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Rabensburg


Rabensburg gehörte 1045 zur Ungarischen Mark. Damals soll es an den Regensburger Burggrafen Burkhard gekommen sein. Die bisherige Holzburg dürfte um 1200 in Stein erneuert worden sein. Hertwicus de Rabensburch gehörte zu den Gefolgsleuten der Kuenringer. Er scheint 1255 erstmals urkundlich auf. Dies ist zugleich die älteste Erwähnung des Ortes. Die damalige Wasserburg dürfte im Auftrag der Kuenringer errichtet worden sein. 1294 erwarb Otto II von Hagenberg die Herrschaft. Rabensburg wurde 1328 von König Johann von Böhmen erobert. Im 14. Jahrhundert gelangte es an die Herren von Zelking. Hans und Ulrich von Zelking verkauften 1385 ihren Besitz, zu dem auch das Landgericht gehörte, an Johann II von Liechtenstein. Dieser durfte auch nach seinem Sturz als Hofmeister die alte Grenzfeste behalten. Im 15. Jahrhundert gehörten zur Herrschaft etwa 25 Dörfer in der Umgebung. Georg Hartmann von Liechtenstein nahm in den Jahren 1540 bis 1550 größere Umbauten vor. Johann Septimus von Liechtenstein ließ gegen Ende des 16. Jahrhunderts die Außenfassaden mit Malereien und Sgraffiti verzieren. 1633 wählte Fürst Maximilian von Liechtenstein die Burg als Hauptwohnsitz und verdreifachte durch die Errichtung des Neuen Schlosses die Wohnfläche. Damals entstanden auch die Basteien, die im 30-jährigen Krieg mit Kanonen bestückt waren. Sie konnten aber nicht verhindern, dass der schwedische General Torstenson 1645 das Schloss einnahm, wobei auch die benachbarte Kirche zerstört wurde. Im nächsten Jahr konnte das Schloss von der Familie wieder in Besitz genommen werden. Während der Kuruzzeneinfälle von 1704 und 1706 kam es zu neuerlichen Verwüstungen. Bis 1765 mussten die Gottesdienste im Rittersaal abgehalten werden. Rabensburg blieb bis 1991 im Besitz des Hauses Liechtenstein, von dem sich eine Linie danach nannte. Seine Blütezeit war aber bald vorbei, da die Nachfolger Maximilians von Liechtenstein nicht mehr im Schloss wohnten. Es diente meist als Gutsverwaltung und Beamtenwohnsitz. Nach 1861 war sogar eine Parkettbodenfabrik in ihm untergebracht. Dadurch wurden viele Fresken und wertvolle Bausubstanz zerstört. Das Schloss war damals an den Fabrikanten verkauft worden, wurde aber nach einigen Jahren von den Fürsten Liechtenstein rückerworben. 1991 kaufte der Schottergrubenbesitzer Dipl. Ing. Günther Kucharovits die Anlage, verzichtete aber bis heute auf eine bereits dringend notwendige Renovierung. Das Gebäude, das noch von einigen Mietparteien bewohnt wird, macht einen äußerst herabgekommenen Eindruck.

Rabensburg liegt im nordöstlichsten Eck Österreichs. Das Schloss ist von einem vierstrahligen Stern von mächtigen Bastionen aus dem 17. Jahrhundert umgeben. Es besteht aus der mittelalterlichen ehemaligen Wasserburg und dem 1633 angebauten Neuen Schloss. Die Zufahrt erfolgt durch den zweigeschossigen Südflügel dieser ausgedehnten Anlage. Ihm vorgelagert ist ein Graben, der über einen Damm passiert wird. Er ersetzt die ursprüngliche Zugbrücke und führt durch einen Torbogen mit rustiziertem Portal in einen schmalen Vorhof. Der dahinter stehende Torbau trägt in seinem aufgesetzten Dachreiter eine – heute total ruinierte – Uhr. Darüber thront ein geschweifter Blechhelm mit Laterne. Durch das rustiziertes Portal gelangt man in den riesigen Ehrenhof des Neuen Schlosses. Er ist nach Osten hin offen. Im Norden wird er von einem langen Gebäudetrakt begrenzt, der an seiner Außenseite 14 Fensterachsen aufweist. Auf dem Vischer-Stich von 1672 ist dieser Bau noch wesentlich höher dargestellt, als er heute ist. Vom Hof aus führen zwei rundbogige Portale in diesen Nordflügel, von denen das östliche als tonnengewölbte Durchfahrt ausgebildet ist. Bemerkenswert ist eine große ehemalige Brunnennische, die heute aber von einem modernen Fenster durchbrochen wird. Ihr Rundbogen ist mit Faunköpfen, die auf geschuppten Volutenkonsolen sitzen, Fruchtgirlanden und Vasen reich verziert. Darüber hat sich ein Rechteckfenster in reich profilierter Umrahmung erhalten. Der Nordflügel ist im Inneren nie voll ausgebaut worden.

Im Westen schließt an den Ehrenhof das Alte Schloss an. Es ist aus der dreiflügeligen Wasserburg hervorgegangen und stellt seit der Errichtung des Neuen Schlosses einen geschlossenen Vierflügelbau um einen kleinen Innenhof dar. In seinem Osttrakt befindet sich der zweigeschossige „Rittersaal“, ein Festsaal von 1633, dessen schöne Stuckdecke sowie die Wandmalereien leider nicht mehr erhalten sind. In einem benachbarten Raum kann man noch Freskenreste erkennen. Der Westseite des Innenhofes sind dreigeschossige Renaissance-Arkaden vorgesetzt. Ihre Rundbögen ruhen im Erdgeschoß auf mächtigen Pfeilern. Im ersten Obergeschoß sind diese wesentlich schlanker und im zweiten Stock befinden sich an ihrer Stelle toskanische Säulen. Die Brüstungen zwischen den Postamenten wurden später vermauert. Die Arkadengänge sind mit Kreuzgratgewölben ausgestattet. Leider macht der Arkadentrakt, der einst die Zierde des Schlosses war, heute durch den abgefallenen Verputz einen ziemlich traurigen Eindruck. In der Nordwestecke des Hofes verbindet ein segmentbogig vortretender Treppenturm mit einer freitragenden spätgotischen Spindeltreppe (um 1500) die einzelnen Geschosse. Er zeigt kleine Fenster mit profilierten Steingewänden. In der Südwestecke ermöglicht ein Renaissanceportal den Zugang zum ehemaligen Bergfried. Dieser quadratische Turm (ca. 8 x 8 m) ist heute vom Hof aus nicht mehr sichtbar, da er gegen Ende des 16. Jahrhunderts unter Johann Septimus von Liechtenstein gekappt wurde, als dieser auch die Arkadengänge einbauen ließ. Er ist im Südwesteck des Alten Schlosses verbaut. Seine romanischen Buckelquadern an der Außenseite weisen auf eine Errichtung um 1230 hin. An den Bergfried schloss sich nach Norden zu der Palas an, dessen Außenmauern ebenfalls auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. Reste von Grisaille-Malereien über den Obergeschoßfenstern der Süd- und der Westfront sind heute kaum mehr zu ahnen. Unter dem Schloss liegen ausgedehnte zweistöckige Keller.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 6 km nördlich von Hohenau

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.05.2006