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Kühnring


In dem kleinen Ort Kühnring, der heute zur Marktgemeinde Burgschleinitz gehört, stand einst die namensgebende Stammburg der Kuenringer. Sie wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter Hadmar I von Kuenring erbaut. Früher glaubte man, dass Kühnring identisch mit dem Ort Hecimanneswisa sei, in dem Azzo, der Ahnherr der Kuenringer 1056 von König Heinrich IV drei Königshufen erhielt, womit diese Familie erstmals urkundlich in Erscheinung trat. Von dieser Ansicht ist man aber wieder abgekommen. Über die Burg Kühnring gibt es nur wenige gesicherte Nachrichten. Während die Kuenringer in Niederösterreich bis in das 16. Jahrhundert nachweisbar sind, kam die Burg bereits 1256 über Eufemia von Kuenring an die Pottendorfer. Im 14. Jahrhundert gelangte sie an die Familie Stockhorner. 1461 wurde sie angeblich durch Johann von Götzendorf zerstört und anschließend nur mehr provisorisch wiederhergestellt. 1540 wurde die Herrschaft von den Herren von Puchheim übernommen. 1663 wird die einstige Feste Kühnring bereits als „öder Steinhaufen“ bezeichnet.

Die alte Burg war im Norden und Osten durch Steilabfälle geschützt. Im Süden und Westen war eine doppelte Grabenanlage vorgelagert. Heute führt die hohlwegartige Zufahrt zur Kirche durch den ehemaligen inneren Graben. Von der Burg selbst haben sich lediglich vier große Mauerblöcke erhalten, die wohl zum ehemaligen Turm gehörten, aber nach seiner Sprengung auseinander gefallen sind. Sie sind so voluminös, dass sie entweder die Reste eines massiven Unterbaues oder aber die eines großen donjonartigen Baues darstellen. Vermutlich ist ersteres der Fall. Es handelt sich um ehemaliges Schalenmauerwerk, dessen äußere Schalen allerdings längst verschwunden sind, so dass nur mehr die Füllmauern existieren. Auf dem größten Mauerrest wurde 1732 durch Jakob Seher ein Kalvarienberg mit qualitätvollen Plastiken angelegt. Einige Details, wie ein Gewölbeansatz und eine Maueröffnung lassen eine einstige hochwertige Ausstattung vermuten. Auch der Rest eines in der Mauerstärke verlaufenden Wendeltreppenschachts konnte rekonstruiert werden. Ansonsten sind nur noch geringe Spuren des Berings vorhanden. Eine aus großen Quadern und hochgestellten Blöcken bestehende romanische Mauer ist heute von einer modernen Terrassenmauer überbaut. Erhalten hat sich die aus dem 12. Jahrhundert stammende einstige Burgkapelle, die aber 1594 und 1660 verändert wurde. Sie dient heute als Pfarrkirche. Über dem Kegeldach der romanischen Apsis ist an der Ostseite des Langhauses eine interessante romanische Figur eingemauert. Man vermutet, dass sie Gott-König darstellt. Sowohl am Langhaus als auch an der Apsis sind vermauerte romanische Rundbogenfenster zu erkennen. An der Westwand ist im Obergeschoß eine vermauerte Pforte ersichtlich, durch die man einst von der anschließenden Burg auf die Kirchenempore gelangte. In die Friedhofsmauer sind zahlreiche Spolien und Quadern des ehemaligen Wehrbaues eingearbeitet.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 3 km südwestlich von Eggenburg

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich


Weitere Literatur:


09.07.2006