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Gmünd (Kärnten) - Alte Burg


Das Gebiet um Gmünd gehörte ursprünglich den Grafen von Lurn, von denen es über Bischof Altmann von Trient durch eine Schenkung an das Bistum Salzburg gelangte. In der Folge wurde es zu einem ständigen Streitpunkt zwischen den Görzer Grafen und Salzburg. Möglicherweise wurde die ursprünglich romanische Burg bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Ihre Aufgabe war es, den Besitz des Salzburger Erzbistums südlich des Katschberges zu sichern und den wichtigen Pass für den Salzburger Handel freizuhalten. Außerdem schützte sie die durch Überhöhung am meisten gefährdete Nordwestecke der Stadt. 1252 wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Damals gelang es dem Erzbischof Philipp von Spanheim, den Erwählten, durch seinen Sieg in der Schlacht bei Greifenburg seine Ansprüche in Oberkärnten zu sichern. Die Friedensbedingungen wurden in der Burg Gmünd ausgehandelt, wobei innerhalb weniger Tage 18 Urkunden ausgestellt wurden. 1376 wurde die Burg zu einem bedeutenden militärischen Stützpunkt ausgebaut, der sowohl das Lieser- als auch das Maltatal kontrollierte. Türkische Streifscharen wagten 1478 angesichts der starken Befestigungen keinen Angriff. Burg und Stadt blieben nun bis 1480 in Salzburger Besitz. Erzbischof Bernhard von Rohr lag damals mit Friedrich III in Fehde und verbündete sich mit Matthias Corvinus, den Erbfeind des Kaisers. Er stellte den ins Land gerufenen ungarischen Truppen unter anderem auch die Burg Gmünd als Stützpunkt zur Verfügung. Die Ungarn konnten sich hier sieben Jahre lang halten und von hier aus die Umgebung drangsalieren. Allerdings verhielten sich die sie bekämpfenden kaiserlichen Söldner nicht besser. Erst als kaiserliche Truppen unter Reinprecht von Reichenburg 1487 Gmünd belagerten und die Burg mit schwerer Artillerie in Trümmer schossen, schloss die Besatzung einen Waffenstillstand und zog dann endgültig ab.

Gmünd gehörte nun bis 1502 den Habsburgern. In diesem Jahr verkaufte Kaiser Maximilian I die Herrschaft an den Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach, der sie seinem Privatvermögen einverleibte. Im Kaufvertrag war jedoch ein Rückkaufsrecht ausbedungen worden. Von diesem machte der Kaiser 1514 Gebrauch. Maximilian brauchte für seine Feldzüge ständig Kapital. So verpfändete er auch diese Herrschaft an seinen Erbschenk Siegmund von Dietrichstein. Als 1525 aufständische Bauern und Bergknappen Gmünd belagerten, konnte sich die Burg halten, während sich die Stadt schließlich ergeben musste. 1530 war die Herrschaft an den Salzburger Erzbischof Matthäus Lang, 1555 an den Gewerken und kaiserlichen Hauptmann Christof Pflügl sowie1594 an Sigmund Khevenhüller von Aichelberg verpfändet. Erzherzog Ferdinand II übergab 1601 Gmünd dem katholisch gebliebenen Grafen Hans Rudolf von Raitenau, den Bruder des Salzburger Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Er erwartete sich von ihm Unterstützung im Kampf gegen die Ausbreitung des Protestantismus. 1611 ging Gmünd in dessen Eigentum über. Als der neue Herrschaftsinhaber Christoph Graf von Lodron um 1644 das neu errichtete Stadtschloss in Gmünd bezog, wurde die alte Burg nur mehr als Wohnstätte für Bedienstete und arme Leute benutzt und nicht mehr sehr gepflegt. 1690 verursachte ein schweres Erdbeben den Absturz einer Gebäudeecke. Nachdem ein Brand 1886 den Dachstuhl vernichtet hatte, wurden die Schäden nicht mehr behoben und die Burg ihrem Schicksal überlassen. Noch brauchbare Bauteile, wie Türstöcke und Fenstergewände sowie eine steinerne Wendeltreppe wurden zum Bau von Bürgerhäusern in der Stadt verwendet. 1932 ging die Ruine in den Besitz der Familie Irsa über, die sie 1950 an die Stadt Gmünd verkaufte. Sie ist heute noch bemerkenswert gut erhalten. Ein Teil von ihr beherbergt ein Restaurant.

Die Burgruine ist eine unregelmäßige, vier- bis fünfgeschossige Anlage auf einer Anhöhe im Nordwesten der Kleinstadt. Ihre Bauten sind um zwei Innenhöfe gelagert. Sie stammen im Wesentlichen aus drei Bauperioden. Die erste lag zwischen dem Ende des 13. Jahrhunderts und 1487. Damals wurde die ursprünglich romanische Burg gotisch erweitert und ausgebaut. Die nächste Etappe war die Erneuerung der 1487 zerstörten Bauten durch den Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach. In die Neubauten wurden die noch erhaltenen Bauteile, wie der dickwandige Bergfried einbezogen. Der 18 m hohe quadratische Turm überragt noch heute die Ruine. Seine Seitenlängen betragen 10 m und die Mauerdicke ca. 3 m. Die dritte Bauperiode fiel in die Zeit von 1607 bis 1615, als Rudolf Graf von Raitenau durch den Baumeister Daniel Deutta den stattlichen Westtrakt mit dem Rundturm errichten ließ. An den Renaissanceausbau erinnerte ein mit dem Keutschach-Wappen versehener Gedenkstein. Er wurde aber kurz nach 1900 nach Schloss Tanzenberg gebracht. Ähnlich ging es einer Porphyrsäule mit dem gleichen Wappen, die im Bauschutt gefunden wurde. Sie befindet sich heute in der Burg Kreuzenstein. Erhalten sind noch einige Fenster aus der ersten Bauetappe sowie solche aus dem 16. Jahrhundert. Letztere zeigen profilierte Umrahmungen aus Serpentin. Etliche Türen weisen Spitz- und Kielbogen auf. Die Gewölbe der unteren Geschosse sind meist mit Stichkappen versehen. Der „Rittersaal“ liegt im Westtrakt. Hier hat sich ein Kamin mit der Datierung 1555 erhalten. In der Fassade des nördlichen Torbaues wurde beim Wiederaufbau unter Leonhard von Keutschach eine Anzahl von Steinkugeln eingemauert, die vermutlich von der Belagerung 1487 stammen. Sie haben die Form von Würfelaugen und erinnern an eine Sage, wonach ein Landsknecht das für den Bau der Burg erforderliche Kapital beim Würfelspiel gewonnen haben soll. Die Burg war mit der Stadt durch eine Wehrmauer verbunden, von der noch größere Reste vorhanden sind.

Lage: Kärnten/Maltatal – ca. 9 km nördlich von Spittal

Ort/Adresse: 9853 Gmünd, Kärnten

Besichtigung: Das Burggelände ist jederzeit frei zugänglich. Das Restaurant hat beschränkte Öffnungszeiten.

Homepage: www.alteburg.at


Weitere Literatur:


07.01.2006