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Neu-Pernstein


An der Stelle des heutigen Schlosses stand noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Bauernhof, der Hanfelderhof. Urkundlich erwähnt wird die Hube bereits 1228. Sie war ein Lehen des Stiftes Spital am Pyhrn. 1340 saß hier als Lehensnehmer Christian von Hanvelden, der zum niederen Adel zählte. 1457 gehörte der Hof Lienhart Haiden und etwas später Konrad von Hurnheim. Der Urbaramtmann Hanns Hauser, der den Hanfelderhof vom frühen 17. Jahrhundert an besaß, erreichte 1645 die Anerkennung des bisher bäuerlichen Besitzes als Adelssitz. Er verkaufte ihn aber bereits zwei Jahre später an Michael Perger. Von diesen gelangte er 1665 an den Pfleger der Herrschaft Alt-Pernstein. Als er 1689 starb, vermachte er den Hanfelderhof dem Stift Kremsmünster, dem auch Alt-Pernstein gehörte. Da es dem Pfleger ohnehin bereits auf der alten Burg zu ungemütlich geworden war, wurde der Amtssitz hierher verlegt. Der Hanfelderhof wurde nun Pfleghof genannt. In den Jahren 1715 bis 1718 wurde dieser zum heutigen Schloss ausgebaut. Architekt war Jakob Prandtauer. Erst ab dieser Zeit kam der Name Neu-Pernstein auf. Später war hier der Sitz des Distriktkommissariats und des Steuerbezirkes. Die Nebengebäude entstanden zwischen 1771 und 1774. Damals war das Schloss an Prinz Windischgraetz verpachtet. 1920 wurde es sogar an dessen Familie verkauft, kam aber 1930 wieder an das Stift Kremsmünster zurück. Das Schloss gehört heute der Stadtgemeinde Kirchdorf an der Krems und wird als Landesmusikschule genutzt. Leider verstarb der für den notwendigen Umbau vorgesehene Architekt und Stadtplaner bevor er seine Arbeit beginnen konnte. Er hatte eine konventionelle Restaurierung geplant. Nun wurde ein Architektenteam damit betraut, das sich mit dieser Aufgabe verwirklichen wollte. Es entstand ein Ensemble, das weder im Stil noch von den verwendeten Materialien her harmoniert. Die Stadt hat zwar eine tadellose Musikschule bekommen, das Schloss aber seinen Charakter weitgehend eingebüßt.

Schloss Neu-Pernstein liegt am südlichen Ortsende von Kirchdorf an der Krems. Der quadratische Bau ist um einen geräumigen Innenhof gelagert. Er hat die Form eines Vierkanthofes und kann damit seine einstige bäuerliche Vergangenheit nicht verleugnen. Von den seinerzeitigen vier Flügeln sind noch drei erhalten. Beim letzten Umbau des zweigeschossigen Gebäudes ist lediglich die neunachsige Vorderfront unverändert geblieben. Das schlichte Rundbogentor liegt in ihrer Mitte. Die zahlreichen Fenster sind sowohl an der Außen- als auch an der Hofseite vergittert. Sie sind von einfachen Putzrahmen umgeben. Die Kanten des Schlosses werden durch eine Putzquaderung betont. Den Hofwänden wurde an zwei Seiten eine Glas/Stahl-Konstruktion vorgesetzt, die die Kommunikation zwischen den einzelnen Räumen erleichtert aber in einem Schlosshof völlig deplaziert wirkt. In seiner Mitte steht ein einfacher Brunnen mit einem sechseckigen Becken. Anstelle des baufälligen Stalltraktes wurde der Baukörper des Veranstaltungsbereiches neu errichtet. Der mit Holzlamellen verkleidete Bauklotz wirkt von außen als entstellender Fremdkörper. Die 90 Innenräume des Schlosses sind bis auf einige qualitätvolle Stuckdecken und intarsierte Türen schmucklos und modern zweckmäßig eingerichtet.

Lage: Oberösterreich/Alpenvorland - ca. 30 km östlich von Gmunden

Ort/Adresse: 4560 Kirchdorf an der Krems

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


05.01.2006