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Salzburg - Aigen


Schloss Aigen scheint erst relativ spät urkundlich auf. Es ist aus einem freieigenen, herrschaftlichen Gutshof hervorgegangen und befand sich 1402 im Besitz des Salzburger Domkapitels. 1516 konnte es der Salzburger Bürger Jakob Kaserer im Tauschweg erwerben. Durch Susanne Kaserer, die mit Esaias Christalnigg verheiratet war, kam Aigen nach 1564 zuerst an diesen und dann an ihren zweiten Gatten Hans Jakob Gatt. 1601/02 konnte der Apotheker Heinrich Merodi das Gut erwerben, verkaufte es aber 1614 an den Salzburger Kriegs- und Hofrat Levin von Mortaigne. Dieser wandelte den Gutshof in einen adeligen Landsitz um. Nach dem Tod von Johann Dietrich von Mortaigne fiel Aigen 1647 an die Freiherren von Prankh. 1673 kaufte der salzburgische Vizedom zu Friesach Johann Josef Graf Kuenburg den Ansitz. 1719 wurde Aigen gemeinsam mit dem Langenhof und Grafenau in einen Fideikommiß eingebracht. Dennoch verkaufte Max Josef Graf Kuenburg das Gut mit dem dazugehörigen Wildbad 1727 an seinen Sekretär Franz Josef Waldherr. Dieser wurde zwei Jahre später mit dem Prädikat „von Badamberg“ (Bad am Berg) geadelt. Waldherr ließ den ersten Schlosspark anlegen. Der folgende Besitzer Basil von Amann stattete ihn mit zahlreichen Denkmälern, Grotten und anderen Parkbauten aus. Er wurde bald zum Treffpunkt des freimaurerähnlichen Illuminaten-Ordens. Auch Amanns Besitznachfolger, der salzburgische Erblandmarschall Hieronymus Graf Lodron (1788 – 1804) sowie Ernst Fürst Schwarzenberg, Salzburger Domherr und seit 1819 Bischof von Raab, sorgten für die Verschönerung des Gartens. Der Park war im 19. Jahrhundert sehr berühmt. Sogar der bayerische König Ludwig I besang ihn in mehreren Gedichten. Fürst Schwarzenberg ließ auch das bereits seit dem 16. Jahrhundert bekannte und vor allem beim Adel sehr beliebte Wildbad Aigen ausbauen. Im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts kam es mehr und mehr außer Mode. 1921 ging das Schloss durch Heirat an die oberösterreichischen Grafen Revertera über. Es wurde vorerst meist vermietet. 1939 zog der Reichsarbeitsdienst und 1941 das Deutsche Rote Kreuz ein, das hier eine Schulungsstätte unterhielt. Zwischen 1945 und 1948 waren die Halleiner Schulschwestern hier untergebracht. Danach wurde das Gebäude neuerlich vermietet. Es gehört noch heute der Familie Revertera, die in einem Nebengebäude wohnt. Das Hauptschloss ist weitgehend unbewohnt und bereits etwas renovierungsbedürftig.

Die Zufahrt zum Schlossplatz wird von zwei gemauerten Pfeilern flankiert, auf denen klassizistische Steinurnen vom Ende des 18. Jahrhunderts stehen. Das Schloss ist ein rechteckiger, dreistöckiger Ziegelbau, der gelb gefärbelt ist. Es zeigt eine Biedermeier-Fassade und trägt ein hohes Walmdach. Die zahlreichen Fenster sind mit Putzumrahmungen im Plattenstil und geraden Verdachungen versehen. Lediglich die Fenster des obersten Stockwerks weisen keine Verdachungen auf und sind einfacher umrahmt. Die Fassaden des Hauptgebäudes sind von Lisenen eingefasst. Im Hof ist an der Mitte der Westfront ein vierstöckiger Turm vorgebaut. Drei niedrige Wirtschaftsgebäude, die später in Wohnbauten umgebaut wurden, umschließen mit dem Schloss einen trapezförmigen Hof. Über dem rundbogigen Tor der Nordseite ist seit 1921 das marmorne Allianzwappen Revertera/Schwarzenberg angebracht. An der Nordseite des nördlichen Wirtschaftsgebäudes sind vier Marmorplatten mit Totenköpfen mit je vier Fledermausflügeln (17. Jh.) eingemauert. Sämtliche Innenräume sind flach gedeckt und weisen keine architektonischen Besonderheiten auf. Im Süden des Hofes wurde 1920/22 ein dem Schloss angepasster Anbau errichtet, der das Revertera-Wappen mit den drei blauen Kugeln zeigt. In seiner ovalen Halle steht die im 17. Jh. aus Carrara-Marmor gefertigte Büste des Kardinals Aldobrandini, des späteren Papstes Clemens VIII. Gegenüber dem Schloss liegen ehemalige Wirtschaftsgebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In ihnen hat sich ein beliebtes Salzburger Restaurant etabliert. Hinter dem Gebäude dehnt sich an den Abhängen des Gaisberges ein weiträumiger Naturpark aus. Man findet hier mehrere Wasserfälle und Aussichtskanzeln. Von den einstigen Parkbauten ist nichts mehr erhalten.

Ort/Adresse: 5026 Salzburg-Aigen, Schwarzenbergpromenade 37

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


21.01.2006