ARCHIV


Gefährdete Objekte

Schlosshotels

Personenverzeichnis






Bärnegg


Die Gegend um Bärnegg gehörte um 1155 den Grafen von Formbach-Pitten. Ein erster Wehrbau dürfte im vierten Viertel des 12. oder bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Die Burg war freies Eigen von Gefolgsleuten der Formbacher Grafen und Mittelpunkt einer Rodungsherrschaft. 1250 wird ein Ulrich der Perner genannt. Seine Familie besaß umfangreiche Güter in der Buckligen Welt und in der nordöstlichen Steiermark. Sie stellte auch die Burggrafen von Fürstenfeld. Konrad Perner befand sich im Gefolge der Gräfin von Cilli, als diese 1400 zu ihrem Gemahl, Wladislaw König von Polen, reiste. Die Burg wird 1316 erstmals erwähnt. Wilhelm Perner zählte sowohl in der Baumkircherfehde (1469/70) als auch im Ungarnkrieg von 1480/90 zu den Gegnern Kaiser Friedrichs III, was ihm den Verlust seiner Burg einbrachte. Bärnegg wurde vorerst verpfändet und trotz mehrfacher Gesuche seines Sohnes und seines Enkels nicht retourniert. Erst 1529 erreichte Niklas Perner die Rückgabe. Er musste aber einige Gläubiger des Kaisers Maximilian I auszahlen, die über Pfandrechte an der Herrschaft verfügten. Die Erbstreitigkeiten nach seinem 1550 erfolgten Ableben konnten erst 1567 beendet werden. Neue Besitzer wurden Michael Rindsmaul und seine Tante Rosine Erwentz, nachdem die Miterben ausbezahlt worden waren. Michael bewohnte den von Niklas Perner errichteten „Neuen Stock“, während seine Tante im alten Teil hauste. 1571 konnte Michael auch diesen Bereich erwerben. 1679 wurde die Herrschaft durch Ludwig Graf Rindsmaul in einen Fideikommiß eingebracht. Siegmund Albrecht Graf Rindsmaul ließ 1728 die St. Nikolaus Kirche barockisieren und das Schloss verschönern. 1798 kam Bärneck durch Kauf an Dr. Ignaz Holler, in dessen Familie es fast ein Jahrhundert blieb. 1928 war es im Besitz des Bürgermeisters von Friedberg, Hutter und 1955 in dem des Holzhändlers Franz Doppler. Beide dürften aber eher am Wald bzw. an der Jagd interessiert gewesen sein, denn in dieser Zeit verkam das Schloss zu einer Ruine, bei deren Anblick man glauben könnte, dass sie bereits zur Türkenzeit verwüstet worden war. Bärnegg befindet sich nach wie vor in Privatbesitz.

Die Ruine liegt auf einem Höhenrücken zwischen dem Sulzbach- und dem Schäfernbachgraben im Grenzgebiet zu Niederösterreich. Die ehemalige Vierflügelanlage war an zwei Seiten durch das steil abfallende Gelände geschützt. Leider sind an mehreren Stellen die Außenmauern bereits den Abhang hinuntergestürzt. An den beiden anderen Seiten wurde ein tiefer, ausgemauerter Graben angelegt. Im Osten überragt ein starker Rundturm alle übrigen Bauten. Er dürfte noch auf den mittelalterlichen Wehrbau zurückgehen. Ein weiterer Rundturm springt in den Graben vor. Er hatte Flankierungsaufgaben. In ihm wurde 1703 die Schlosskapelle eingerichtet. Im Norden haben sich basteiartige Bauten erhalten. Das ehemalige Wohnschloss war ein einstöckiger, lang gestreckter Rechteckbau des 17. Jahrhunderts. Von seiner ehemaligen Einrichtung sind Teile in das Landesmuseum Joanneum bzw. in die Brucker Minoritenkirche gelangt. Ein Spätrenaissance-Brunnen wurde in den Park des Marienhofes in Afram bei Wildon übertragen. Reste eines stuckverzierten Kamins deuten noch darauf hin, dass das Schloss einst sehr komfortabel ausgestattet war. Der große rechteckige Hof war von Pfeilerarkaden umgeben. Vor den Ruinen des Hauptschlosses liegen umfangreiche Wirtschaftsgebäude, deren Zustand zwar auch sehr schlecht ist, die aber vom derzeitigen Besitzer zumindest bewohnbar gemacht wurden. Unterhalb des Schlosses liegt neben der Straße im Wald die Turmruine der spätbarocken St. Nikolaus Kirche. Diese selbst ist bereits völlig verschwunden.

Lage: Steiermark/Oststeiermark – versteckt im Wald, ca. 4 km östlich von Friedberg

Besichtigung: möglich, aber nicht gerne gesehen


Weitere Literatur:


09.05.2006