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Plankenstein


Wann hier der erste Wehrbau errichtet wurde ist nicht bekannt. Zwar deuten Baudetails wie Kragsteine oder frühgotische Fenstergewände am Palas und an der Kapelle auf eine Erbauung im 12. oder 13. Jahrhundert hin, was auch mit der urkundlichen Erstnennung eines Heinrich von Plankenstein im Jahr 1186 im Einklang ist, doch gibt es Mauerreste etwas nördlich der Burg, die deutlich älter sind und von einem Vorgängerbau stammen dürften. Manche Heimatkundler glauben sogar, dass es sich um Reste eines römischen Wachturmes handeln könnte. Der Name Plankenstein ist im deutschen Sprachraum nicht selten. Unter anderem gibt es auch Schweizer, oberösterreichische und steirische Plankensteiner. Möglicherweise sind diese aber nicht miteinander verwandt und der Name leitet sich vom „blanken Stein“, einer aus weißem Kalkstein errichteten Burg ab. Die hiesigen Plankensteiner waren jedenfalls Lehensleute der Grafen von Peilstein und nach deren Aussterben der Grafen von Schaunberg. Als die Schaunberger 1377 ihre Besitzungen an den Landesfürsten abtreten mussten, wurden die Plankensteiner Ministeriale der Habsburger. Vor allem im 15. Jahrhundert brachten sie es zu bedeutendem Besitz und hohem Ansehen. Pankraz von Plankenstein besaß u. a. auch Peilstein, Freienstein und Sassendorf. Außerdem war er Pfandherr von Weitra und Pfleger von Pöchlarn. Wie viele seiner Zeitgenossen nützte er die unruhigen Jahre des Konfliktes um die Vormundschaft des minderjährigen Königs Ladislaus von Ungarn zur Vergrößerung seines Vermögens. 1451 beteiligte er sich am Adelsbund gegen Kaiser Friedrich III, was ihm vom großjährig erklärten Ladislaus weitere Pfründe bescherte. Pankraz ließ 1453 die bereits etwas baufällige Burg Plankenstein erneuern, wohnte aber nicht hier und ließ sie von einem Pfleger verwalten. Das große spätgotische Südfenster der Schlosskapelle stammt aus dieser Zeit.

Die Burg war bereits seit 1435 Sitz des Landgerichtes Peilstein. Im Bruderzwist zwischen Kaiser Friedrich III und Herzog Albrecht VI stand Pankraz an der Seite des Kaisers, was ihm nach dem Friedensschluss weiteren Machtzuwachs brachte. Von ihm gibt es merkwürdigerweise zwei Grabmäler: eines in der Wiener Michaelerkirche und eines in der Kirche Kirnberg. Letzteres dürfte aber für seinen Sohn Hans II bestimmt gewesen sein. Er war der letzte männliche Vertreter seiner Familie und trat wiederholt sowohl als Geldgeber als auch als Truppenführer des Kaisers auf. Seine Tochter heiratete 1494 Leonhart Rauber. Dieser brachte es später bis zum Hofmarschall des Kaisers Maximilian und durfte sich Freiherr von Plankenstein nennen. Er war sehr reich und half dem Kaiser immer wieder mit größeren Beträgen aus. 1516 wurde er mit der Herrschaft belehnt. Er vereinigte das alte Wappen der Plankensteiner mit seinem eigenen. Die aus Krain stammenden Rauber bauten um 1540 die Burg zum Renaissanceschloss aus. An sie erinnert noch die schön gearbeitete Spindeltreppe. Damals wurde auch der Südtrakt durch den Umbau zweier Speichergeschosse in einen Wohnbau verwandelt. Unter der Familie Rauber wurden auch die Verteidigungseinrichtungen durch den Bau einiger Türme auf den neuesten Stand gebracht. 1559 fiel die Herrschaft als Erbe an Sebastian Freiherrn von Windischgrätz. Dieser verkaufte sie bereits 1564 an Ferdinand Graf Ortenburg-Salamanca, der sie aber schon 1571 an den ebenfalls aus einem alten Kärntner Adelsgeschlecht stammenden Lorenz von Malenthein weiter veräußerte. Die Malentheins waren als aufrechte Protestanten um 1635 zur Auswanderung gezwungen. Zuvor verkauften sie Plankenstein an Johann Gotthard Reichsgraf von und zu Tattenbach.

