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Kronsegg


„Chranzek“ wird um 1250 erstmals erwähnt und als Passauer Besitz ausgewiesen. Die Burg dürfte gegen Ende des 12. Jahrhunderts oder spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut worden sein. Als erste Burgherren werden die Maissauer vermutet. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war Kronsegg aber ein Lehen der Kuenringer. Deren Gefolgsmann Arnold der Praunsdorfer war hier 1309 ansässig. 1354 veräußerte Ulrich der Neidegger seinen Lehensbesitz an Eberhard von Wallsee. Danach dürfte ein großzügiger Neubau unter Einbeziehung älterer Bauteile erfolgt sein. Im späteren 14. Jahrhundert kam Kronsegg gemeinsam mit den anderen Besitzungen der Linie Kuenring-Seefeld als Heiratsgut an die Markgrafen von Brandenburg. Es stellte nun bis 1783 eine ausländische Enklave im Hoheitsgebiet der Habsburger das. Der Burggraf von Nürnberg, Friedrich V von Brandenburg, belehnte 1381 Heinrich von Zelking mit der Herrschaft. Danach war die Familie von Schad von Lengenfeld Lehensnehmer. Im 15. und 16. Jahrhundert wechselten die Burgherren recht häufig. 1569 kam Kronsegg, das damals bereits mit Schiltern verbunden war, an die Familie Leisser. 1619/20 wurde die Burg von den Böhmen schwer beschädigt. Christoph Leisser ließ um 1629 den Wehrbau schlossartig ausbauen. Während des Dreißigjährigen Krieges setzte sich der in schwedischen Diensten stehende Abenteurer Heinrich Konrad Schreyer in der zuvor eroberten und beschädigten Burg fest und verwüstete von hier aus mit seinen 150 Reitern auch nach dem Abzug der Schweden die Umgebung. Nach einiger Zeit wechselte er aber die Fronten und trat in kaiserliche Dienste.

Als 1663 die Freiherren von Geymann mit Schiltern-Kronsegg belehnt wurden, mussten sie die bereits verfallene Burg wieder instand setzen. Karl Freiherr von Hackelberg war ab 1679 Herrschaftsinhaber. Er führte zwar noch Ausbesserungsarbeiten durch, verließ aber bald das immer noch recht unwohnliche Kronsegg und zog endgültig nach Schloss Schiltern. Die Burg blieb dem Verfall überlassen. Die Wehreinrichtungen dürften aber noch längere Zeit intakt geblieben sein, so dass 1707 Kronsegg dreizehn Ortschaften der Umgebung als Fluchtort im Gefahrensfall zugewiesen wurde. Bald kam es wieder zu einem häufigen Besitzwechsel. Im Frieden von Teschen (1779) wurde beschlossen, dass sämtliche Lehensrechte der Brandenburger in Österreich an die Habsburger übertragen werden sollten. Kronsegg wurde dadurch landesfürstlich. Karl Wolfgang Graf Aichelburg, der Schiltern-Kronsegg durch Heirat erhalten hatte, gelang es 1856 die Lehensbande abzuschütteln und die Herrschaft als Eigentum zu erhalten. Als 1928 das letzte Mitglied dieser Linie der Familie Aichelburg starb, kaufte die Stadtgemeinde Langenlois Kronsegg. Nachdem die Ruine zwischen 1988 und 1994 vorbildlich gesichert und restauriert wurde, wurde sie zur Besichtigung freigegeben. Sie befindet sich nach wie vor im Besitz der Stadt.

Die stattliche Burgruine liegt einsam im Loistal am Rande des Gföhler Waldes, aber nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt Langenlois. Ihre Außenmauern umschließen ein Areal von 50 x 16 m. An der besonders gefährdeten Westseite wurde im ausgehenden Hochmittelalter ein tiefer Halsgraben aus dem Felsen geschrämt. Er ist heute weitgehend aufgefüllt. Hier befindet sich auch das äußere Burgtor, das wie üblich mit einer Zugbrücke versehen war. Im Süden schließt an die Ringmauer der ehemalige Meierhof an, der sich aber heute in Privatbesitz befindet und bewohnt wird. Als Abschnittsburg besteht Kronsegg aus mehreren hintereinander angelegten Höfen, die jeweils durch Tore gesichert waren. Die ersten drei zwingerartigen Vorhöfe sind von einer äußeren Zinnenmauer begrenzt, an der sich Ansätze eines Wehrganges finden. Von den einst hier stehenden Stallungen und Dienerwohnhäuser ist nichts mehr vorhanden. An der Ostseite befindet sich der Eingang zur Hauptburg. Zentrum der Anlage ist der quergestellte viergeschossiger Wohnturm (15 x 8 m) aus dem 15. Jahrhundert. Seine Zwischendecken sind nicht mehr erhalten, doch kann man noch deren Balkenlöcher erkennen. Die trichterförmigen Fensternischen in den starken Außenwänden waren mit gemauerten Sitzbänken ausgestattet. Die Türen weisen zum Teil qualitätvolle Hausteinumrahmungen auf. Auch der Rest eines Abtritterkers sowie jener eines großen Kamins sind noch erkennbar. Kronsegg besitzt zwei quadratische Bergfriede. Der südliche stammt aus dem 13. Jahrhundert. Er sicherte das benachbarte Tor und beherbergte im ersten Stock die zweigeschossige gotische Burgkapelle. In ihrem Erdgeschoß versammelte sich das Gesinde, das Obergeschoß war der Herrschaft vorbehalten. Die Kapelle wird 1429 erstmals erwähnt. Ihre Decke ist kreuzgratgewölbt und mit einem reliefierten aber stark verwitterten Wappenschlussstein der Schad geschmückt. Zwei kleine Spitzbogenfenster dienten der Beleuchtung. Unterhalb des Ostfensters liegt der Rest des Altars. Leider haben sich die Wandmalereien vom Ende des 14. Jahrhunderts nicht erhalten. Um 1907 waren noch verschiedene Heilige zu erkennen. Die Kapellentür ist mit einem flachen Kleeblattbogen aus Haustein versehen. Im Westen liegt der zweite Bergfried. Er war durch einen Gang im ersten Obergeschoß mit dem Palas verbunden. Mit einer Seitenlänge von 8 m und über zwei Meter starken Mauern ist er deutlich mächtiger als der Turm beim Tor. Sowohl im ersten, als auch im zweiten inneren Burghof sind Reste von Küchenbauten zu erkennen. Jener im zweiten Hof weist einen pyramidenförmigen Rauchabzug auf. In jedem der beiden Höfe befand sich auch eine Zisterne.

Lage: Niederösterreich/Waldviertel – ca. 7 km nordwestlich von Langenlois

Besichtigung: von Ostern bis Ende Oktober frei zugänglich


Weitere Literatur:


08.06.2006