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Alt-Scharnstein


Bauherren der Burg waren die Grafen von Rebgau (Regau), die auch als Grafen von Wels-Lambach bekannt sind. Der Zeitpunkt ihrer Errichtung dürfte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gelegen sein. Graf Albert von Rebgau wird 1160 erstmals erwähnt. Nach dem Aussterben der Rebgauer wurde die Burg landesfürstlich. Ein Heinrich von Scharnstein scheint 1204 urkundlich auf. Zwischen 1278 und 1335 gehörte die Burg als Lehen den Polheimern, die ursprünglich zu den Ministerialen der Rebgauer gehörten. Gundacker von Polheim veräußerte die halbe Burg 1335 an Reinprecht und Friedrich von Wallsee. Bei einer Besitzteilung fiel die Burg an Reinprecht. Er wohnte aber nicht hier und ließ sie von Burggrafen verwalten. Die andere Hälfte der Herrschaft schenkte 1376 Martin von Polheim, der Abt von Kremsmünster war, dem Stift. 1353 gelang es den Wallseern die hohe Gerichtsbarkeit zu erhalten, aber schon 1398 wurde der Gerichtssitz auf die Burg Pernstein verlegt. 1474 gehörte das Landgericht wieder zur Herrschaft Scharnstein. 1483 starben die Wallseer mit Reinprecht V im Mannesstamm aus. Die halbe Burg gelangte über Katharina von Wallsee zuerst an Bernhard von Scherffenberg und dann an Siegmund von Schaunberg, der ebenfalls mit einer Wallseerin verheiratet war. 1492 erwarb der kaiserliche Pfleger zu Wildenstein, Christoph Jörger den Besitz. Er verkaufte ihn aber bereits fünf Jahre später an Kaiser Maximilian I. Dieser ließ um 1500 Scharnstein als Jagdstützpunkt ausbauen und von kaiserlichen Pflegern verwalten. König Ferdinand übergab die Herrschaft 1520 seinem Mundschenk Wolfgang Oeder. Auf ihn folgte als Pfandherr Johann Fernberger, dem auch die Herrschaft Eggenberg gehörte. Er ließ 1537 im Tal die Taverne Schafferleithen zum Schloss Neu-Scharnstein ausbauen. Als im folgenden Jahr die Burg durch einen Brand eingeäschert wurde, verzichtete man auf einen Wiederaufbau und überließ sie ihrem Schicksal. Dennoch wurde sie 1594 noch als verteidigungsfähige Fluchtburg bezeichnet. Nach der Einlösung der Pfandschaft kam Scharnstein 1584 neuerlich an die Jörger, die es aber in der Gegenreformation wieder verloren. 1634 erwarb das Stift Kremsmünster auch den zweiten Teil der Herrschaft. 1794 benützte man die Ruine als Steinbruch für den Bau von Wohnhäusern im Tal. Erst 1960 begann man mit einer Restaurierung der verbliebenen Mauern. Seither kümmert sich der Kultur- und Heimatverein Scharnstein um die Sicherung der Ruine. Sie gehört mit den umliegenden Wäldern nach wie vor dem Stift Kremsmünster.

Die Ruine liegt hoch über dem Tal der Alm. Mit 4500 m² ist sie relativ ausgedehnt. Es sind eigentlich drei, auf verschiedenen Felsen errichtete Anlagen. Die spätmittelalterliche Hauptburg mit dem Palas lag auf der äußersten Spitze eines zum Tießenbachtal steil abfallenden Felsens. Sie ist durch einen mehr als 10 m breiten Graben von der Vorburg getrennt. Der in drei unregelmäßigen Flügeln um einen kleinen Hof gruppierte Wohnbau wurde von einem gedrungenen Turm flankiert, an den sich eine hohe Mauer anschloss, die zu einem niedrigen Eckturm führte. Erkennbar ist auch noch der aus der Mauer vorspringende Torturm. Bei den Sicherungsmaßnahmen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten in der Burgkapelle Freskenreste freigelegt werden. Von dieser Unterburg zieht sich eine lange Sperrmauer bis ins Tal hinab, wodurch die hier verlaufende Straße blockiert werden konnte. Die Hauptburg hatte zwei Nachteile: sie war durch das benachbarte Gelände überhöht und bot keine direkte Sichtverbindung zur Talstraße. Man errichtete daher um 1200 auf einem etwas höher gelegenen Felsplateau die Oberburg. Beide Baugruppen waren durch einen gedeckten Wehrgang verbunden. Von der Oberburg hat sich der kräftige Turm am besten erhalten, während ihre Ringmauer nur mehr in Resten vorhanden ist. Die Ruine ist zum Teil stark restauriert.

Lage: Oberösterreich/Almtal - ca 16 km östlich von Gmunden

Besichtigung: jederzeit frei zugänglich


Weitere Literatur:


17.01.2006