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Pellendorf


Ulricus de Pellendorf wird 1257 urkundlich genannt, womit auch das Vorhandensein eines Herrensitzes anzunehmen ist. Die Pellendorfer waren – falls es sich nicht um mehrere Familien gehandelt hat, die sich nach dem Ort nannten – bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts hier ansässig und dürften dann ausgestorben sein. Damals war Pellendorf ein Lehen des Wiener Schottenklosters. Dieses veräußerte es dann an die Brüder Heinrich, Christoph und Jörg von Liechtenstein. 1534 kam Pellendorf an Wenzel von Ratzendorf. Kristoph von Ratzendorf verkaufte die Herrschaft 1564 an Achaz, Leonhard und Hans Enenkel zu Albrechtsberg. 1590 ging sie an David von Tiefenbach über. Sein Schwager, Franz Jakob Freiherr von Herberstein, übernahm neun Jahre später den Besitz. Die mittelalterliche Anlage wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch ein barockes Schloss ersetzt. Auf einem Vischer-Stich von 1672 kann man erkennen, dass es damals bereits weitgehend das heutige Aussehen hatte. 1704 kam Pellendorf an Franz Eusebius Graf Trautson, doch gehörte es bald wieder der Familie Herberstein, da es 1716 von Katharina Barbara Gräfin Herberstein zurückgekauft worden war. 1720 erwarb Johann Anton Graf Goess und 1727 Philipp Ulrich Lorenz Graf Daun die Herrschaft. 1776 ging sie an Johann Joseph Graf Khevenhüller über. Bei dieser Familie verblieb sie bis heute. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts sowie im 19. und im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts kam es am Schloss durch Umbauten zu einigen Veränderungen. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Gebäude als Flüchtlingslager. Die Schäden und Vernachlässigungen der Kriegs- und Nachkriegszeit konnten 1979/80 durch eine aufwändige Renovierung beseitigt werden. Die wertvolle Inneneinrichtung war jedoch für immer verschwunden. Das Schloss ist heute von Mietparteien bewohnt und Sitz einer Gutsverwaltung.

Das stattliche Schloss liegt auf einer Anhöhe über dem Nordteil des Ortes Pellendorf. Es besteht aus einem, auf L-förmigen Grundriss errichteten dreigeschossigen Hauptbau, dem im Osten ein einstöckiger glatt verputzter Trakt angefügt ist. Diese beiden Bauteile umschließen U-förmig einen geräumigen rechteckigen Innenhof. Ein vierter Flügel, der den Hof an der Nordseite zum Park hin abschloss, wurde im 19. Jahrhundert abgetragen. An seiner Stelle erstreckt sich nun eine Mauer mit einem Parktor. Seine Pfeiler sind mit Steinlöwen geschmückt, die Wappen halten. Die neunachsige Westfassade wird von zwei vorspringenden, turmartigen Eckrisaliten begrenzt. Ihre geschweiften Zeltdächer, die noch am Vischer-Stich den Bau dominieren, wurden um die Mitte des 18. Jahrhunderts durch Mansardwalmdächer ersetzt. Die einfach gehaltenen Fassaden werden durch Gesimse waagrecht gegliedert. Die Gebäudekanten sind mit Ortsteindekor eingefasst. Die Fenster der Obergeschosse weisen einfach profilierte Umrahmungen, gerade Verdachungen und aufgeputzte Parapete auf. Jene im Erdgeschoß sind schlichter gehalten und mit schmiedeeisernen Fensterkörben versehen. Schauseite ist die dem Ort zugewandte zehnachsige Südfront. Der Eckturm im Südosten beherbergt ein repräsentatives Stiegenhaus. Man merkt es kaum, dass dieser Bauteil erst 1915 errichtet wurde. Der weitgehend schmucklos gehaltene zehnachsige Osttrakt wird nur durch eine Sonnenuhr aus dem Jahr 1664 und das rustizierte Rundbogentor belebt. In der Einfahrt haben sich noch drei rundbogige Sitznischen erhalten. In diesem Trakt befindet sich ein tonnengewölbter Raum mit Stichkappen, bei dem es sich vermutlich um die ehemalige Kapelle handeln dürfte. Ein weiterer Saal zeigt eine Stuckdecke mit dem Wappen der Herberstein (vor 1700). Auch im Hauptbau findet man einige Stuckdecken aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Schloss ist im Süden, Westen und Norden von einem großen Park umgeben. Vor dem Osttrakt erstreckt sich ein barocker Wirtschaftstrakt mit einem Speicherbau. Dahinter liegt die zum Ensemble gehörende ehemalige Schloss- bzw. heutige Pfarrkirche. Sie wurde 1780 errichtet.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 11 km südlich von Mistelbach

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


15.03.2006