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Dürnstein (Wachau) - Schloss


Zwischen 1158 und 1488 lebte in Dürnstein eine ritterliche Familie, die zu den Gefolgsleuten der Kuenringer gehörte. Sie nannte sich „von Dürnstein“, aber auch zeitweise „von Spitz“. 1158 wird als Erster dieser Familie ein Gotschalcho de Diernstein urkundlich erwähnt. Nach dem Aussterben der Kuenringer wurden die Dürnsteiner Ministeriale der Landesherren. Mehrere Familienmitglieder wurden Landrichter in Österreich. Nachdem sie auf die Osterburg bei Haunoldstein übersiedelt waren, gelangte ihr festes Haus in den Besitz der Maissauer und wurde „Maissauer Hof“ genannt. Er diente meist den Pfandinhabern und Pflegern der Herrschaft Dürnstein als Wohnung, da die Bergfeste nur einen sehr bescheidenen Wohnkomfort bieten konnte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts glaubte man nicht mehr daran, dass die über der Stadt gelegene Burg als alleiniger Schutz ausreichend sei. 1629 übernahm Christoph Wilhelm von Zelking die Herrschaft Dürnstein. Unmittelbar danach kaufte er zehn benachbarte Häuser, ließ sie abreißen und begann mit dem Bau eines neuen Schlosses, das die Nordwestecke des Ortes sichern sollte. Ob Cypriano Biasino, der in Krems die Pfarrkirche und in Göttweig am Stift gebaut hatte, auch am Bau des Dürnsteiner Schlosses beteiligt war, ist nicht sicher erwiesen. Nachdem die Herrschaft 1634 durch Heirat der Anna Apollonia von Zelking an Heinrich von Zinzendorf übergegangen war, wurde sie 1663 von Konrad Balthasar Graf Starhemberg erworben. Schloss und Herrschaft verblieben bei seiner Familie bis 1938. In diesem Jahr war Fürst Ernst Rüdiger von Starhemberg Besitzer des großen Weingutes. Er verkaufte es an die neu gegründete Winzergenossenschaft „Wachau“. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb Raimund Thiery, der Besitzer des Gasthofes Richard Löwenherz, das Schloss und wandelte es in ein Fünf-Stern-Schlosshotel um. Es gehört nach wie vor seiner Familie.

Der mächtige Renaissancebau liegt auf einem zwischen der Durchzugsstraße und der Donau gelegenen Felssporn. Zwei zum Fluss gerichtete Türme erinnern noch an die einstige Wehrhaftigkeit. Die Anlage ist um einen quadratischen Hof konzipiert. Das kubische Hauptgebäude weist an allen vier Fronten je sieben Fensterachsen auf. Es ist von zwei symmetrisch angelegten kleineren Bauten – im Westen vom Torbau, der mit dem Pflegerhaus verbunden ist und im Osten von einem Pavillon – flankiert. Beide Nebengebäude haben je zwei Fensterachsen. Die spätmanieristischen Fassaden des dreigeschossigen Hauptgebäudes sind kräftig rustiziert. Auf dem hohen, gebänderten Sockelgeschoß sitzen an Stelle von Pilastern rustizierte Lisenen, die das Haupt- mit dem Dachgeschoß verbinden. Diamantquader zieren die Parapete der Fenster. Bemerkenswert sind die wuchtigen Keilsteine der Fensterumrahmungen. Die Fassaden zeigen an jeder Front einen anderen Rhythmus. An der Nordfront liegt die Verdoppelung der Lisenen nahe der Mitte, an der Ost- und Westfassade bei den Ecken. Die Gebäudemitte wird hier durch Doppelfenster betont. Im Süden findet sich eine einfache Reihung der Fenster. Statt der Doppellisenen sind die hier einfachen Lisenen dafür doppelt so stark. Das äußere Portal des Torbaues ist mit kräftigen Rustikabändern, die über die seitlichen Pilaster hinweggehen und in den Rundbogen der Toröffnung hineinragen, geziert. Über dem Gebälk ist die Jahreszahl 1630 zu erkennen. Das Schlossportal ist wesentlich zierlicher. Kannelierte Pilaster stehen auf hohen Sockeln, der Architrav ist im Sinne der Renaissance mit Triglyphen geschmückt. Die Innenräume besitzen weit gezogene muldenartige Gewölbe mit Stichkappen. Der Hof wurde 1975 überdacht. Im Erdgeschoß findet man vorwiegend Kreuzgrate, in den Repräsentationsräumen aber rechteckige, mit Rahmen versehene Spiegeldecken, die wohl zur Aufnahme von Gemälden oder Fresken bestimmt waren. In einem Raum hat sich ein Grisaille-Deckengemälde aus der Bauzeit erhalten. Im obersten Geschoß wurden einfache Holzbalkendecken eingezogen. Zwei repräsentative Stiegenhäuser sind in der Nordost- und der Südwestecke angeordnet. Auf hohen Podesten stehen schlanke toskanische Säulen, zwischen denen sich ein Zierbalustergitter spannt. Sie tragen die Treppenläufe. Unter dem Schloss befinden sich tiefe, in den Fels gehauene Kellerräume.

Lage: Niederösterreich/Wachau – ca. 5 km westlich von Krems

Besichtigung: nur im Rahmen des Hotelbetriebes möglich


Weitere Literatur:


05.07.2006