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Palmburg


1578 gestattete Erzherzog Karl II dem Planer der neu angelegten Grazer Paulustorvorstadt, dem Hofkriegsrat Franz von Poppendorf, die Errichtung eines Ansitzes am östlichen Schlossbergabhang, oberhalb der Paulustorgasse. Er lag damals noch außerhalb der alten Stadtmauer. An seiner Stelle befand sich zuvor das bereits abgekommene Dorf Guntarn. Poppendorf ließ sich ein von Ecktürmen umgebenes zweigeschossiges Gebäude erbauen, das halb Burg und halb Edelsitz war. Als Poppendorf starb, war es noch nicht vollendet. Seine Witwe verkaufte es um 1590 dem Hofvizekanzler Dr. Wolfgang Schrantz, der es fertig stellen und erweitern ließ. Nach ihm wurde der Ansitz Schrantzenegg genannt. Von seinen Erben erwarb ihn 1601 der Lavanter Bischof Georg Stobäus, der zwischen 1596 und 1609 Statthalter in der Steiermark war. Er gab dem Haus seinen heutigen Namen und übertrug es seinem Neffen Martin von Palmburg. Dieser verkaufte das Gebäude 1619 an den Freiherrn Balthasar von Thannhausen. Durch die Stadterweiterung von 1620 kam es innerhalb der Stadtmauer zu liegen. 1692 ging das Palais in das Eigentum von Johann Rudolf Graf Saurau über. Corbinian Graf Saurau, der den Bau 1722 geerbt hatte, ließ ihn 1732 aufstocken und etliche Nebengebäude errichten. Bis 1760 kam es immer wieder zu baulichen Veränderungen. Corbinian war auch für die Anlegung der repräsentativen Auffahrtsrampe und die Erbauung der barocken Gartenabschlusswand verantwortlich. Die Palmburg blieb bis 1804 im Familienbesitz der Saurau, wurde aber bereits 1796 als Militärspital benützt. 1804 kaufte Karl Röckenzaun den Besitz, der 1826 vom Staat erworben wurde. Dieser ließ das Gebäude gründlich umbauen und brachte darin zuerst eine Findel- und Irrenanstalt sowie später eine Gebärklinik unter. 1912 erhielten diese öffentlichen Einrichtungen besser geeignete Domizile. Seit damals dient die Palmburg dem Bezirksgericht für Strafsachen als Amtsgebäude.

Nach den vielen Neu- und Umbauten ist die einstige Palmburg heute ein viereckiger schmuckloser Bau mit einem Innenhof in der Mitte. Die neunachsige Schauseite ist zur Paulustorgasse gerichtet. Sie zeigt zwei Achsen tiefe, turmartige Eckrisalite. Ihre Fassade wird nur durch ein Kordongesims über dem Erdgeschoß waagrecht gegliedert. In ihrer Mitte dominiert ein breites rustiziertes Rundbogenportal mit kräftigen Prellsteinen aus der Erbauungszeit. Ansonsten ist das Gebäude glatt verputzt. Die einstige Lisenengliederung des Erdgeschosses ist nicht mehr vorhanden. Die Seitenfronten sind ungegliedert und großteils erneuert. Der Westtrakt wurde 1972 abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Die Stichkappen- und Kreuzgratgewölbe des Erdgeschosses stammen noch aus der Bauzeit um 1580. Im Nordtrakt hat sich in einem später unterteilten Raum eine Stuckdecke mit Pflanzendekor erhalten. Die um den Innenhof liegenden schmalen Gänge des Nord-, Ost- und Südflügels weisen im Erdgeschoß Tonnengewölbe mit Stichkappen und im ersten Stock Platzlgewölbe auf. Vom Mitte des 18. Jahrhunderts vermutlich von Joseph Hueber errichteten Treppenhaus hat sich im Gang des zweiten Obergeschosses noch ein Rest erhalten. An den nordöstlichen Eckrisalit schließt die ehemalige Gartenabschlusswand an. Sie wird ebenfalls Joseph Hueber zugeschrieben. Ihr ehemaliges breites Rundbogenportal wird von je zwei Rustika-Lisenen flankiert. Es wurde im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts durch das Einsetzen von zwei Rundbogenfenstern für einen dahinter liegenden Zubau umgestaltet. Der Giebel dieses Torbaues ist mit einer Sandsteinvase geschmückt. Dahinter liegt der kleine Rest des einstigen Gartens, in dem an der Rampenmauer eine stark verwitterte Sandsteinplastik eines Bären (um 1732/40) steht. Der Bär ist ein Attribut des Hl. Corbinian und soll auf den Bauherrn, Graf Corbinian von Saurau, hinweisen. Parallel zur Paulusgasse verläuft eine monumentale, leicht geschwungene Auffahrtsrampe aus unverputzten Bruchsteinen.

Ort/Adresse: 8010 Graz, Paulustorgasse 15

Besichtigung: üblicherweise nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.03.2006