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Bruck/Mur - Landskron


Das Gebiet um Bruck an der Mur gehörte im 11. Jahrhundert vermutlich den Eppensteinern, die es 1103 dem Stift St. Lambrecht übergaben. Der Ort dürfte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch die Fehden, die nach dem Tod des letzten Babenbergers in der Obersteiermark ausgefochten wurden, verödet sein. Erst als es König Ottokar II 1260 gelang, die Ungarn bei Kroissenbrunn vernichtend zu schlagen, blühte das Land wieder auf. Ottokar ließ Bruck planmäßig neu anlegen und zu seinem Schutz die Burg am Schlossberg errichten. 1265 wird diese als castrum prukke erwähnt. Das Burgareal dürfte aber im Besitz von St. Lambrecht geblieben sein, denn noch 1389 wurde Herzog Albrecht III vom Stift mit der Burg belehnt. 1272 werden Hermann von Krottendorf und nach ihm Walchum der Timmersdorfer als Verwalter genannt. Nach dem Tode Kaiser Rudolfs I erhoben sich die steirischen Adeligen und verbündeten sich mit dem bayerischen Herzog und dem Erzbischof von Salzburg. Der landesfürstliche Burggraf Hermann von Landenberg wurde anfangs 1292 von Hartnid von Wildon und Truppen des Salzburger Erzbischofs in der Burg belagert. Es gelang jedoch Herzog Albrecht I mit seinem Heer, den tief verschneiten Semmering zu überwinden und der bedrängten Besatzung zu Hilfe zu kommen. Angeblich mussten bis zu 2000 Bauern den Pass freischaufeln. Anschließend schlug er in mehreren Gefechten den Aufstand nieder. Finanzprobleme zwangen Herzog Albrecht II 1345 die Burg an Hans Klemm und 1353 an Ulrich den Wasner zu verpfänden. Der Name Landskron scheint erst 1461 auf. 1478 wurde die Burg dem Rat von Bruck übergeben. Angesichts der drohenden Ungarn- und Türkeneinfälle mussten die bereits vernachlässigten Wehranlagen auf den neuesten Stand gebracht werden, was aber durch Geldmangel sehr erschwert wurde. 1506 pachteten die Brucker Bürger die Anlage. Schließlich kaufte 1626 die Stadt den Burgberg, veräußerte ihn aber 1771 an Franz Fraydt von Fraydenegg. 1683 hatte ein Brand den Torturm schwer in Mitleidenschaft gezogen. 1792 wurde die Anlage durch einen neuerlichen verheerenden Brand endgültig zerstört. Dabei wurde auch das große Orgelwerk, das Horn, vernichtet. Die schwer beschädigten Bauten wurden anschließend zum Großteil abgebrochen und die Steine zum Wiederaufbau der ebenfalls schwer getroffenen Stadt verwendet. 1809 wurde der Schlossberg noch einmal befestigt, aber dann doch den Franzosen kampflos überlassen. Diese requirierten 11 Geschütze aus der Festung zur Belagerung des Grazer Schlossberges. Als Ausgleich hiefür erhielten die Brucker später sechs erbeutete französische Kanonen, von denen heute einige am Schlossberg ausgestellt sind. 1810 kaufte Ernst Peinsold Landskron. Die bereits unbewohnbare Anlage kam 1818 an Josef Ludwig Hausmann. 1851 war sie im Besitz von Franz Ritter von Fridau. 1882 gelangte sie an die Alpine Montangesellschaft und schließlich 1889 endgültig an die Stadtgemeinde Bruck.

Die spärlichen Ruinen der ehemaligen Burg Landskron liegen am Brucker Schlossberg über dem Zusammenfluss von Mur und Mürz. Der Platz war für die Anlage einer Befestigung gut gewählt, da man von hier aus die nach Süden und Westen verlaufenden Handelsstraßen sowie jene, die nach Wien führte, kontrollieren konnte. Außerdem war eine Überwachung der alten Murbrücke jederzeit möglich. Im Südosteck der ausgedehnten Anlage lag ein zweistöckiges Gebäude mit steilem Giebeldach und kleinen Erkertürmchen an den Ecken, von denen eines eine Uhr trug. Daran schlossen sich die Wehrmauern, die einen großen Hof umgaben. Sie waren mit umlaufenden Wehrgängen versehen. Im Nordwesteck stand ein kleiner zweistöckiger Torbau. Ein zweiter Torturm befand sich im Südwesten außerhalb der Wehrmauern. Er versperrte den von der Stadt heraufführenden Weg. 1934 wurde das rundbogige Tor abgerissen, aber später wieder aufgebaut. Die Burg war durch zwei Mauern mit der Stadtbefestigung verbunden, so dass sie gemeinsam mit der Stadt verteidigt werden konnte. Sie schützte die Nordostecke der Siedlung. Von den einstigen Burgbauten stehen nur mehr die Reste der Wehrmauern, der Unterbau eines Torturmes und ein Befestigungsturm aus dem 16. Jahrhundert, der später zum Wahrzeichen der Stadt, dem Uhrturm, umgebaut wurde. Die Stadtmauern sind noch streckenweise erhalten. Nach der endgültigen Übernahme von Landskron durch die Stadtgemeinde wurde das Burgareal in einen großen Park umgestaltet.

Lage: Steiermark/Obersteiermark – auf einem Hügel oberhalb der Stadt Bruck an der Mur

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich


Weitere Literatur:


15.05.2006