Johann Baptist Freiherr von Kunitz auf Litzelberg war als Schlössersammler bekannt. Er war Salzamtmann in Wien. Ihm gehörten bereits die Herrschaften Frankenfels, Kirchberg, Rabenstein und Weissenburg. 1659 erwarb er auch Plankenstein. Als Gewerke schürfte er auf seinen Besitzungen nach Blei, Kupfer und Alaun.1683 suchten angeblich etwa 1500 Menschen hinter den Burgmauern Schutz vor den Türken, die das umliegende Land verheerten. Die Burg wurde zwar etwa drei Wochen lang belagert, wobei die türkischen Geschütze schwere Schäden anrichteten, konnte aber rechtzeitig von kaiserlichen Dragonern aus ihrer Notlage befreit werden. Als die Türkengefahr endgültig gebannt war, konnten es sich die Burgherren leisten, im Schlossbereich Gärten anzulegen. 1703 verkaufte Johann Ludwig Freiherr von Kunitz Plankenberg an den Oberst-Hofvizekanzler Julius Friedrich Graf Bucellini. Als dieser 1712 starb, kaufte Bartholomäus Freiherr von Tinti den Besitz. Er hatte verschiedene hohe Hofämter inne und war auch portugiesischer Resident am Wiener Kaiserhof. Neben verschiedenen Immobilienbesitz in Wien gehörten ihm auch die Schallaburg und die Herrschaft Enzersdorf an der Fischa. Plankenstein blieb nun über 200 Jahre bei der Familie Tinti. Es wurde aber nicht mehr bewohnt und verfiel in dieser Zeit. Nachdem die gesamte Einrichtung fortgeschafft worden war, verwendete man noch alles Brauchbare, wie Fenster und Türen zum Bau neuer Häuser in der Umgebung. Im 19. Jahrhundert richtete man einige Räume über der Schlosskirche notdürftig wieder her um hier die Dorfschule sowie Wohnungen für den Lehrer und den Pfarrer unterzubringen. Die Schlosskapelle diente schon seit 1786 als Pfarrkirche. Ausschlaggebend dafür war eine Weisung des Kaisers Josef II, dass niemand länger als eine Stunde zur nächsten Kirche zu gehen habe. Damals wurden in den entlegenen Gebieten des Kaiserreiches etwa 400 Pfarren gegründet. In Plankenstein wurden die Zwischenwände des Erdgeschosses des Südtraktes abgerissen und der gewonnene große Raum als Kirchenschiff benützt. Die ehemalige Schlosskapelle dient seither als Kirchenapsis.

1939 verkauften die Tintis ihren schwer verschuldeten Besitz samt Plankenstein und der Schallaburg an den Freiherrn Josef von Nagl-Dvornik. Dieser hatte seine Güter in Westfalen verkauft und wollte sich in der damaligen Ostmark ansiedeln. Allerdings beschlagnahmte die russische Besatzungsmacht nach Ende des Zweiten Weltkrieges sowohl die Schallaburg als auch Plankenstein. Da auch die Schlosskirche mangels Pflege bald unbenützbar wurde, musste die Pfarrgemeinde in den Jahren 1950 bis 1952 auf der benachbarten Turnierwiese eine neue Kirche bauen. Nach dem Auszug des Pfarrers wurde das Schloss durch die Bevölkerung endgültig devastiert. Unter anderem wurden die profilierten Türverkleidungen und die noch vorhandenen Fensterstöcke verheizt und bei der natürlich vergeblichen Suche nach verborgenen Schätzen Böden und Mauern zerstört. Versuche von Bund und Land die Ruine durch neue Dächer zu sichern, blieben wegen aufgetretener Sturmschäden weitgehend erfolglos. 1975 verkaufte Freiherr Josef von Nagl-Dvornik das ihm nach Abschluss des Staatsvertrages wieder zurückgegebene Plankenstein an den Architekten Peter Trimbacher, der es als seine Lebensaufgabe ansah, aus der stark einsturzgefährdeten Ruine wieder ein respektables Burgschloss zu machen, was ihm sogar in kürzester Zeit gelungen ist. Um die laufenden Abgaben und Erhaltungskosten zu erwirtschaften, wurde in den Räumen des Schlosses ein kleines Museum orientalischer Textilien mit angeschlossener Restaurierungswerkstätte eingerichtet und hier eine Kollektion afrikanischer Plastiken untergebracht, die der Burgherr in Afrika gesammelt hatte. Außerdem wurden zahlreiche Gästezimmer geschaffen. Eine originelle Burgtaverne steht für Feste und Ausflügler zur Verfügung.

