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Asparn/Zaya


In einer 1108 in Pressburg ausgestellten Urkunde des Königs Heinrich V wird ein Poto de Asparn als Zeuge genannt. Die Hochfreien von Asparn waren mit den Herren von Lengenbach verwandt. Als die Familie vor 1239 ausstarb, fiel ihr Besitz an den Landesfürsten. Er verpfändete die Burg an Hadmar III von Sonnberg, der sich auch nach Asparn nannte. Die ursprüngliche Anlage stand am sog. Küniglberg, einer Hausberganlage, die um 1845 abgetragen wurde. Mit dem Material wurden die Gräben im nördlichen Schlossbereich aufgefüllt. Der erste Wehrbau am heutigen Standort dürfte von den Herren von Sonnberg als Wasserburg errichtet worden sein. Um 1348 hielten die Tursen von Rauheneck Asparn/Zaya als landesfürstliches Lehen. 1413 war Reinprecht II von Wallseee-Enns Inhaber der Pfandherrschaft. Er erbaute um 1421 das heutige Schloss. 1443 mussten die Wallseer nach einem Besitzstreit Asparn an Ulrich von Eytzing übergeben. Kaiser Ferdinand I verpfändete die Herrschaft 1558 dem Adam Gall, dem auch Loosdorf gehörte. Mit ihm hielt die Reformation Einzug in Asparn. Das Schloss wurde aber nicht sehr gepflegt und geriet in Verfall. Als Bernhard Leo Gall Freiherr von Gallenstein 1606 starb, gelangte die Pfandschaft zuerst an Christoph Freiherr von Unverzagt und dann 1611 an den Kammerpräsidenten Seyfried Christoph Freiherrn von Breuner. Kurz danach konnte er Asparn als freies Eigen erwerben. Es wurde sein Hauptwohnsitz.

Er war ein eifriger Streiter der Gegenreformation und Förderer des Katholizismus. Das benachbarte Minoritenkloster sowie das Spital (Alters- und Armenhaus) wurden von ihm gegründet. 1645 richteten die Schweden starke Verwüstungen am Schloss an. Sie wurden 1651 unter Seyfried Lienhard Graf Breuner durch umfangreiche Baumaßnahmen behoben, wobei das Gebäude sein heutiges Aussehen erhielt. 1663 war das Schloss noch so wehrhaft, dass es als Zufluchtsort für die Zivilbevölkerung bestimmt wurde. Als 1740 ein Brand fast den ganzen Ort samt Kloster und Meierhof vernichtete, blieb das Schloss unversehrt. 1820 wurde der Nordtrakt des Gebäudes wegen Baufälligkeit abgetragen, wodurch es heute zwar von vorne wie ein stattliches Renaissanceschloss aussieht, von der Seite jedoch einen merkwürdigen, unfertigen oder kulissenhaften Eindruck macht. 1945 richtete die russische Besatzung vor allem im Inneren große Schäden an. 1949 wurde im Schloss das Weinlandmuseum eingerichtet. Heutiger Eigentümer ist seit 1897 die Familie Metternich-Sandor, doch wurde der Bau 1967 an das Land Niederösterreich vermietet. Nach einer umfassenden Sanierung wurde in ihm ein Museum für Urgeschichte eröffnet. Der Park wurde zur Anlage eines damit verbundenen Freilichtmuseums genutzt. Hier stehen Rekonstruktionen prähistorischer Bauten.

Das bestens gepflegte Schloss liegt am nordwestlichen Ortsende. Es bildet mit der benachbarten Pfarrkirche, dem anschließenden Minoritenkloster und den dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden ein städtebauliches Ensemble. Dieser einst mauerumgebene Bezirk wird auch Asparner Stättl genannt. Vom baulichen Altbestand sind noch die bis zu 3 m dicken Außenmauern erhalten. Wegen des abgetragenen Nordtraktes ist die Anlage nach Norden hin offen. Der einstige tiefe Graben, der Schloss und Kirche umgab, ist im Süden und Südwesten noch gut erhalten. Die repräsentative Schauseite ist nach Süden gerichtet. Diese dreigeschossige Hauptfassade weist neun Fensterachsen auf, die in einem Dreierrhythmus angeordnet sind. Die beiden Ecken werden durch starke und hohe Türme betont. Beide Türme haben Mauerstärken bis zu drei Meter. Der stark vortretende, sechsgeschossige Südwestturm ist übereck gestellt. Die am Südostturm unter dem Verputz erkenntlichen Steinmetzzeichen lassen darauf schließen, dass die Türme nicht wie ursprünglich angenommen, im 13. Jahrhundert erbaut wurden, sondern vom großen Ausbau von 1421 stammen. Auch die auf profilierten Kragsteinen sitzenden Eckerker des Südwestturmes sowie der auf umlaufenden Konsolen liegende Wehrgang weisen auf den Neubau im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts hin. Die eingeschossigen Gebäude am Fuß der Türme sind Zubauten von 1717. Damals wurden wohl auch die eher unpassenden Barockdächer den Türmen aufgesetzt.

1421 wurde auch der spätgotische Torbau errichtet, der aus einem repräsentativen spitzbogigen Fahrtor und einer schmalen schulterbogigen Fußgängerpforte besteht. Zwei Wappensteine nennen den Bauherrn Reinprecht II von Wallsee sowie die Jahreszahl 1421. Das zweite Wappen ist jenes der Grafen Breuner, die die Barockisierung des Schlosses durchführten. Die vor den Toren liegende Zugbrücke wurde bereits im 17. Jahrhundert durch eine Steinbrücke ersetzt. Die beiden überlebensgroßen, barocken Sandsteinplastiken, die ihren Zugang flankieren, stellen Seyfried Christoph Graf Breuner und den Stammvater der Familie Engelbert Graf Breuner dar. Sie sind mit 1634 datiert. Der nach hinten offene Innenhof war ursprünglich geschlossen. Der ihn an der Ostseite begrenzende schmale Trakt öffnet sich im Erdgeschoß durch sechs Pfeilerarkaden. Der dahinter liegende Wandelgang wird von einem Kreuzgratgewölbe überspannt. Am Südflügel finden sich Reste von Sgraffitomalereien. Während die Erdgeschoßräume durchwegs gewölbt sind, besitzen jene der Obergeschosse flache Decken. Die repräsentative Erdgeschoßhalle wird durch massive Pfeiler in drei Schiffe geteilt. Sie ist mit einem Platzlgewölbe ausgestattet. Ein breites, aber einfaches Stiegenhaus führt in den ersten Stock. Im sog. Ständesaal sind in einem Wappenfries 128 Wappen verschiedener Adelsfamilien zu sehen. Sie waren lange übertüncht und wurden erst 1870 unter Graf August Breuner aufgedeckt und restauriert. Die Decke des ehemaligen Gerichtszimmers im zweiten Stock des Südostturmes ist mit einem Fresko der Justitia vom Ende des 17. Jahrhunderts geziert. Von der alten Einrichtung ist nichts mehr vorhanden.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 7 km nordwestlich von Mistelbach

Ort/Adresse: 2151 Asparn an der Zaya, Franz Hampl Platz 1

Besichtigung: von außen jederzeit möglich. Das Museum ist zwischen 18.März und 3. Dezember Di - So 10.00 - 17.00 geöffnet (Montags nur wenn dieser ein Feiertag ist).

Homepage: www.mamuz.at


Weitere Literatur:


21.02.2006