürsterzbischofs Franz Anton Fürst Harrach angebracht. Weiters finden sich im Hof mehrere römische Grabsteine. Die Erdgeschoßräume sind mit Tonnengewölben, darunter eine spätgotische Spitzbogentonne, versehen. Der ebenfalls gewölbte Keller beherbergt derzeit eine Vinothek.

Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 13 km südöstlich von Krems

Besichtigung: Di – So 09.00 – 17.00 (bis zur Schließung des Museums)


Weitere Literatur:


31.07.2006