Die erste urkundliche Nennung des Schlosses erfolgte relativ spät, nämlich erst 1365. Michael von Haunsperg hielt 1388 den hier liegenden Hof als freies Eigen. Den Haunspergern gehörten auch die Ansitze Prenzingerau bei Obertrum, Goldenstein in Elsbethen und Vachenlueg in Oberbayern. Sie wurden 1670 in den Grafenstand erhoben, starben aber bereits 1691 im Mannesstamm aus. Ihr Sitz zu Oberalm war bereits 1638 durch Heirat an die Herren von Pranckh gefallen. Der alte Wohnturm wurde im Salzburger Bauernaufstand von 1526 teilweise zerstört. Der um 1600 begonnene Wiederaufbau war 1630 vollendet. Das Gebäude hatte sich mittlerweile in ein barockes Schlösschen verwandelt. 1675 wird die Schlosskapelle erstmals erwähnt. Franz Wilhelm Gottlieb von Pranckh verkaufte 1728 seine Güter an Georg von Lohr. Danach gelangte Haunsperg an den Leibarzt des Erzbischofs Leopold Anton von Firmian, Johann Adam Gerstner von Gerstorff. 1746 kaufte ihm Josef Rupert von Pfeiffersberg den Ansitz ab. Die Familie Pfeiffersberg besaß auch Schloss Matzen und den Ansitz Angerburg. Ihre finanzielle Lage verschlechterte sich aber deutlich, so dass Haunsperg 1815 versteigert wurde. Peter Paul Maffei, der Eigentümer von Kalsperg, konnte den Ansitz aus der Konkursmasse erwerben. Nach dem Tod seines gleichnamigen Sohnes waren elf Erben vorhanden. Da eine solche Erbteilung nicht praktikabel war, verkaufte man das Gut 1899 an Adolf Mautner Ritter von Markhof und seine Schwester Marie. Diese wurde 1904 Alleinbesitzerin. 1912 heiratete sie einen Grafen Thun-Hohenstein. Seit 1939 gehört Haunsperg der Familie Gernerth-Mautner-Markhof, die es mit modernem Komfort ausstatten ließ und es als Schlosshotel betreibt.
Schloss Haunsperg liegt in einem Parkgelände im Südosten des Marktes Oberalm. Es ist ein hoher viergeschossiger Bau, der im Westen und Osten von je einem schlanken Türmchen mit barock geschweiftem Zeltdach um ein Geschoß überragt wird. Das Schloss zeigt im Kern noch mittelalterliche Bausubstanz, da der alte Wohnturm erst nach 1600 zum heutigen respektablen Ansitz umgebaut wurde. Die Ostfassade wird durch dreigeschossige barocke Arkaden aufgelockert. Ihre Bogen werden im Erdgeschoß von runden Marmorsäulchen gestützt. Sämtliche Fenster wurden Ende des 19. Jahrhunderts durch neue Konstruktionen ersetzt. Das von einem breiten profilierten Stuckrahmen eingefasste Hauptportal liegt im Ostturm. Das geschwungene Giebelfeld über der Eingangstür zeigt ein freskiertes Wappen der Familie Gerstorff. Das gewölbte Erdgeschoß ist als typisch salzburgische Mittelfluranlage ausgebildet. Die barocke Schlosskapelle ist dem Hl. Antonius von Padua geweiht. Sie ist durch einen zweigeschossigen Zwischentrakt mit dem Schloss verbunden. Ihre Innenausstattung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Bemerkenswert sind neben den schönen Stukkaturen die zahlreichen Fresken, die erst 1959 aufgedeckt wurden. Sie zeigen Szenen aus dem Leben des Hl. Antonius. Der Sakristeianbau trägt ein verputztes hölzernes Türmchen mit einem achteckigen Aufsatz und einem Pyramidendach. Die hier hängende Glocke zeigt das Wappen der Familien Kuen-Belasi und Thannhausen sowie die Jahreszahl 1570. An der Nordseite der Kapelle ist eine von drei Pfeilern gestützte offene Vorhalle angebaut.
Lage: Salzburg/Tennengau – ca. 2 km nördlich von Hallein
Ort/Adresse: 5411 Oberalm
Besichtigung: nur im Rahmen des Hotelbetriebes möglich
Homepage: www.schlosshaunsperg.com
Weitere Literatur:
26.01.2006