Plankenstein gehört zu den hoch gelegenen Burgen Niederösterreichs. Es liegt in etwa 700 m Seehöhe unweit der dreifachen Wasserscheide zwischen Pielach, Melk und Erlauf. Der ins Tal vorspringende bewaldete Felsgrat war als Bauplatz gut gewählt, da die Burg einem anstürmenden Feind nur eine schmale Angriffsseite bot, aber anderseits von ihr aus die Passhöhe zwischen Pielach- und Texingtal leicht kontrolliert werden konnte. Es ist eine aus vier unregelmäßigen Trakten bestehende Anlage, die einen Hof umschließt. Der Zugang erfolgt von Süden her über einen schmalen Kamm. Der diesen unterbrechende Halsgraben ist heute kaum noch sichtbar, da er in späterer Zeit weitgehend zugeschüttet wurde. Dahinter empfängt der dreigeschossige viereckige Torturm aus dem 16. Jahrhundert die Besucher. Er wurde um 1870 bis auf die Grundmauern abgetragen, aber 1988 wieder aufgebaut. Die rundbogige kreuzgratgewölbte Durchfahrt und einige Schlüsselscharten geben einen guten Eindruck seines ursprünglichen Aussehens. Die anschließende Wehrmauer, die die eigentliche Burg halbkreisförmig umgibt, ist ebenfalls teilweise rekonstruiert. Sie weist noch Reste von Schalentürmen auf. Der Zugang zur Hauptburg befand sich auch zur Erbauungszeit an dieser Stelle, wurde aber in der Barockzeit, als keine Gefahr mehr drohte, an die weniger gesicherte Nordseite verlegt, wo ein kleinerer Renaissanceturm den Burgweg sichert. Anlässlich des Wiederaufbaues der Burg wurde die historische Zugangssituation wiederhergestellt. An die unbebaute Vorburg schließt im Westen ein schmaler Zwinger an, der durch den vorspringenden Renaissance-Torturm in zwei Hälften geteilt wird. Die Rollen einer Zugbrücke sind noch erkennbar. Hinter ihm liegt das schmale rundbogige Portal des Burgschlosses. Es befindet sich im ursprünglichen Torturm, den die Freiherren von Rauber in einen Treppenturm umbauen ließen. Die Mauern des Burgschlosses sind verputzt, machen aber durch ihre Höhe einen unnahbaren Eindruck. Durch den Zwinger und die Vorburg verläuft ein internationaler Weitwanderweg, der vom Waldviertel bis an die Adria führt.

Der mehrfach geknickte Südtrakt wird von einem polygonalen viergeschossigen Turm überragt, der mit einem Zeltdach gedeckt ist. Dieser Turm beherbergt im Erdgeschoß die frühgotische Kapelle, die heute als tonnengewölbter Chorraum der Schlosskirche dient. Die romanischen rundbogigen Doppeltrichterfenster aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts sind noch erhalten. Die erst 1979 aufgedeckten Seccomalereien stammen aus der protestantischen Periode der Burg. Sie wurden um 1570/80 geschaffen und stellen u. a. die Taufe Christi sowie dessen Auferstehung dar. In den Fensterlaibungen erkennt man verschiedene Heilige, wie Judas Thaddäus, Johannes und Bartholomäus. An den bereits im 13. Jahrhundert errichteten ursprünglichen Kapellenraum schließt seit 1786 das dreijochige geknickte Langhaus an. Es ist kreuzgrat- und stichkappengewölbt. Ein Rundturm im Südwesten des Südtraktes tritt nur wenig hervor und überragt diesen nicht. Der mit einem Walmdach gedeckte Westtrakt ist niedriger als der Südtrakt. In seiner Nordecke ist der ehemalige Bergfried verbaut. Auch der sog. „Rittersaal“ befindet sich in diesem Bereich. Der besonders breite und hohe Nordtrakt wurde um den ehemaligen Palas des 13. Jh. errichtet. Prunkstück des Osttraktes ist eine spätgotische Schneckentreppe, wodurch klar ist, dass zumindest Teile dieses Baues zum mittelalterlichen Baubestand der Burg gehören. Unter den Wohnräumen liegen große, in den Felsen geschlagene Kellerräume. Bemerkenswert ist der malerische Innenhof, der sich auf zwei, durch Steinstufen verbundene Niveaus erstreckt. Diese kurze Steintreppe wird von zwei Steinlöwen flankiert, die Wappenschilder tragen. Sie erinnern an die Herren von Kunitz und waren wohl um 1701 als Gartenfiguren gedacht. Vom tieferen Hofbereich aus ist die Kapelle durch ein mit dem Tinti-Wappen geschmücktes Marmorportal zugänglich. Dem Westtrakt sind hofseitig kreuzgratgewölbte Arkadengänge vorgelegt. Ihre breiten Rundbogenöffnungen sind mit Balustraden versehen. Sie werden zum Teil von gebauchten Säulchen und zum Teil von Pfeilern gestützt. Die Wände des Hofes sind mit Fugenmalereien geschmückt, die Sgraffiti nachahmen. Die Fensterläden zeigen sich in den Wappenfarben der Plankensteiner: schwarz-weiß auf rotem Grund. In den Innenräumen des Schlosses hat sich nichts von der Originalausstattung erhalten. Bei der heutigen Möblierung handelt es sich ebenso wie bei den Gemälden um später angeschaffte Sammlerstücke. Die Gästezimmer sind meist einfach aber zweckmäßig eingerichtet.

Lage: Niederösterreich/Alpenvorland – ca. 12 km nordöstlich von Scheibbs

Besichtigung: Mai bis Oktober täglich von 10.00 bis 17.00 möglich

Homepage: www.burgplankenstein.com


Weitere Literatur:


16.03.2006