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Zellhof


Das Gebiet war ursprünglich eine Halbinsel im Trumer See, die schon in der Bronzezeit besiedelt war. Der Zellhof wird 1458 anlässlich der Weihe der Kapelle in einer Urkunde des Passauer Bischofs erstmals genannt. Als erste Besitzer werden die Herren von Nopping vermutet. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts gehörte er der Familie Schettinger, die das benachbarte Schloss Perwang in Erbpacht besaß. Moriz Schettinger war im 16. Jahrhundert auch Kastner zu Mattsee. 1602 hatte der Salzburger Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau den Gutshof von Sebastian Schettinger erworben. Fürsterzbischof Markus Sittikus verlieh ihn 1616 dem damaligen Salzburger Dompropst Paris Graf Lodron. Als dieser 1619 Erzbischof geworden war, übergab er ihm seinen Nachfolger als Dompropst Johann Krafft von Weittingen als Leibgedinge. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts dürfte ein Neubau erfolgt sein. 1636 kam der Ansitz an den Domherrn Johann Dietrich Freiherr von Muggenthal. Nach dessen Tod übernahm vorübergehend die Salzburger Hofkammer die Verwaltung, bis er zum Leibgedinge des Grafen Johann Ernst von Thun wurde. Zuvor hatte Fürsterzbischof Max Gandolf von Kuenburg einen Fasangarten einrichten lassen. Danach gehörte der Zellhof den Domherren Siegmund Karl Graf von Castro Barco (1691) und Georg Anton Jakob Graf Thun (1698). Die nächsten Besitzer waren der Laibacher Bischof Siegmund Felix Graf Schrattenbach und 1742 Virgil Maria Graf Firmian. Nach dessen Ableben im Jahr 1788 fiel der Hof an den Salzburger Erzbischof zurück, der ihn im nächsten Jahr an das Kollegiatstift Mattsee verkaufte. 1890 brannte der Dachstuhl des Herrenhauses ab. Ein Jahr später wurde er in seiner heutigen Form wiederhergestellt. Bis 1939 wurde der Zellhof als Gasthaus verwendet und das Areal landwirtschaftlich genutzt. Dann übernahmen die Herz Jesu Missionare den Ansitz. 1946 wurde in ihm ein Heim für schwererziehbare Knaben untergebracht. 1970 hat die Altpfadfindergilde Salzburg 9 das Gelände gepachtet. Mittlerweile wurde durch den Landesverband Salzburg der Pfadfinder hier ein internationales Jugenddorf eingerichtet.

Einige Kilometer nordwestlich von Mattsee liegt auf einer sanften Anhöhe zwischen den drei Seen Obertrumer See, Grabensee und Mattsee der Zellhof, ein ehemaliges Herrenhaus samt Wirtschaftsgebäuden und einer freistehender Kapelle. Die Wohngebäude wurden um 1900 neu fassadiert. Vom barocken Kern ist noch der tonnengewölbte Flur des zweigeschossigen Hauptgebäudes erhalten. Bemerkenswerter ist jedoch die Kapelle. Sie wurde 1458 dem Hl. Georg geweiht. 1697/98 wurde sie als „Maria Zellhof“ zum Zentrum einer kleinen Wallfahrt. Das schlichte Langhaus des barocken Saalbaues stammt aus dieser Zeit. Über dem Westportal ist eine mit „Erzbischof Paris Graf Lodron, 1620“ bezeichnete Inschrifttafel angebracht. 1758 schuf der aus Henndorf stammende Christoph Fenninger im Inneren qualitätvolle Stuckdekorationen, doch wurden diese 1910 verändert, als Joseph Gold die Wölbungen und Wände mit einem Zyklus aus dem Marienleben bemalte und die Fresken mit Stuckrahmen einfasste. Das gotische Mauerwerk des Chores geht noch auf das 15. Jahrhundert zurück. Das Gnadenbild ist eine Kopie der Altöttinger Madonna. Der Altaraufbau stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Kapelle wegen eines Brandes 1849 neu eingerichtet werden musste. Damals wurde auch der Dachreiter mit seinem Spitzhelm aufgesetzt. Größere Renovierungen fanden 1911 und 1974/75 statt. Im Norden des Hofes steht ein einfacher kubischer Barockbau mit hohem Zeltdach, der aber mehrfach umgebaut worden ist. Einige andere Bauten sind erst im 20. Jahrhundert entstanden. Von den ausgedehnten Zier- und Nutzgärten, die Fürst Firmian in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anlegen ließ, sind noch einzelne Bäume vorhanden.

Lage: Salzburg/Flachgau – ca. 2 km nördlich von Mattsee

Besichtigung: möglich


Weitere Literatur:


11.05.2006