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Wildbach


Das hübsche Schlösschen liegt auf einer kleinen Anhöhe im Tal der Hohen Laßnitz, auch Wildbach genannt. In seiner heutigen Form ist es ein Bau des ausgehenden 18. Jahrhunderts, der einen einfachen einstöckigen Edelmannsitz abgelöst hat. Dieser mittelalterliche Wehrbau dürfte im 13. Jahrhundert errichtet worden sein. Er war vom Typ des „Festen Hauses“ und von Mauern und einem Graben umgeben. Dieser Hof wurde von den Herren von Wildbach erbaut, die zu den Gefolgsleuten der Wildoner gehörten. Zwischen 1277 und 1300 scheint Albrecht von Wildbach mehrfach auf. Auf die Wildoner folgten als Lehensherren die Pettauer. Nach dem Aussterben der Wildbacher übernahmen die mit ihnen verwandten Staindorfer das Lehen. Kaspar Staindorfer wurde 1443 bereits von König Friedrich IV (der spätere Kaiser Friedrich III) mit der Herrschaft belehnt, da diese 1438 nach dem Tod des letzten Pettauer landesfürstlich geworden war. Durch Heirat gelangte Wildbach 1499 an Paul Parcival von Sunneckh, der sich seit 1470 von Wildenstein nennen durfte. Sigmund von Wildenstein musste mehrere Erbansprüche abwehren bzw. seine Miterben auszahlen bevor er Wildbach sein Eigen nennen konnte. Es gelang ihm, den aus dem 14. Jahrhundert stammenden aber von den Türken zerstörten Ansitz zwischen 1534 und 1540 wieder auf- und die Herrschaft deutlich auszubauen. Damals entstand ein offener Dreiflügelbau, der 250 Jahre lang im wesentlichen unverändert blieb. Im späteren 16. Jahrhundert gehörten zu Wildbach 255 untertänige Häuser, die in fünf Ämtern zusammengefasst waren. Um 1730 kam es zu einem durchgreifenden Umbau. Auf Grund hoher Schulden wurde das Gut bereits 1746 vorübergehend sequestriert. 1788 waren die Umbauarbeiten abgeschlossen. Kajetan Graf Wildenstein musste Wildbach schließlich 1793 an Josef Edler von Mosmüller verkaufen. Auf ihn folgte ein Graf Liechtenberg, der das Schloss an Johann Massegg veräußerte. 1960 befand sich das Gebäude im Besitz von Dr. Mihurko. Es hat heute mehrere private Eigentümer.

Der aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammende Bau wurde durch die um 1730 begonnenen Umbauten stark verändert. Es erfolgte eine Verlängerung nach Westen, wodurch ein kleiner Hof entstand. An der Nordseite wurde ein dreistöckiger Mittelbau mit einem repräsentativen Treppenhaus angebaut, so dass der kleine Hof geschlossen wurde. Der Giebel über diesem Wohntrakt trägt eine Uhr. Im Innenhof hat sich ein zweigeschossiges Arkadenpaar erhalten. Zwei einachsige Türme an der Südseite stammen aus dem 16. Jahrhundert. Sie geben dem Gebäude noch heute ein wehrhaftes Aussehen. Das Schloss ist an den Fassaden über den Fenstern mit zarten ockerfarbige Stukkaturen um 1730 geschmückt. Die Gebäudekanten werden durch eine Putzquaderung betont. Eine Inschrifttafel über dem Tor erinnert an einen Besuch des Komponisten Franz Schubert im Jahr 1827. Die der Hl. Anna geweihte Kapelle liegt im zweiten Stock des Westturmes. Sie erhielt 1681 ihre Messlizenz, wurde aber später profaniert. Ihr Altar stammt aus der Zeit um 1760. Auch im Stiegenhaus und in den Räumen des zweiten Obergeschosses finden sich schöne Stuckarbeiten. Hier haben sich einige Rokoko- und Empireöfen sowie Reste von Wanddekorationen erhalten. Das Schloss wurde in den letzten Jahren fachgerecht restauriert.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 5 km nordwestlich von Deutschlandsberg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


27.05.2006