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Reiteregg


Das damalige Bauerngut war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Besitz von Wolf Graswein zum Weier. 1580 gelangte es an Andree Reiter. Dessen Sohn Georg Purckhardt nannte sich bereits nach Reiteregg. Er ließ das bisher dem Pfarrer von St. Bartholomä zinspflichtige Gut in einen Edelsitz umwandeln. Allerdings dürfte er Schwierigkeiten mit der Bezahlung des seinerzeitigen Kaufpreises gehabt haben, denn das Gut wurde bald wieder von Agnes Graswein, der Witwe des Vorbesitzers übernommen und ihrem Sohn Christof Schaffmann übergeben. Dieser verkaufte es 1608 an Lorenz Welser. Er und sein Sohn Georg Christof bauten den Ansitz weiter aus und erweiterten durch Zukäufe die Herrschaft. 1660 erbte Ferdinand Ignaz Freiherr von Moscon Reiteregg. Er und sein Neffe Ferdinand ließen das Schloss neu erbauen. Der Sohn des letzteren, Franz Josef Freiherr von Moscon, dürfte keine glückliche Ehe geführt haben, denn er hinterließ 1792 die Herrschaft nicht seiner Frau sondern seiner Wirtschafterin und seiner außerehelichen Tochter. Dies führte verständlicherweise zu einem Streit, der erst beendet wurde, als der jüngere Bruder des Erblassers, Johann August Freiherr von Moscon, 1799 Reiteregg übernahm. Er ließ den alten Schlossturm abreißen und zwei vorspringende Flügel anbauen. Später verpachtete er das Gut. 1858 starb das letzte männliche Mitglied der Familie Moscon. 1870 befand sich Reiteregg kurzzeitig im Besitz der Grafen Strassoldo, doch ging es bereits 1871 an Leopold Freiherr von Hahn über. Die Mitglieder der Familie Hahn hatten zur Zeit der Monarchie hohe politische und militärische Funktionen inne. In den Jahren 1889 bis 1890 kam es zum letzten größeren Umbau, diesmal im Stil des Historismus, wobei das Schloss sein heutiges Aussehen erhielt. Unweit des Schlosses wurde ein Mausoleum errichtet, das als Familien-Begräbnisstätte dient. Die Familie Hahn besitzt das Schloss noch heute.

Reiteregg liegt westlich von Hitzendorf am schmalen Kamm eines Hügelzuges, der das Liebochtal vom Södingtal trennt. Es war bis vor dem Zweiten Weltkrieg weitgehend von Weingärten umgeben, die jedoch nach und nach in Weideland umgewidmet wurden. Das T-förmige Schloss ist ein einfacher einstöckiger Bau aus dem 17. Jahrhundert mit anschließendem geräumigen Hof. Dominiert wird die Anlage von einem zinnengekrönten viereckigen Turm. Er hat aber nur mehr dekorativen Charakter da er ein Werk des Historismus ist. Von der Umfassungsmauer haben sich noch einige Reste erhalten. Über dem Schlosstor erinnert eine Inschrift mit Chronogramm an den Umbau von 1695. Die Gesimse der einzelnen Schlosstrakte sind mit 32 Wappen verziert. Da 1945 keine Besatzungstruppen im Schloss einquartiert wurden, konnte die ursprüngliche Einrichtung weitgehend erhalten werden. Dazu gehören etliche gerahmte Bilder, bei denen es sich um ehemalige Supraporten aus dem benachbarten Schloss Schütting handelt. Die der Hl. Maria geweihte Kapelle vor dem Schloss wurde um 1800 von den Freiherren Moscon neu ausgestattet. Sie trägt das Wappen des Reichsfreiherrn Leopold von Hahn. In ihr befindet sich eine Glocke aus dem Jahr 1670. Kulturhistorisch interessant ist eine Pestsäule, die an der Zufahrt zum Schloss steht. In der Art barocker Repräsentationsbauten ist sie mit Obst- und Blumengirlanden verziert. In Nischen sind Figuren aufgestellt, die die Heiligen Sebastian, Urban, Franziskus und Antonius darstellen. Die Säule ist jedoch eine Kopie, da das Original vor einigen Jahren durch einen umgestürzten Baum zerstört wurde.

Lage: Steiermark/Graz-Umgebung – ca. 10 km westlich von Graz

Ort/Adresse: 8151 Hitzendorf

Besichtigung: nur von außen möglich


Weitere Literatur:


30.12.2005