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Polheim (Seggau)


Die drei Schlösser Leibnitz, Seggau und das etwas tiefer liegende, nach Süden vorgeschobene Polheim bildeten sowohl geschichtlich als auch wehrtechnisch eine Einheit. Das heutige Schloss Polheim dürfte wohl gleichzeitig mit der Burg Leibnitz, die an der höchsten Stelle des Bergrückens lag, errichtet worden sein. Es hatte die Funktion einer Vorburg und sollte den einzigen bequemen Zufahrtsweg sichern. Während Leibnitz im Eigentum der Salzburger Erzbischöfe war und von deren Ministerialen, den Herren von Leibnitz, ab etwa 1130 als Burggrafen verwaltet wurde, hatte das Bistum das jetzige Schloss Polheim an die Leibnitzer als Lehen vergeben. Das etwas nördlicher gelegene Seggau war von Salzburg dessen Suffraganbischöfen von Seckau geschenkt worden. 1369 übergab Friedrich von Leibnitz seinem Schwiegersohn Weikhart von Polheim sein Salzburger Lehen, das bald nach den neuen Lehensinhabern benannt wurde. Vorerst saßen aber noch Mitglieder der Familie von Leibnitz auf der Burg, so Henslein von Leibnitz, dem Weikhart von Polheim 1385 die zwei unteren Stockwerke im Turm überließ. Nach der Eroberung der beiden Salzburger Burgen durch Kaiser Maximilian I wurden beide an Andree von Weißpriach verpfändet. 1595 verkaufte Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau seine Feste Leibnitz an den Bischof von Seckau, der nach dem Aussterben der Polheimer (1575) auch deren Burg vom Salzburger Erzbischof übernommen hatte Während Polheim im Ungarnkrieg schwer gelitten hatte, war es den Türken nicht gelungen die Leibnitzer Burgen einzunehmen. Möglicherweise hatten sie es auch gar nicht versucht. Das Schloss wurde gemeinsam mit Seggau verwaltet und in dieses integriert. Es gehört noch heute dem Bistum Graz-Seckau.

Die hakenartig angelegte Burg ist nur ein Rest der im 16. Jahrhundert auf alten Mauern errichteten neu aufgebauten Anlage. Der schlichte Zweiflügelbau der Spätrenaissance macht heute keinen besonders gepflegten Eindruck. Die Zinnenmauer, die den Hof abschloss sowie der sechseckige Turm, der Ende des 17. Jahrhunderts noch bestanden hatte, sind längst verschwunden. 1693 wurde ein beträchtlicher Teil des Schlosses abgetragen. An die Renaissance erinnert noch ein malerischer zweigeschossiger, aber nur zweibogiger Arkadengang im Hof. Seine Säulen tragen im Erdgeschoß ionische Kapitelle, während sie im Obergeschoß in der Art romanischer Knospenkapitelle ausgebildet sind. Der Zugang zu den Innenräumen erfolgt durch ein einfaches Renaissanceportal an der Westseite. An der Nordfront des Gebäudes ist das Wappen des Seckauer Bischofs Rudolf Josef Graf Thun von 1693 zu sehen, das vom Leibnitzer Bildhauer Wilhelm Storer geschaffen wurde. Thun beauftragte den großen Umbau, bei dem das Schloss auf seine heutige Größe reduziert wurde.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – auf einem Hügel oberhalb der Stadt Leibnitz

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


19.01.2006