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Urstein


Ob die 1151 genannte Lehenhube „Urstan“ des Ministerialen des Salzburger Hochstiftes Babo von Teisendorf an der Stelle des Schlosses Urstein in Puch bei Hallein lag, ist nicht gesichert. Der erste nachweisbare Besitzer des Gutes ist Lienhart Golser, der 1461 aufscheint. Bald danach dürfte es an die Halleiner Bürgerfamilie Diether von Urstein übergegangen sein, die bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts immer wieder hohe Beamte für das Erzbistum Salzburg stellte. 1530 kam die Herrschaft durch Heirat an Paul Altmann. 1614 nennt sich Victor Christalnigg „zu Urstein“. Vier Jahre später kaufte der niederösterreichische Kammerrat Veit Matthias Spindler den Besitz. Seine Tochter heiratete 1633 den fürsterzbischöflichen Vizejägermeister Franz Dückher von Haslau. Durch seine 1666 erschienene „Salzburger Chronica“ zählt er zu den bedeutendsten Geschichtsschreibern des Landes. Unmittelbar nach seinem 1671 erfolgten Ableben wurde seine Familie in den Freiherrenstand erhoben. 1679 wurde der Baronin Maria Clara Freiin von Dückher die Errichtung eines Oratoriums bewilligt. Ihr Sohn Alfons erbaute 1701 oberhalb des bereits etwas unbequem gewordenen Baues ein neues Schloss, während das alte Gebäude als Meierhof weitergeführt wurde. Franz Josef Freiherr von Dückher ließ 1752 eine große Gartenterrasse anlegen. Johann Nepomuk Freiherr von Dückher war ab 1767 Kommandant des elitären Salzburger St. Ruperti-Ritterordens. 1797 erbte sein Neffe Johann Gualbert Freiherr von Dückher den Besitz. 1837 wurde die Herrschaft an Anselm Freiherr von Imhof verkauft. 1869 wurde diese von Philipp Graf Boos-Waldeck erworben, auf den 1883 Georg Kuhlmann folgte. Seine Familie besaß das Schloss bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts. 2002 wurde dieses von der Akademie Schloss Urstein Privatstiftung übernommen und gründlich saniert. Das Schloss ist heute Direktionsgebäude der benachbarten Fachhochschule. Seit 2005 werden hier Seminare in den Bereichen Freizeit, Tourismus, Kultur und Sport abgehalten.

Das barocke Schloss liegt auf einem Hügel zwischen der Salzach und der Autobahn. Auch die Eisenbahn fährt in unmittelbarer Nähe vorbei. Es ist ein verputztes zweistöckiges Gebäude mit rechteckigem Grundriss. Die Fassaden zeigen starke Ecklisenen, um die sich das abgestufte Abschlussgesims verkröpft. Die Fenster der beiden oberen Stockwerke haben meist glatte Putzrahmen mit Ohren. Lediglich jene der Hauptfront im Norden sind reicher gegliedert. Das große Rundbogenportal der Schauseite wird von zwei Pilastern flankiert. Es hat ein gerades Gebälk und flachbogige Giebelansätze. Daneben liegen je zwei einfache vergitterte Rechteckfenster. Über dem Portal betonen in jedem der beiden Obergeschosse Doppelfenster die Mittelachse. Neben diesen findet man wiederum je zwei Rechteckfenster. Im ersten Stock weisen diese profilierte Verdachungen auf. Die Doppelfenster zeigen einen gemeinsamen flachbogigen Giebel, während die anderen mit gesprengten Dreieckgiebeln geschmückt sind. Die beiden Seitenfronten haben je fünf Fensterachsen. An der Ostseite führt eine kleine Freitreppe zu einem Nebeneingang. Das hohe Satteldach ist nach Osten und Westen abgewalmt. An seiner Nord- und Südseite springt je eine große, flachbogig verdachte Gaupe mit einem Doppelfenster und Seitenvoluten vor. An den beiden Firstenden erheben sich hohe achteckige Rauchfänge mit zierlichen Kaminköpfen. Die breiten durchgehenden Mittelgänge im Erdgeschoß und im ersten Stock sind tonnengewölbt und zeigen Stichkappen.

Die längst profanierte Kapelle befand sich in der Südwestecke des Erdgeschosses. Während die Zimmer im ersten Obergeschoß durchwegs einfache Flachdecken aufweisen, sind jene im zweiten Stock mit stukkierten Plafonds vom Beginn des 18. Jahrhunderts versehen. Besonders schön ist die Decke des Saales im Nordtrakt. Neben japanischen Tapeten haben sich einige Öfen des beginnenden 18. Jahrhunderts erhalten. Einer stammt vom Salzburger Hafner Strobl. Da er in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zu datieren ist, dürfte er sich zuvor wohl im alten Schloss befunden haben. Das gepflegte neue Schloss Urstein ist von einer englischen Parklandschaft umgeben. Die Wiederherstellung des einstigen Brockgartens ist geplant. Das alte Schloss umgibt mit seinen Nebengebäuden einen weitgehend geschlossenen Hof. Das eigentliche Wohngebäude weist zwei Voll- und zwei Dachgeschosse unter einem steilen Krüppelwalmdach auf. Seine Giebelfront zeigt in einem Putzfeld die Jahreszahl 1461. Das segmentbogige Portal besitzt eine Steinlaibung aus Adneter Marmor. Auch die Fenster weisen rotmarmorne Laibungen auf. Bei der einstigen Herrschaftsküche handelt es sich um eine ehemalige Rauchküche, wie die noch vorhandene Rauchschürze zeigt. Die Wohnräume verfügen zum Teil über Tramdecken, zum Teil aber über getäfelte Plafonds aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist das kapellenartige Brunnenhaus an der westlichen Hofseite. Es wird von einem achteckigen Uhrturm überragt. Sein Uhrwerk ist mit „Johann Bentele 1785“ bezeichnet. Das „Stöckl“, ein frühbarocker, aber um 1900 weitgehend veränderter Wohnbau, liegt im Süden des Hofes. Es ist mit dem Hauptgebäude durch einen schmalen Zwischenbau verbunden.

Lage: Salzburg/Tennengau – ca. 10 km südlich der Stadt Salzburg

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


14.04.2006