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Retzhof


Der Hof zu Leutarn (Leitring) gehörte dem Erzbischof von Salzburg. 1318 wird dessen Dienstmann Guntherus de Leytarn im Lehensbuch des Bischofs Wocho von Seckau erwähnt. Er hatte neben anderem Grundbesitz auch den Hof als Salzburger Lehen erhalten. Der Retzhof dürfte aber nicht der Sitz der der Leitringer gewesen sein. Dieser lag vermutlich auf einem kleinen, von Gräben umgebenen Hügel, nahe dem alten Murufer. Auf ihm befindet sich heute ein kleines Bauernhaus. Der Retzhof ist ein gutes Beispiel für die zahlreichen Edelhöfe, die in der Steiermark zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert entstanden, aber mit der Erfindung der Feuerwaffen bald wieder abgekommen sind. 1432 gelangte der Hof an die mit den Leitringern verwandten Aflenzer. Albrecht Aflenzer wurde 1432 mit ihm belehnt. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erscheinen die Retzer in der Gegend von Leitring. Sie waren ursprünglich Untertanen der Herren von Graz und der Trennsteiner, wurden aber 1281 an die Salzburger Bischöfe abgetreten. Vermutlich durch Heirat dürfte Caspar Retzer um 1450 in den Besitz des Hofes gekommen sein. Die Retzer bauten den bisher eher bäuerlichen Hof in einen kleinen Edelsitz um. Lienhardt Retzer hatte viele Miterben und war daher gezwungen den Hof 1569 an Michael Hueber, Proviantmeister in Steier, zu verkaufen. 1595 wechselte der Lehensherr. Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau verkaufte den Retzhof mit den übrigen Salzburger Liegenschaften in der Leibnitzer Gegend an das Bistum Seckau. Bischof Martin Brenner, eine der markantesten Persönlichkeiten der Gegenreformation in Österreich, ließ ihn zu seinem Alterssitz ausbauen, in dem er auch im Jahr 1616 starb. Der Hof wurde nun von Verwaltern geführt, die rasch wechselten. Von Wenzel Libeckh von Felsenstein, der ihn wieder als Lehen besaß, erbte ihn 1652 Anna von Khuen. 1703 verkaufte Johann Ferdinand Ignaz von Khuen die Herrschaft an Anton Conduzzi von Heldenfeld. Zu den nun rasch wechselnden adeligen Besitzern zählten u. a. Johann Ernst Graf Herberstein (1718), Weikhard Graf Trautmannsdorf, Sigmund Graf Auersperg (1794) und Therese Gräfin Hohenlohe (1863). Auf Grund finanzieller Schwierigkeiten musste der k. u. k. Rittmeister Knapp das Gebäude, das er seit 1918 besaß, an die öffentliche Hand abtreten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es als Gebietsführerschule der Deutschen Jugend verwendet. Heute gehört das Schloss dem Land Steiermark, das hier ein Volksbildungsheim unterhält.

Schloss Retzhof liegt östlich von Leibnitz, nahe dem steilen alten Murufer in der Ebene des Leibnitzer Feldes. Da die flache Gegend keine Geländeschwierigkeiten bot, entstand im 17. Jahrhundert eine vollkommen symmetrische Anlage von vier Flügeln um einen rechteckigen Hof. Die dicken Mauern lassen noch seine einstige Wehrbereitschaft ahnen. Beim Bau des Schlosses wurden zahlreiche Steine der nahe gelegenen Römersiedlung Flavia Solva verwendet. Sie sind überall im Mauerwerk verteilt. Die einzelnen Trakte sind an den Ecken durch starke Risalite betont, die ursprünglich wohl Türme waren. Das Gewölbe des Westrisalits ruht auf einer barocken Mittelsäule. Im Nordeck dürfte ein besonders massiver Turm gestanden haben, wie noch teilweise zu erkennen ist. Er war vermutlich der älteste Teil der Anlage. Die offene, giebelgekrönte, klassizistische Säulenhalle an der Nordwestfront des Schlosses wurde von Pompejus Graf Brigido zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Auftrag gegeben. Die Laubengänge, die den Hof umgeben, stammen aus dem 17. Jahrhundert, das Treppenhaus und die Kapelle aus dem 18. Jahrhundert. Die Decke des Stiegenhauses ist mit Rocaillen, Maskarons und römischen Kaiserbüsten stuckiert. Die zweigeschossige Marien-Kapelle ist wesentlich einfacher ausgestattet. Sie enthielt ursprünglich die Begräbnisstätte des Bischofs Brenner, doch wurde dieser später nach Seckau überführt. Nach Osten ist dem Hauptgebäude ein dreiflügeliger Nebenhof angegliedert.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 1 km östlich von Leibnitz

Besichtigung: auf Anfrage möglich

Homepage: www.retzhof.at


Weitere Literatur:


31.01.2006