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Kirchberg am Walde (Stmk)


Die Gegend um Grafendorf gehörte um 1130 dem Grafen Ekbert II von Formbach-Pitten. Einer seiner Dienstmannen dürfte noch vor 1140 eine Burg errichtet haben, die als Rodungszentrum für das umliegende Gebiet diente. Er schenkte 1158 die Kirche von Grafenbach und das Gut dem Stift Formbach am Inn, behielt sich aber die Burg. Von den Formbachern kam Kirchberg an die Murecker, deren Gefolgsleute hier in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts saßen. 1245 wird Ortolf von Kirchberg erwähnt. Im späten 13. Jahrhundert gelangte die Burg an die mit den Mureckern verwandten Kranichberger und dann an die Pettauer. Die Kirchberger dürften um 1380 ausgestorben sein. Durch Heirat kam das Lehen an Ulrich von Trauttmansdorff. Als auch die Pettauer ausstarben, wurde Kirchberg 1438 landesfürstlich. Die Trauttmansdorff wurden aber weiterhin mit der Herrschaft belehnt. 1480 nahm Hans von Neuberg, der zu den ins Land eingefallenen Ungarn hielt, die Burg ein und verwüstete diese sowie die zur Herrschaft gehörenden Gründe. 1502 musste die Schwester des bereits verstorbenen Hans von Neuberg eine teilweise Wiedergutmachung leisten. 1532 besetzten die Türken das Schloss, richteten Zerstörungen an und plünderten es aus. Der Meierhof wurde niedergebrannt. Andree von Trauttmansdorff begann anschließend das Schloss wieder auf- und auszubauen. Sein Nachfolger, Joachim von Trauttmansdorff, setzte die Arbeiten fort, geriet aber in so hohe Schulden, dass er Kirchberg kurzzeitig verpfänden musste. 1699 brachte Constantia von Trauttmansdorff das Schloss in ihre Ehe mit Johann Herbert Graf Auersperg ein, der weitere Ausbauten am Schloss und vor allem im Inneren vornahm. Allerdings wohnte weder er noch seine Nachkommen hier. Die Einfälle der Kuruzzen führten zu schweren Ertragseinbußen der Herrschaft. 1802 erstand Hieronymus Wolf die Herrschaft, in dessen Familie sie nun fast ein Jahrhundert verblieb. Dann wechselte das Schloss mehrfach seine Besitzer. 1923 wurde es vom Land Steiermark erworben, das hier eine heute noch bestehende landwirtschaftliche Schule einrichtete. 1969 kam es zu einer Gesamtrenovierung und Adaptierung, wobei der Innenhof überdacht und in einen Speisesaal verwandelt wurde.

Das dreigeschossige Schloss liegt auf einer nach drei Seiten steil abfallenden Anhöhe nordwestlich der Ortschaft Grafendorf. Ältester Teil der Anlage ist ein Festes Haus, das im Nordwesttrakt des Ostflügels verbaut ist. Als erste Erweiterung kam der Südosttrakt hinzu. Bedingt durch den mächtigen Felsklotz, auf dem es steht, hat das Schloss einen unregelmäßigen Grundriss. Dadurch erklärt sich die gebrochene Süd- und Westfront. An die Ringmauern wurden später Wohn- und Wirtschaftsgebäude angebaut. Der gewölbte Erdgeschoßraum neben dem Eingang mit Resten von Zierrippen sowie das kleine Rustikaportal, welches 1969 im Westtrakt freigelegt und hierher übertragen wurde, stammen aus dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts. Bei einer Wiederherstellung des baufälligen Schlosses wurden alle Gebäude unter einem Dach zusammengefasst. Die zwei- bis dreigeschossigen Säulenarkaden des Hofes wurden erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts eingebaut. Im 18. Jahrhundert wurde an der Südseite des Schlosses eine Gartenterrasse mit hoher Böschungsmauer und einer Treppenanlage angelegt. Das Schloss ist von einem tiefen, teilweise in den Felsen gehauenen Graben umgeben. An ihn schließt eine Wehrmauer an. Über den Graben führt an der Ostseite eine Steinbrücke zum Hauptportal, über dem ein großes, verziertes Steinwappen der Auersperg (Mitte des 18. Jh.) angebracht ist. Ein viereckiger Turm an der Südostecke des Hofes überragt die umliegenden Gebäudetrakte. Er wurde unter den Auersperg errichtet und dient heute als Treppenturm. Er trägt ein barockes Pyramidendach. Auch die 1752/53 im Nordtrakt eingerichtete zweistöckige Kapelle geht auf diese Familie zurück. Sie enthält einen Stuckmarmoraltar aus dem 18. Jahrhundert. Das Altarbild stellt die Heilige Familie dar. Die Obergeschoßräume des Schlosses wurden im 16. und 17. Jahrhundert geschmackvoll ausgestattet. Es haben sich mehrere Decken mit Laub- und Bandelwerkstuck (um 1730) sowie einige Rokokoöfen erhalten. Unterhalb des Schlosses liegt eine große barocke Meierhofanlage, die noch heute ihrem Zweck dient.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – ca. 15 km südwestlich von Friedberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


31.05.2006