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Finkenstein (Alt-Finkenstein)


Südwestlich des Faakersees liegt in 840 m Höhe auf einem steil abfallenden Felskegel die stattliche Ruine Finkenstein. Im Gegensatz zu den meisten Burgen des Landes, die als militärische Zweckbauten weitestgehend schmucklos gehalten sind, findet man in Finkenstein durchaus auch künstlerisch ansprechende Details. Die ältesten Mauerteile sind noch romanisch, doch fand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Umbau im Sinne der Spätgotik statt. Von der Vorburg sind noch die Umfassungsmauern sowie einige Innenmauern erhalten. Zwischen Wehrmauern und Gebäuderesten führt der schmale Burgweg durch drei Tore zur Hochburg. Das letzte davon ist besonders gut erhalten. Es wurde wohl kurz nach 1508 errichtet. Das mehrfach profilierte Tuffsteingewände dieses Portals endet in einem gotischen Kielbogen. In seiner Spitze erkennt man das steinerne Dietrichstein-Wappen mit den zwei Rebmessern. Neben dem Tor springt ein dreigeschossiger Rundturm aus der nördlichen Wehrmauer vor. An seiner Innenseite haben sich etliche Runddienste mit Wulstkapitellen sowie einige Schießscharten erhalten. In den beiden oberen Geschossen weist er segmentbogige Fenster auf. Der steile Weg führt in den weiträumigen Hof, dessen Ostseite von einer dicht verbauten Gebäudegruppe begrenzt wird. Sie wurde einst vom quadratischen Bergfried (7 x 7 m) dominiert, doch ist dieser wegen Baufälligkeit zum Großteil abgetragen worden. Der aus Bruchsteinen errichtete und mit einer Eckquaderung versehene Bergfried stammt aus dem 12./13. Jahrhundert, doch deuten im oberen Bereich Baunähte auf einen späteren Ausbau hin. Um ihn herum lagen die Wohnräume der Wachmannschaften und des Gesindes, sowie die Stallungen.

Neben dem ehemaligen Bergfried springt ein weiterer Rundturm vor. An der durch einen Steilhang gesicherten Südseite befand sich die gotische Kapelle. Sie war dem Hl. Bartholomäus geweiht. Ihre Apsis ist noch teilweise erhalten. Die Gewölberippen wiesen Birnstabprofile auf. Ansonsten ist von den Gebäuden an der Südseite nur wenig erhalten. Die gesamte Nordwestseite des Hofes wurde vom Palas eingenommen. Er enthielt den neben Hohensalzburg größten und prächtigsten spätgotischen Saal Österreichs. Er ist ein wichtiges Beispiel für die profane Architektur des frühen 16. Jahrhunderts. Von ihm existiert heute allerdings nur mehr die 15 m lange Außenwand mit fünf ungewöhnlich großzügig dimensionierten und aufwändig profilierten Kielbogenfenstern im ersten Stock und drei segmentbogigen Fensternischen im Erdgeschoß. Als der Palas errichtet wurde, hatte man diese Fenster aus der im Erdgeschoß 2,5 m dicken Ringmauer des 14. Jahrhunderts, die nun zur Außenwand des Saalbaues wurde, gebrochen. Die Qualität der architektonischen Gestaltung ist an den Details der steingehauenen Wandvorlagen mit ihren geriefelten Sockeln und den Fenster- und Nischengewänden zu erkennen. Vermutlich befand sich vor dem großen Mittelfenster des Obergeschosses ein Balkon. Dem Palas war im Nordwesten ein Zwinger vorgelagert, der in Friedenszeiten als Ziergarten diente. Er ist vom Palas aus durch ein segmentbogiges Portal zugänglich, das an der Außenseite von Säulen eingefasst ist. Die massiven Wehrmauern des einstigen Zwingers begrenzen heute eine moderne Freiluftarena.

