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Palais Schwarzenberg


Im Jahre 1697 erwarb der kaiserliche Obersthofmarschall Heinrich Franz Graf von Mansfeld Fürst von Fondi einige Weingärten von den Wiener Jesuiten und beauftragte anschließend Johann Lukas von Hildebrandt mit der Errichtung eines schlossartigen Sommerpalais. Gleichzeitig erhielt Jean Trehet einen Auftrag, den Garten zu gestalten. Graf Mansfeld war ein militärischer Rivale von Prinz Eugen. Seine Karriere verlief jedoch ruhiger. So versuchte er dem Prinzen zumindest architektonisch Paroli bieten zu können. Der Baugrund unmittelbar neben dem Unteren Belvedere war bewußt gewählt, ebenso der Architekt, der Baumeister des Prinzen. Nach dem Tode des Bauherrn erwarb Fürst Adam Franz Karl von Schwarzenberg 1715 den noch unfertigen Bau und löste den bisherigen Architekten durch Johann Bernhard Fischer von Erlach ab. Er vollendete den charakteristischen Mittelrisalit und den Kuppelsaal. Nach dem Tode Fischers führte sein Sohn Joseph Emanuel die Ausstattung der Räume bis 1728 fertig. Die Orangerie und die Reitschule an der Gartenseite wurden allerdings erst um die Mitte des 18. Jh. von Andrea Altomonte hinzugefügt. Der Garten wurde bereits von J. E. Fischer von Erlach verändert. Zur Wasserversorgung der Springbrunnen ließ er eine der ersten Dampfmaschinen des Kontinents aufstellen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Mitteltrakt des Palais sowie der rechte Seitenflügel durch Bombentreffer nahezu vernichtet. Das längst wieder restaurierte Gebäude ist bis heute im Besitz der Familie Schwarzenberg geblieben, die es auch bewohnt und einen Teil davon als Hotel und Restaurant führt.

Das Palais Schwarzenberg hat unter den barocken Gartenpalais von Wien am besten seinen ursprünglichen Charakter bewahrt, wenn auch der große Barockgarten nach 1783 in einen englischen Landschaftspark umgestaltet wurde und der Ehrenhof als Parkplatz eine neue Funktion gefunden hat. Der rechteckige Hauptbau wird von den symmetrisch angeordneten Nebengebäuden eingesäumt, die den Ehrenhof bilden. Geschwungene Auffahrtsrampen führen zu einem eleganten, dreibogigen, rechteckigen Arkadenvorbau, hinter dem der einst von einer figurengeschmückten Attika gekrönte, gerundete Mittelrisalit liegt. Er springt an der Vorderfront etwas zurück und an der Gartenseite entsprechend vor. Er enthält den Kuppelsaal, dessen viereckiger Grundriß durch eine Nord- und Südapside ergänzt wird. Rechts und links davon schließen sich die Repräsentationsräume an. Im linken Flügel befand sich der Speisesaal, das Arbeits- und Schlafzimmer des Fürsten sowie die Galerie. Letztere, auch Marmorsaal genannt, ist der interessanteste Raum. Die hier befindliche Gemäldegalerie ist – als einzige Barockgalerie Wiens - noch in ihrer ursprünglichen Anordnung erhalten. Die Stuckarbeiten stammen von Johann und Balthasar Hagenmüller, die Fresken von Daniel Gran. Leider wurde dessen großes Deckenfresko (1723/24) im Kuppelsaal 1945 zerstört. Im rechten Flügel waren die Hauskapelle sowie die Salons der Fürstin untergebracht. Die Kapelle ist ein fast quadratischer Raum mit weiß-goldenem Stuckwerk. Sie geht noch auf Hildebrandt zurück. Unter den Einrichtungsstücken der Prunkräume sind eine komplizierte astronomische Standuhr sowie einige schöne Kamine zu nennen. Ein Teil des Mobiliars stammt aus dem 1894 abgerissenen Schwarzenberg Palais am Neuen Markt. Hinter dem Gebäude schließt sich parallel zum Belvederepark ein langgestreckter Garten an, in dem sich vier Statuengruppen aus Sandstein von Lorenzo Mattielli erhalten haben. Die großen Steinvasen sind nach Entwürfen von Fischer von Erlach gearbeitet. Der Eggenburger Steinmetz Andrea Steinböckh schuf die Kaskade. Die ehemalige Reitschule und die Wirtschaftstrakte an der Prinz-Eugen-Straße wurden 1928 von Carl W. Schmidt in barocken Formen neu gestaltet. Dort hat heute die Schweizer Botschaft ihren Sitz.

Ort/Adresse: 1030 Wien, Rennweg 2

Besichtigung: Die Repräsentationsräume sind anlässlich von Veranstaltungen zugänglich, der Rest des Gebäudes ist privat genutzt bzw. vermietet.


Weitere Literatur:


30.08.2002