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Trautenburg


Das heutige Schloss ist aus einem Meierhof der Burg Schmierenberg entstanden. Dieser wird 1243 erstmals erwähnt. Im Gegensatz zu Schmierenberg, das ein Lehen des Klosters St. Paul im Lavanttal war, gehörte dieser Meierhof als freies Eigen den jeweiligen Burgherren. Er wurde jedoch schon früh von der Herrschaft Schmierenberg abgetrennt. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts verlieh Ulrich von Wallsee den Hof an die Grazer Bürgerfamilie Wakkerzil, die ihn zu einem Edelsitz ausbaute. Sie durfte ihn auch behalten als die Lehenshoheit von den Wallseern an die Grafen von Cilli übergegangen war. Sigmund Wakkerzil ließ im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts die später barock umgebaute Kapelle errichten. Von seiner Familie kam der Ansitz 1493 an die Herren von Trautmannsdorf. Diese stellten damals die Salzburger Vizedome zu Seggau. Ehrenreich von Trautmannsdorf ließ ab 1581 den immer noch bescheidenen Ansitz zum vierflügeligen Schloss ausbauen. Gleichzeitig wurde die bisher kleine Herrschaft durch Zukäufe deutlich vergrößert. Ehrenreich hätte als Protestant 1630 das Land verlassen müssen. Er ignorierte aber alle amtlichen Aufforderungen und starb 1636 auf seinem Schloss, das er mittlerweile seinem katholisch gewordenen Sohn Ott Ehrenreich übergeben hatte. Um diese Zeit erhielt das Schloss, das bisher Leutschach genannt wurde, seinen heutigen Namen. Durch Erbschaft kam Trautenburg an Wolf Maximilian Freiherrn von Eibiswald.

Erbschaftsstreitigkeiten führten dazu, dass Franz Graf Lengheim 1701 mit 19 Bewaffneten das Schloss stürmte, das kurz zuvor Max Josef Freiherrn von Glojach zugesprochen worden war. Er nahm den Verwalter gefangen und ließ das Vieh der Bauern wegtreiben. Nach Glojachs Tod wurde die schwer verschuldete Herrschaft sequestriert. Mangels Interesse musste sie 1759 weit unter ihrem Wert an Josef Boset verkauft werden. Zehn Jahre später wurde dieser mit dem Prädikat „von Trautenburg“ in den Ritterstand erhoben. 1837 erwarben Cajetan und Antonie Bouvier den Besitz. Er ging später an Graf und Gräfin Anton und Camilla Ostrowski über. 1944 wurde das Gebäude von verirrten amerikanischen Fliegerbomben getroffen, wodurch der Südtrakt mit dem parkseitigen Turm zerstört wurde. Drei Schlossbewohner wurden dabei getötet. 1945 hausten hier zuerst die Partisanen, dann die Bulgaren, Russen und schließlich die Engländer. 1974 wurde Trautenburg vom ehemaligen Bürgermeister von Laxenburg Herbert I Rauch-Höphffner von Brendt erworben. Er und sein gleichnamiger Sohn nahmen die notwendigen Restaurierungen vor. Die der Monarchie verbundene Familie hat das Schloss mit Erinnerungsstücken ausstatten und die Kapelle nach dessen Seeligsprechung, Kaiser Karl weihen lassen. Berichten der Eigentümer zufolge, gehört das Gebäude zu den Spukschlössern Österreichs. Die rumorenden Geister dürften nicht einmal durch den weitgehenden Umbau des Schlosses im 19. Jahrhundert vertrieben worden sein.

Schloss Trautenburg liegt unweit von Leutschach inmitten eines Parks. Es ist ein Bau des 17. Jahrhunderts. Die Wehrmauern und Gräben, die einst den Bau umgaben, sind heute fast ganz verschwunden. Von den einst vier Ecktürmen sind noch zwei erhalten. Das regelmäßig viereckige Gebäude umschließt mit seinen vier Flügeln einen großen Hof. Die Fassaden sind kaisergelb. Das mit einem steinernen Ziergiebel versehene Burgtor stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das im Giebelfeld angebrachte Steinrelief mit dem Wappen der Rauch-Höphffner ist eine Zutat des 20. Jahrhunderts. In der Einfahrt weist eine Inschrift auf die 1854 durch Ignaz Kreutzberger erfolgte Renovierung hin. Neben dem Burgtor dominiert ein starker Rundturm die gesamte Anlage. Er wurde aber erst 1902 durch ein aufgesetztes Achteck mit Pyramidendach zu einer Art Bergfried erhöht und mit einem Wehrgang versehen. Seine vier gekuppelten Fenster erinnern historisierend an die dell’Allio Tradition steirischer Schlösser. Im Turm befindet sich die mit einer Holzdecke versehene sog. Waffenhalle, darunter das angebliche Verlies. Dem Westflügel sind im inneren Hof auf Pfeilern ruhende Erdgeschoßarkaden vorgelagert. Das Obergeschoß zeigt in diesem Bereich Rundbogenfenster. Dahinter liegen die sog. Kaiserzimmer. Im Hof stehen zwei lebensgroße Statuen von Giovanni Giuliani. In der Nordwestecke führt eine Wendeltreppe zu den Wohnräumen. Dem Obergeschoß des Ostflügels ist ein auf schweren mittelalterlichen Kragsteinen liegender offener Gang vorgesetzt. Im Erdgeschoß haben sich zwei Türen aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Die Kapelle wurde im 15. Jahrhundert dem Hl. Antonius von Padua geweiht. Sie wurde 1662 erneuert. Im Nordflügel wurde 1864 ein großer Festsaal geschaffen. Davor springt ein auf Säulen ruhender Balkon mit eigenem Dach vor. Er stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das nordwestliche Eckzimmer ist mit einer Musikempore versehen. Von der einst prächtigen Ausstattung der Wohnräume haben sich ein Rokoko-Ofen aus der Zeit um 1760 sowie zwei Empire-Öfen (um 1800) erhalten. Im Keller sind zwei Gewölbe aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Der Schlosspark wurde im 19. Jahrhundert angelegt. Auch der Meierhof stammt aus dieser Zeit. An der zum Schloss führenden Allee liegt ein Kellergebäude mit einem romanischen Säulenkapitell.

Lage: Steiermark/Südsteiermark – ca. 15 km südwestlich von Leibnitz

Besichtigung: üblicherweise nur von außen möglich


Weitere Literatur:


23.12.2005