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Klement


Als erster Burgherr ist uns Conrad de Clement bekannt, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte. Sein Nachkomme Rudigerus trat in das Stift Klosterneuburg ein. Niklas von Clement dürfte sich als Strauchritter betätigt haben. Als er mährischen Kaufleuten Tuchwaren raubte, wurde er gefangen genommen und in Kreuzenstein eingekerkert. Nach seiner Freilassung musste er 1393 Herzog Albrecht IV Urfehde schwören. Die Herren von Klement starben in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus, so dass das Lehen vom Landesfürsten eingezogen werden konnte. 1451 wird ein Ritter Konrad Gußer von Klement erwähnt. Seit 1569 nennen sich Familienangehörige der Arberger nach Klement. Zu den im späteren 16. Jahrhundert wechselnden Herrschaftsinhabern zählten Franz Freiherr von Gera (1572) und Wolf Christoph von Enzersdorf (1590). In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts baute man den am Fuß des Hausberges liegenden Meierhof zum heutigen Schloss aus. Ein später nach Ernstbrunn übertragenes Portal mit Wappen- und Rosettenschmuck zeigt die Jahreszahl 1558 und weist damit auf größere Bauarbeiten hin. Die Burg wurde verlassen und verfiel. Um 1600 war Johann Heinrich Freiherr von Kienritz Schlossherr. 1607 gehörte Klement dem Freiherrn Jakob Franz von Herberstein. 1619/20 lebte hier der junge Wolf Helmhard von Hohberg, der später zu einem der bekanntesten Barockdichter Österreichs wurde. Über Johanna von Hohenfeld und Job Hartmann Freiherr von Welz gelangte das Schloss durch Kauf an Rudolf Graf Sinzendorf, der es mit seiner Herrschaft Ernstbrunn vereinigte. 1663 wurde es als Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung bestimmt, doch musste es seine Wehrfähigkeit nicht beweisen, da es von den Türken nicht angegriffen wurde. Klement blieb bis 1822 im Besitz der Sinzendorfer und ging dann mit Ernstbrunn an Fürst Heinrich IV von Reuß-Köstritz über. Es gehört noch heute der Familie Reuß. Das Gebäude macht einen äußerst herabgekommenen Eindruck, wird aber zum Teil noch bewohnt.

Das kleine Schloss liegt am südöstlichen Ortsrand an der Durchfahrtsstraße. An der gegenüberliegenden Straßenseite steht ein mächtiger zehnachsiger Schüttkasten, der vor einigen Jahren restauriert wurde und seit 1999 als Veranstaltungszentrum dient. Oberhalb desselben erkennt man im dichten Unterholz die Reste des „Öden Schlosses“. Von ihm haben sich in erster Linie Erdwälle und Gräben erhalten, da das aufgehende Mauerwerk um 1900 wegen Baufälligkeit zum größten Teil abgetragen wurde. Das rechteckige Schloss wurde seit Jahrzehnten nicht mehr restauriert. Gut erhalten sind lediglich die schweren Bausünden der Vergangenheit. Schauseite der zweigeschossigen Anlage ist die neunachsige, nach Osten gerichtete Straßenfront. Von den einstigen drei Rundbogentoren ist nur mehr das mittlere erhalten. Besonders schön waren die Renaissance-Doppelfenster im Obergeschoß mit ihren Mittelsäulen und steinernen Fenstergewänden. Leider wurden diese durch die Entfernung der Mittelsäulen und den Einbau von handelsüblichen Rechteckfenstern völlig entstellt. Man sieht jedoch noch Rosetten in den Bögen und Umrahmungen. Das einstige geritzte Kassettenmuster ist in der total verwahrlosten Fassade nur mehr schwach zu erkennen. Mehrere Baunähte weisen darauf hin, dass das Schloss in mehreren Etappen errichtet bzw. ausgebaut wurde. Wie der Vischerstich von 1672 zeigt, hatte das Gebäude damals ein nach innen geneigtes Pultdach, das hinter einer mit Schießscharten ausgestatteten Attikazone versteckt war. Das heutige Ziegeldach wurde erst im 18. Jahrhundert aufgesetzt. Im Hof ist ein überdachter Stiegenaufgang bemerkenswert. Die Erdgeschoßräume sind mit schweren Kreuzgratgewölben ausgestattet. Ein Zimmer im ersten Stock des Nordtraktes zeigt ein Sterngewölbe. Die meisten Räume sind durch spätere Wohnungseinbauten verändert.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 5 km nördlich von Ernstbrunn

Besichtigung: das Schloss kann nur von außen besichtigt werden, der Getreidekasten ist bei Veranstaltungen geöffnet, die Burgruine frei zugänglich


Weitere Literatur:


26.04.2006