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Niederkreuzstetten


In einer Urkunde aus dem Jahr 1115 wird ein Ditderihe aus Grizansteten als Zeuge angeführt. Adalbero von Niederkreuzstetten wird um 1130 genannt. Im 13. Jahrhundert war Niederkreuzstetten ein Lehen der Liechtensteiner. Um 1265 kam es durch Erbschaft von deren Nikolsburger an die steirische Linie. 1367 saß hier ein Burggraf im Auftrag von Ulrich II von Liechtenstein-Murau, der mit der Verwaltung der Herrschaft betraut war. 1382 wird von Hans dem Oberndorfer von Kreuzstetten berichtet, der ein Lehen der Wallseer im Halltal bei Lilienfeld hielt. 1485 wurde die Burg von Matthias Corvinus erobert und teilweise zerstört. Bis 1491 war Niederkreuzstetten von ungarischen Truppen besetzt. 1510 gehörte es den Herren von Weißpriach. Danach wechselten die Besitzer mehrfach. In der Reformationszeit gehörte der Besitz der Familie Prandt von Prandeck. Auch Christoph Welzer war wohl eindeutig protestantisch gesinnt, da sein Schloss 1620 von Montecuccoli besetzt und ihm 1621 seine mit Hornburg verbundene Herrschaft konfisziert wurde. Die Einrichtung wurde zum Teil mutwillig zerschlagen. Im nächsten Jahr erwarb der Präsident der Hofkammer, Hans Balthasar von Hoyos-Stixenstein – wohl ziemlich wohlfeil – von seiner eigenen Behörde den Besitz. Niederkreuzstetten dürfte danach wieder verteidigungsfähig gemacht worden sein, denn sowohl 1663 als auch 1683 wurde es als Zufluchtsort in Kriegszeiten für die umliegende Zivilbevölkerung bestimmt. Zwischen 1781 und 1803 nahmen die Grafen Johann Philipp und Johann Ernst Hoyos größere Umbauten vor. 1881 verkaufte die Familie die Herrschaft an den Wiener Bankier Moriz von Königswarter. Seit 1914 gehörte das Schloss den Freiherren Riedl von Riedenstein. Es dient ihnen nach wie vor als Wohnsitz. Erst in letzter zeit hat das Schloss einen neuen Eigentümer, die Familie Wenckheim, erhalten. Mit einer umfangreichen Renovierung wurde begonnen.

Das Schloss liegt am Nordende des Ortes. Es ist von einem schmalen Zwinger und einer hohen Mauer umgeben, die gelegentlich von Pfeilern gestützt wird. Über den breiten und tiefen Graben führte früher eine Zugbrücke. Diese ist natürlich längst durch eine vierbogige Steinbrücke ersetzt worden. Durch ein großes, von einer mit Putzquaderung versehenen Mauer umgebenes Tor gelangt man in den äußeren Schlosshof. Die beiden Fußgängerpforten rechts und links des Portals sind vermauert. Das eigentliche Schloss ist eine stattliche vierflügelige Anlage. Ältester Teil ist der vorspringende blockartige Westtrakt, der mit einem mächtigen Walmdach gedeckt ist. Er geht in seinen Fundamenten noch in das 13. Jahrhundert zurück, stammt aber in seiner heutigen Form aus dem 16. Jahrhundert. Seine ansonsten nüchternen Fassaden waren mit einer Sgraffitoquaderung aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts überzogen. Sie wurde bei der letzten Restaurierung erneuert. Die anderen Trakte wurden im 17. Jahrhundert errichtet. Die siebenachsige Hauptfassade ist nach Osten gerichtet. In ihrer Mitte liegt ein schönes rundbogiges Einfahrtstor, dass von kannelierten Pilastern flankiert wird. Sein Architrav ist mit einer profilierten Verdachung versehen. Er zeigt die Jahreszahl 1680, die auf einen Umbau Bezug nimmt. Die Datierungen 1771 und 1977 verweisen auf spätere Restaurierungen. Über dem Tor sind frühbarocke Doppelfenster mit profilierten Verdachungen eingesetzt.

Die nach Norden und Süden gerichteten Seitentrakte sind ebenfalls siebenachsig. Ihre auffallenden Treppengiebel an der Westseite stammen erst aus dem Jahr 1891. Die Fronten des rechteckigen Innenhofes werden an seiner Westseite durch dreigeschossige Arkaden belebt, die von einem Treppenturm unterbrochen sind. Die Bögen ruhen im Erdgeschoß auf Pfeilern, im ersten und zweiten Stock auf zierlichen toskanischen Säulen. Die hübschen Balustraden geben dem Hof ein freundliches Aussehen. Der um eine Etage niedrigere Nordtrakt ist im Obergeschoß ebenfalls mit einem Arkadengang versehen. In der Südostecke des Hofes springt ein Treppenturm mit einer Spindeltreppe vor. Auch er ist den historistischen Verschönerungen von 1881 nicht entgangen. Die Kellergeschosse sind mit mächtigen Gewölben aus dem 16. Jahrhundert ausgestattet. Im Bereich des Osttraktes befindet sich die kreuzgratgewölbte Schlosskapelle, in der 1953 gemalte Scheinarchitekturen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgedeckt wurden. Die Innenräume sind im Erdgeschoß gewölbt. In den oberen Stockwerken tragen sie meist flache Stuckdecken aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Aus der damaligen Zeit haben sich noch einige Kachelöfen erhalten. Im Südtrakt liegen die Bibliothek und ein Empiresalon. Gottfried Riedl-Riedenstein hat in etlichen Innenräumen eine Sammlung exotischer Gegenstände zusammengetragen, die er von seinen Fernreisen im dritten Viertel des 20. Jh. zusammengetragen hat. Das Schloss ist von einer Parkanlage umgeben. Ihm gegenüber liegt ein großer dreigeschossiger Schüttkasten aus dem 17. Jahrhundert.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 16 km südwestlich von Mistelbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


18.04.2006