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Laubegg


Laubegg gehörte ursprünglich den Eppensteinern, von denen es an die Murecker überging. Nach Reinbert von Murecks Tod fiel es an die Wildoner. Bei Laubegg befand sich im Mittelalter eine Fähre über die Mur. Möglicherweise ließen die Herren von Wildon zu ihrem Schutz bereits im 13. Jahrhundert hier einen befestigten Hof errichten, auf dem sie einen Gefolgsmann sitzen hatten. Als solcher ist Ullinus de Lovbeke 1254 erstmals urkundlich nachweisbar. Hartnid von Wildon trat 1302 zur Gutmachung angerichteter Schäden seinen hiesigen Eigenbesitz an den Bischof von Seckau ab und nahm ihn anschließend als Lehen zurück. Dieses Lehen übernahmen nach den Herren von Wildon die Herren von Wallsee-Graz und ab 1363 die Herren von Pettau. Letztere übergaben Laubegg im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts den Herren von Saurau als Afterlehen. Unter ihnen wurde der Hof zu einem von Gräben und Palisaden umgebenen hölzernen Tabor ausgebaut. 1438 starb der Lehensherr von Laubegg, Friedrich von Pettau. Seine Tochter Agnes vermachte die Herrschaft König Friedrich III, wodurch sie landesfürstlich wurde. 1528 verlieh der Landesfürst Laubegg an Erasmus von Saurau. 1532 zerstörten die Türken die Anlage. Gilg von Saurau erweiterte seine Herrschaft durch Zukäufe und begann 1561 mit dem Wiederaufbau. Um 1600 waren Nord- und Südflügel des heutigen Schlosses fertiggestellt. Wegen seiner ausgezeichneten Sichtverbindung zu anderen Wehrbauten wurde in Laubegg eine Kreidfeuerstation eingerichtet.

Der Sohn des in den Grafenstand erhobenen Karl Freiherrn von Saurau, Rudolf, veräußerte die Herrschaft um 1650 an den landschaftlichen Buchhalter Hans Georg Weber. Dessen Sohn Christof Hans durfte sich bereits Freiherr von Webersperg nennen. Er baute den Westflügel des Schlosses aus. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die bereits schwer verschuldete Herrschaft an Johann Bernhard Graf Attems verkauft. Von seiner Witwe übernahm Amalie Gräfin Lengheim 1778 den Ansitz und ließ ihn teilweise umbauen sowie neu ausstatten. Nach ihrem Tod wurde der Besitz 1804 öffentlich versteigert. Der Zuschlag ging an den Edlen Leopold von Warnhauser. Zwischen 1830 und 1906 gehörte Laubegg der Grazer Familie Lewohl. Auf sie folgten die Freiherren von Rokitansky und dann 1911 Mathilde Gräfin Stubenberg, geb. Tinti. Sie war in erster Ehe mit dem Großgrundbesitzer und Industriellen Franz Rudolf Mayr-Melnhof verheiratet. Ihr dritter Gatte, Dr. Anton Berger, musste Laubegg 1932 aus wirtschaftlichen Gründen an die Kongregation der Brüder der christlichen Schulen Österreichs verkaufen. Das Schloss diente nun als Noviziatshaus. Es wurde 1940 enteignet und als „Gauschulungsburg“ verwendet. Als die Brüder 1945 zurückkamen, war das zum Teil kostbare Mobiliar zur Gänze verschwunden. In der Nachkriegszeit war das Schloss zuerst von den Russen und dann zwei Jahre lang von englischen Truppen besetzt. Dann konnten die Schulbrüder an einen Wiederaufbau denken. 1979 erfolgte eine umfassende Außenrestaurierung. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts waren im Gebäude ein Altenheim, ein Erholungsheim der Caritas sowie Unterkünfte für Zivildiener untergebracht. 2004 wurde das Schloss an das Steirische Rote Kreuz verkauft. Es dient nunmehr als Schulungs- und Einsatzzentrum.

Laubegg liegt auf einem Höhenzug am Ostrand des Leibnitzer Feldes. Es ist weithin sichtbar. Zum Schloss führt eine mehrere Jahrhunderte alte Kastanienallee. Der geschlossene Vierflügelbau mit den um eine Fensterachse vortretenden Ecktürmen ist um einen fast quadratischen Innenhof angelegt. Die Eingangsseite im Osten ist zwei-, die übrigen Trakte sind dreigeschossig. Ältester Bauteil ist der Nordwestturm, dessen Mauerstärke ca. 1,80 m gegenüber 1,2 m bei den übrigen Türmen beträgt. Das Mauerwerk in seinem Kellergewölbe stammt wohl noch vom mittelalterlichen Wehrturm. Sowohl die Räume im Nord- als auch im Südtrakt sind mit mächtigen Tonnengewölben ausgestattet. Der Westtrakt mit dem vorgelegten Arkadengang wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet. Zuvor soll hier ein Pferdestall gestanden haben, der dann in einen Saal umgebaut wurde. Auch der als „Venezianische Stiege“ bezeichnete Treppenaufgang im Hof ist ein Werk des 17. Jahrhunderts. Er führt zum Festsaal empor. Die Kapelle im Nordostturm erhielt ihre Messlizenz 1688. Sie ist ein dreijochiger Raum mit Platzlgewölbe und Pilastergliederung. Der Altar wird gelegentlich dem Grazer Bildhauer Veit Königer zugeschrieben. Der Ostflügel mit der Torhalle wurde in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts erneuert bzw. aufgestockt. Das von Säulen flankierte Schlossportal von 1911 zeigt die Wappen der Tinti, Stubenberg und Mayr-Melnhof. Ein schmiedeeiserner Gitterkorb bedeckt das darüber befindliche Doppelfenster. Um 1911 wurde auch die Terrasse im Westen angelegt und der Südwestturm erweitert. Ein Fensterkorb im Osten ist mit 1655 bezeichnet. Die Wohnräume sind mit zarten Stuckdecken und Rokokoöfen ausgestattet. Ein Ofen mit blauweißen Delfterkacheln ist mit 1764 datiert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließ sich Mathilde Gräfin Stubenberg im ersten Stock des Südwestturmes einen orientalistischen Salon einrichten, den sie von einer Orientreise aus Damaskus mitgebracht hatte. Seine Einrichtung ging jedoch am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren, so dass von ihm nur mehr die Bogenfenster erhalten sind. An der Schlosszufahrt steht eine mit 1736 bezeichnete Statue des Hl. Judas Thaddäus.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 6 km nordöstlich von Leibnitz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


07.07.2006