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Niederhollabrunn


Adelrammus de Holerenbrunnen wird bereits ab 1120 mehrfach genannt. Otto von Hollabrunn hatte einen „Purgmannus Sighardus“ beschäftigt, was das Bestehen einer Burg als sicher erscheinen lässt. Der erste Wehrbau wurde aber 1258 abgerissen und danach durch einen Gutshof ersetzt. Dieser gehörte dem Stift Klosterneuburg. Der Name Niederhollabrunn scheint als „Holabrun inferior“ erst ab 1294 auf. Zuvor wurde der Sitz einfach Hollabrun genannt. Der heutige Bau geht auf den schlossartigen Pfarrhof zurück, der von 1253 bis 1789 im Besitz des Passauer Domkapitels war. In dieser Zeit wohnte hier ein Vikar des Domkapitels. 1462 plünderte der Bandenführer Podensky Kirche und Pfarrhof. Auch der spätere Bischof von Wien, Melchior Khlesl, bekleidete das Amt des Vikars. Er ließ 1595 den bereits verfallenen Pfarrhof in ein „Stöckl“ umbauen. 1789 wurde die Herrschaft von der Pfarre getrennt. Nach der Säkularisation des Hochstiftes Passau von 1803 gelangte Schloss und Herrschaft 1810 an den staatlichen Kameralfonds und 1813 an die Staatsgüteradministration. Diese verkaufte beides umgehend dem Hauptmann Johann von Saulen. Bereits zwei Jahre später war Niederhollabrunn im Besitz des Anton Girsch. Weitere vier Jahre später kam es an Ritter Josef von Schreiber. Als 1840 Karl Graf Haugwitz das Schloss übernahm, benützte er den bisherigen Bau nur mehr als Schüttkasten, an den er im rechten Winkel ein neues Wohngebäude anbauen ließ. Er übergab 1856 die Herrschaft im Tauschweg an den Wiener Baumeister Matthias Vlazz, von dem es 1886 seine Tochter Marie von Lichtnagel übernahm. 1958 richtete das Kloster der barmherzigen Schwestern vom Hl. Franziskus im Schloss ein Altersheim für Klosterschwestern sowie einen Kindergarten ein. Vor einigen Jahren ging das Schloss wieder in Privatbesitz über. Die vier neuen Eigentümer ließen den bereits stark vernachlässigten Bau umfassend renovieren und benützen ihn seither als Wohnsitz.

Das ehemalige Pfarrschloss liegt auf einer Anhöhe über dem östlichen Ortsrand. Es bildet gemeinsam mit der Pfarrkirche und dem Pfarrhof ein Ensemble, das die Siedlung dominiert. Das L-förmige Gebäude wirkt heute nicht besonders reizvoll, da es zwar in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts – zumindest zur Hälfte – erbaut wurde, die Fassaden aber im 19. Jahrhundert abgeschlagen und stark vereinfacht wurden. An den einstigen Herrensitz erinnert nur mehr ein vermauertes Rundbogentor an der elfachsigen Westfront. Der im Bogenscheitel angebrachte Wappenstein aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts trägt das Wappen des Bistums Passau. Die zweigeschossigen Außenwände sind glatt verputzt. Einziger Schmuck ist das einfache Putzband, das die beiden Geschosse optisch trennt. Das Gebäude liegt unter einem steilen Satteldach. Das Schloss wurde durch Karl Graf Haugwitz deutlich vergrößert. Im Inneren hat sich kaum etwas von der ursprünglichen Ausstattung erhalten. Lediglich die Gewölbeformen im Erdgeschoß des Westtraktes deuten auf die frühe Entstehung des Baues hin. Das Schloss war von einer mit Schießscharten ausgestatteten Ringmauer umgeben, die aber bereits 1835 nur noch in Resten vorhanden war und heute komplett verschwunden ist. Erhalten geblieben ist der große Garten.

Lage: Niederösterreich/Weinviertel – ca. neun Kilometer nordöstlich von Stockerau

Ort/Adresse: 2004 Niederhollabrunn

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


29.01.2006