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Palais Württemberg


Wer heute in Wien nach dem Palais Württemberg fragt, wird wahrscheinlich ein bedauerndes Kopfschütteln als Antwort erhalten. Die Adresse des besten Hotels der Stadt, des Hotels Imperial, ist aber jedermann bekannt. Philipp Alexander Herzog von Württemberg und seine Gemahlin Erzherzogin Maria Theresia Anna, die Tochter des gefeierten Siegers von Custozza, Erzherzog Albrecht, gehörten zu jenen wenigen Vertretern des Hochadels, die den Ringstraßenboom mitmachten und sich an einer markanten Kurve dieser Prachtstraße 1863 bis 1865 ein luxuriöses Palais errichten ließen. Die Architekten waren Arnold Zenetti und Heinrich Adam. Carl Kayer wirkte an der Innenausstattung mit. Der Herzog mußte sich jedoch bald von dem, vielleicht zu aufwendig geplanten Bau trennen. Er verkaufte ihn an Horace Ritter de Landau und zog zuerst in das Strudelhofpalais im neunten Wiener Bezirk und übersiedelte dann endgültig wieder nach Deutschland. Kurz vor der Weltausstellung 1873 wandelte der Pächter Johann Frohner das Palais in das luxuriöse Hotel Imperial um, das sofort zum führenden Hotel der Monarchie wurde. Die Planung erfolgte durch die Architekten Ludwig Tischler und Carl Gangolf Kayser. Um die Kapazität zu vergrößern, wurde das Gebäude 1928 um zwei Geschoße aufgestockt. Dadurch wurden aber die Proportionen ungünstig verändert und das ehemalige Palais architektonisch verunstaltet. Während der Besatzungszeit von 1945 bis 1955 befand sich hier die Zentrale der sowjetischen Militärverwaltung für Österreich. Nach Abschluß des Staatsvertrages und einer umfassenden Restaurierung konnte der Hotelbetrieb wieder aufgenommen werden. Der Palais-Charakter des Hotels wird auch zur Unterbringung von Staatsbesuchen genützt.

Die Hauptfront des Gebäudes ist der Ringstraße zugewandt. Sie hat sechs Stockwerke und 14 Fensterachsen. Die Fassade wird horizontal durch starke Gesimse zwischen den Geschossen gegliedert. Die vertikale Betonung erfolgt durch den leicht hervortretenden sechsachsigen Mittelrisalit und die starken Eckpilaster. Auf die hohe Stellung des Bauherrn weist der Skulpturenschmuck des mächtigen Dreiecksgiebels hin. Er stellt eine allegorische Frauengestalt auf einem Triumphwagen dar, der von den württembergischen Wappentieren – Hirschen und Löwen – gezogen wird. Die ursprüngliche Dachbalustrade und die große Mittelkuppel wurden bei der Aufstockung des Gebäudes entfernt. Ein Teil des architektonischen Portalschmucks fiel 1946 einer Modernisierung des Haupteinganges zum Opfer. Im Inneren hat sich die Ausstattung einiger Repräsentationsräume und Salons erhalten. Bemerkenswert sind die marmorverkleidete Prunktreppe sowie das Foyer und der Marmorsaal. Die heutige Empfangshalle des Hotels war ursprünglich ein offener Hof. Die Feststiege ist mit dem „Donauweibchen“, einer Skulptur von Heinrich Gasser, geschmückt.

Ort/Adresse: 1010 Wien, Kärntner Ring 16

Besichtigung: Für Hotelgäste ist eine Besichtigung der Repräsentationsräume möglich.


Weitere Literatur:


30.08.2002