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Streitdorf


Die Herren von Streitdorf scheinen mit dem Ritter Waltherus de Stritdorf um 1150 erstmals urkundlich auf. Sie zählten zu den Ministerialen des Landesherrn. Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts werden mehrere Familienmitglieder immer wieder genannt, doch gibt es dann keine weiteren Nachrichten mehr, so dass die Familie um diese Zeit ausgestorben sein dürfte. 1374 kommt die landesfürstliche Burg Oberstreitdorf an die Familie Floyt, der auch Steinabrunn gehörte. Es ist aber fraglich, ob sich dieser Wehrbau an der Stelle des heutigen Herrenhauses befand, da er bereits 1462 als öde bezeichnet wurde. Streitdorf kam danach an das Wiener Frauenkloster St. Jakob an der Hülben und schließlich an Wolfgang Volkra, der es seiner Herrschaft Steinabrunn anschloss. 1816 erwarb der Bankier Josef Melchior Edler von Baldauf den Besitz. Er ließ im nächsten Jahr das heutige Schloss errichten. 1938 war dieses im Besitz der Familien Kühtreiber und Pelanek. 1955 erwarb es Dipl. Ing. Karl Ratzenböck. Das nach dem Zweiten Weltkrieg stark vernachlässigte Gebäude ging vor einigen Jahren an neue private Eigentümer über und wurde restauriert, wenn auch die Arbeiten noch nicht abgeschlossen erscheinen. Das Innere wurde in Wohnungen aufgeteilt, die vermietet bzw. verkauft werden sollen.

Das schlichte Schloss liegt an der Hauptstraße im Zentrum des gleichnamigen Ortes. Gut erhalten ist vor allem das neunachsige zweigeschossige Hauptgebäude. Auch die beiden Nebengebäude an der Hauptstraße, die durch breite Rundbogentore mit ihm verbunden sind, wurden wiederhergestellt. Sie zeigen für die Zeit um 1840 typische halbkreisförmige Radfenster. Die anschließenden ehemaligen Stallungen sind nur teilweise restauriert. Sie bildeten mit dem Wohnbau eine dreiflügelige Umfassung des gartenartig gestalteten Hofes. Die dem Garten zugewandte Hauptfassade des Wohnschlosses ist ebenso wie die Straßenfront in den Formen des Biedermeiers gestaltet. Die beiden Stockwerke sind durch ein breites Gesimsband getrennt. Während die erneuerten Fenster im genuteten Erdgeschoß ungerahmt sind, weisen jene im Oberstock einfache profilierte Rahmungen auf. In der Mitte der Gartenfront springt eine, auf vier massiven Steinpfeilern ruhende Altane vor. Sie ist neu und ersetzt einen wesentlich kleineren Vorbau. Das extrem hohe Ziegelwalmdach wird durch zwei breite Rauchfänge an den Firstenden akzentuiert. Die Dachgaupen sind erst beim Dachgeschoßausbau anlässlich der letzten Renovierung entstanden. Der dem Schloss gegenüberliegende Wirtschaftstrakt macht einen sehr desolaten Eindruck. Im Norden des Ortes liegt ein vierflügeliger Gutshof, dessen mächtiger Stadel aus der Zeit um 1800 stammt.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. 10 km nördlich von Stockerau

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


13.02.2006