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Burgstall


Die erste Wehranlage an dieser Stelle war ein schlichtes Festes Haus, das wohl Ende des 12. oder anfangs des 13. Jahrhunderts errichtet worden war. Burgstall war damals landesfürstlich. Zuvor hatte es vermutlich den Eppensteinern gehört. Die Burg hieß ursprünglich Lackenberg. 1240 schenkte sie Friedrich II der Streitbare Kunigund, der Tochter des Ritters Albert von Purchstall. 1280 wird der Ansitz als „pürchstal ze Lakenberg“ erstmals erwähnt. Damals hatte ihn Ulrich Schenk von Rabenstein dem Bischof von Seckau übergeben. 1318 verlieh das Bistum die Herrschaft an Rudolf von Tunau. Später gehörte sie den Wallseern. 1336 werden als Burgherren Konrad von Purchstal und sein Bruder Friedrich erwähnt. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Herrschaft an die Wallseer verliehen und von deren Burggrafen verwaltet. Paul von Eibiswald kaufte 1476 die inzwischen wieder landesfürstlich gewordene Burg, verstarb jedoch noch im gleichen Jahr. Seine Söhne wurden 1478 vom Kaiser damit belehnt. Georg von Eibiswald begann im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts mit dem Bau des jetzigen Renaissance-Schlosses.1594 war dieser beendet. Burgstall gehörte damals zu den Kreidfeuerstationen der Südsteiermark. Von 1638 bis 1799 gehörte Burgstall zur Herrschaft Eibiswald. Auf die Freiherren von Eibiswald folgten die Grafen Schrottenbach und dann die Herberstein. Ignaz Ernst von Purgay verkaufte die Herrschaft 1800 an Anton Franz Hoffer. Purgay hatte sie erst kurz zuvor erworben. 1820 gehörte sie Johann Drasch und ab 1857 den Fürsten von Liechtenstein. Nachdem das Land Steiermark 1954 das Schloss erworben hatte, richtete es darin eine heute noch bestehende landwirtschaftliche Haushaltungsschule für Mädchen ein.

Schloss Burgstall liegt auf einem fast nach allen Seiten steil abfallenden Hügel im Nordwesten von Wies. Es ist ein regelmäßiges, zweistöckiges, vierflügeliges Gebäude, das einen engen Innenhof umschließt. Dieser ist mit dreigeschossigen Säulenarkaden geschmückt. An der Südseite sind diese offen, an der Ostseite vermauert. Wie die erhaltenen Rollen am Renaissance-Tor beweisen, wurde der hier heute eingeebnete Graben einst von einer Zugbrücke überspannt. Die Fassaden sind sehr nüchtern gehalten. Das Treppenhaus stammt aus dem späten 18. Jahrhundert. Im Osttrakt sowie im bemalten Saal des zweiten Obergeschosses des Westtraktes ist der Renaissancecharakter der Räume noch deutlich sichtbar. Eine Tramdecke und zwei steinerne Türgewände weisen darauf hin. Die Räume des ersten Obergeschosses sind mit Stichkappengewölben ausgestattet. Hier haben sich einige originale Türbeschläge erhalten. Die Schlosskapelle liegt außen an der Südseite. Sie wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts angebaut. Wie der Vischer-Stich von 1681 zeigt, standen um das Schloss noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts die mit Schießscharten versehenen Wehrmauern und die an ihren vier Ecken vorspringenden Rundtürme. Nach Osten waren eine Vorburg sowie zwei flankierende Vierecktürme vorgelagert. Von diesen alten Wehranlagen sind nur noch Reste der Mauern sowie im Norden ein Stück des Grabens erhalten. In der nördlichen Wehrmauer ragen zwei viereckige Türme vor. Etwas tiefer als das Schloss liegt an der Ostseite ein Schüttkasten aus dem 16. Jahrhundert. Seine Fassade ist mit Sgraffito-Ornamenten geschmückt.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 15 km südöstlich von Deutschlandsberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


06.06.2006