Im 12. Jahrhundert war Finkenstein Sitz eines gleichnamigen Ministerialengeschlechtes, das von den Schenken von Osterwitz abstammte. Die Burg war ursprünglich ein Lehen des Bistums Bamberg. 1142 werden erstmals ein Gotboldus und Wernherus de Vinkhenstain urkundlich erwähnt. Obwohl er bambergischer Untertan war, stand Heinrich von Finkenstein 1233 in einer Fehde zwischen dem Kärntner Herzog Bernhard und dem Bischof Eckbert von Bamberg auf der Seite des Landesfürsten. Es gelang ihm, den Bischof gefangen zu nehmen und sechs Wochen lang auf der Burg Finkenstein festzuhalten. Er wurde für diese Missetat zwar vom Papst gebannt, ließ den Kirchenfürst aber erst auf Druck des Herzogs Friedrich von Österreich und des Salzburger Erzbischofs Eberhard II wieder frei. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war Cholo von Vinkhenstain einer der zahlreichen Turnierpartner des Minnesängers Ulrich von Liechtenstein. 1268 hatte Otto von Finkenstein die Vogtei über die Probstei Maria Wörth inne. Die Finkensteiner dürften um 1340 ausgestorben sein. Damit fiel die Burg an die Herzöge von Kärnten bzw. an die Habsburger. Nun wurde sie zuerst an die Weissenegger verliehen und dann mehrfach verpfändet bzw. durch Pfleger verwaltet. Als Ostösterreich 1469 von den Türken bedroht wurde und er mit seinem Bruder Albrecht VI im Streit lag, ließ Kaiser Friedrich III seine Gattin Eleonore von Portugal und seine Kinder Maximilian und Kunigunde hierher in Sicherheit bringen. Dies zeigt, welche Bedeutung die Burg damals hatte. Ihr Pfleger war der durchschlagskräftige Siegmund Kreutzer, der dem Kaiser auch durch die Überrumpelung der Hollenburg einen Dienst erwiesen hatte.

In seinen Reisetagebüchern beschrieb 1486 Paolo Santonin, der Sekretär des Bischofs von Caorle, die gastfreundliche Aufnahme der beiden durch den Burghauptmann Sigismund Skodl und seine Frau Omelia. Bei dieser Gelegenheit erwähnte er die exquisite Ausstattung der Burg sowie die reichhaltigen Speisen, die man hier einzunehmen pflegte. Kaiser Maximilian I betraute 1508 seinen Günstling Sigmund von Dietrichstein, mit der Pflegschaft von Finkenstein. 1514 übergab er ihm die Herrschaft gemeinsam mit Hollenburg als freies Eigen. Bald danach wurde Siegismund in den Freiherrenstand erhoben und Finkenstein mit der hohen Gerichtsbarkeit ausgestattet. Angeblich war die Gattin Siegismunds, Barbara von Rottal, eine außereheliche Tochter Maximilians, was die besondere Gunst des Kaisers erklären würde. Dies wird aber von manchen Historikern bestritten. Nun erfolgten ein Ausbau der Burg und eine gediegene Ausstattung des Inneren. 1647 brachte Sigmund Ludwig von Dietrichstein Finkenstein gemeinsam mit Landskron, Velden und Hollenburg in den Familien-Fideikomiss ein. In der Burgkapelle wurden noch 1768 Messen gelesen. Die Burg verkam jedoch zur Ruine als 1795 das Schloss Neu-Finkenstein an der Gailtalbrücke bezogen wurde. Ihre wehrpolitische Bedeutung hatte sie ja bereits längst eingebüßt. Finkenstein blieb im Familienbesitz der Dietrichstein bis 1861 als Graf Johann Douglas, der letzte des Kärntner Zweiges, starb. Die zahlreiche Erbengemeinschaft verkaufte das Forstgut erst 1913 an Ludwig Wittgenstein. Dessen Adoptivsohn Hans Maresch musste es 1939 an die Reichsforste abtreten, von denen es 1945 an die Österreichischen Bundesforste überging. 1980 erwarben Gerhard und Christine Satran die Ruine. Man errichtete im Burghof ein Restaurant und baute den großen Zwinger im Nordwesten zu einer Freiluftarena aus. Dieser Umbau hat wohl einerseits die Erhaltung der Burg ermöglicht, anderseits ihren Reiz durch störende Einbauten empfindlich beeinträchtigt. Hier finden in den Sommermonaten beliebte Großveranstaltungen wie Popkonzerte und Musicals statt.

Lage: Kärnten/Gailtal – ca. 10 km südöstlich von Villach

Besichtigung: frei zugänglich


Weitere Literatur:


21.12.2005