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Pottenburg (Mädchenburg, Hasenburg)


Nicht weniger als fünfzehn Wehrbauten bewachten im 11., 12. und 13. Jahrhundert die Hainburger Pforte, das Einfallstor aller aus dem Osten anrückenden Mächte nach Österreich. Nur wenige von ihnen, wie Röthelstein, Devin und eben die Pottenburg sind noch als Ruinen erhalten. Erstmals genannt wird der Wehrbau in den Jahren 990 bis 1025, als das beim Ungarneinfall verloren gegangene und dann wieder rückeroberte Land neu besiedelt wurde. Erster Besitzer und Namensgeber der Burg war Graf Poto, ein Sohn des Pfalzgrafen Hartwig von Regensburg. Er stellte sich jedoch 1044 an die Seite des Bayernherzogs Konrad, der sich mit den Ungarn verbündete. Kaiser Heinrich III schlug den Aufstand nieder und ächtete Poto, wobei dieser seine gesamten Besitzungen verlor. Der Kaiser schenkte die Burg einem verlässlicheren Gefolgsmann, dem Bischof von Eichstätt. 1108 befand sie sich im Besitz eines weiteren Poto, der aus der Familie der Hochfreien von Asparn stammte. Nach dem Aussterben seiner Familie wurde die Pottenburg 1226 ein landesfürstliches Lehen, das zuerst an Heinrich von Brunn, dem Gatten der Mathilde von Asparn, vergeben wurde. Allerdings war sie im Laufe ihrer Geschichte mehrfach in ungarischem Besitz, so auch 1264, als in ihr ein Bruder des Königs Bela IV Hochzeit feierte. 1343 kaufte Graf Konrad von Schaunberg den Brunnern die Burg ab, musste sie aber bereits 1351 an den Landesfürsten abtreten. 1359 kam es zu umfangreichen Bauten, wobei die Ringmauern, der Bering und der Wohnbau verändert wurden. 1437 wurde die Burgküche erneuert.

Gamareth Fronauer, der sich in der Burg festgesetzt hatte, musste 1460 vom kaiserlichen Hauptmann Ulrich von Grafenegg daraus vertrieben werden. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Burgkapelle vergrößert. Als 1482 König Matthias Corvinus die Pottenburg eroberte, blieb sie zehn Jahre lang in ungarischem Besitz und diente nun als Grenzburg gegen Österreich. Nach ihrer Rückeroberung wurde sie wieder von landesfürstlichen Pflegern verwaltet und gelegentlich verpfändet. Um 1500 wurde sie verlassen und auch nicht mehr als Festung genützt, da sie durch die aufgekommene Artillerie obsolet geworden war. 1517 verkaufte Kaiser Maximilian I die Herrschaft an Wilhelm von Zelking. 1529 fiel die Burg den Türken mehr oder weniger kampflos in die Hände. Nach deren Abzug wird sie nur mehr als Ruine bezeichnet. Der bis dahin aus taktischen Gründen von Baumwuchs frei gehaltene Burgberg war nun bald von dichtem Wald bedeckt. 1544 verkauften die Zelkinger ihren Besitz an die Herren von Walterskirchen. Sie stellen auch noch heute den Grundeigentümer. Um die Burg ranken sich mehrere Sagen. Einer verdankt sie ihren Zweitnamen „Mädchenburg“. Eine Burgherrin versuchte angeblich ihre Hässlichkeit damit zu bekämpfen, dass sie sich mit dem Blut zahlreicher junger Mädchen wusch. Ähnliche Geschichten gibt es aber auch über andere Burgen. Auch gibt es mehrere Wehrbauten namens Mädchenburg.

Die Pottenburg ist Österreichs östlichste Burg. Ihre auch heute noch beeindruckenden Reste liegen auf einem dicht bewaldeten Bergkegel zwischen Wolfsthal und Berg, in Sichtweite der alten ungarischen und jetzigen slowakischen Hauptstadt Pressburg. Im Mittelalter führte ein Donauarm unmittelbar am Burgberg vorbei. Da das Gelände an der Südseite weiter ansteigt, musste die Anlage hier durch einen Wall und zwei tiefe Halsgräben zusätzlich gesichert werden. Der Graben an der weniger gefährdeten Nordseite war nicht so tief. Die ältesten Bauteile stammen aus dem 12. Jahrhundert. Umfangreiche Um- und Neubauten erfolgten um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Der äußere Mauerring aus dem 13. Jahrhundert ist im Süden und Westen noch gut erhalten. Zahlreiche Balkenlöcher des einstigen Wehrganges sind noch zu sehen. Ein gedrücktes Rundbogentor führt in die ausgedehnte erste Vorburg. Von der noch größeren zweiten Vorburg aus gelangt man durch eine nur zwei Meter breite Mauerlücke zur Hochburg. An der prominentesten Stelle des Burggeländes ragt der einst fünf Stock hohe romanische Bergfried empor. Der quadratische Turm hat eine Seitenlänge von 11 m und eine Höhe von 26 m. Der isoliert stehende Bau ist aus Bruchsteinen aufgeführt. Seine Kanten sind jedoch durch sorgfältig bearbeitete Eckquadern verstärkt. Der Bergfried ist der einzige Teil der Burg, der auch vom Tal aus sichtbar ist. Die sorgfältig bearbeitete Umrahmung des rundbogigen Hocheinstiegs weist auf die Bedeutung der Anlage im Hochmittelalter hin. Seine Schwelle liegt in etwa 5 m Höhe. In den dreieinhalb Meter dicken Turmmauern führt eine schmale Treppe in die oberen Stockwerke. Das Innere wird nur durch schmale Lichtschlitze und Scharten beleuchtet. Das oberste Stockwerk war als von Zinnen begrenzte Wehrplattform ausgebaut. An der Nord- und der Westseite springen Wasserspeier vor. Eine ebenfalls zinnengekrönte Mauer verbindet Bergfried und Palas. Von letzterem steht noch die nördliche Fensterwand.

Lage: Niederösterreich/Donau – ca. 2,5 km südöstlich von Wolfsthal

Besichtigung: ganzjährig frei zugänglich, aber nicht leicht zu finden, da der Zugang nicht markiert und ein Wildschweingitter zu übersteigen ist


Weitere Literatur:


01.05.2006